Künstliche Intelligenz im Praxistest: Zwischen Investitionsboom und Sicherheitslücke

Künstliche Intelligenz wird in der Dienstleistungsbranche immer stärker eingesetzt – doch vielen Unternehmen fehlen Absicherungsstrategien, Know-how und ein klarer regulatorischer Kompass. Die Hiscox KI-Umfrage 2025 zeigt, wo Investitionen blühen – und wo Risiken unterschätzt werden.

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Marc Thamm, Product Head Technology, Media, Communications bei HiscoxMarc Thamm, Product Head Technology, Media, Communications bei HiscoxHiscox

Die wirtschaftliche Relevanz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist im deutschen Dienstleistungssektor längst anerkannt. 54 Prozent der von Hiscox befragten Entscheiderinnen und Anwenderinnen nutzen KI bereits – sei es in ersten Pilotprojekten (39 %) oder intensiv im täglichen Geschäft (15 %). Weitere 21 Prozent stehen kurz vor dem Einstieg. Bemerkenswert: Kein einziges Unternehmen hält KI für irrelevant.

Die Ziele sind ambitioniert. 54 Prozent wollen durch KI effizienter arbeiten, 48 Prozent ihre Qualität steigern und 36 Prozent Kosten senken. Praktisch zeigt sich KI bislang vor allem als Tool zur Datenanalyse, für Übersetzungen, Recherchen oder die Automatisierung von Routineprozessen.

Diese hohen Erwartungen führen auch zu steigenden Investitionen: 73 Prozent der Unternehmen nutzen kostenpflichtige Lösungen. Bei 23 Prozent lag das Investitionsvolumen im letzten Jahr über 20.000 Euro, bei 16 Prozent sogar über 100.000 Euro. Gleichzeitig glauben 65 Prozent der Befragten, dass KI ihre Wettbewerbsposition stärkt – unter den Entscheidenden sind es sogar 81 Prozent.

Doch die Euphorie hat Schattenseiten: Vor allem beim Risikomanagement besteht Nachholbedarf. Nur 25 Prozent der Unternehmen sind gegen Risiken im Zusammenhang mit KI versichert. 14 Prozent wissen nicht einmal, ob sie versichert sind, 15 Prozent halten eine Absicherung gar für unmöglich. Auch beim internen Know-how herrschen Defizite: 64 Prozent der Mitarbeitenden haben keine oder unzureichende Kenntnisse zur sicheren KI-Nutzung – selbst unter Entscheidenden beträgt der Anteil 53 Prozent.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen ein differenziertes Bild der KI-Nutzung. Zwar haben deutsche Unternehmen die wirtschaftliche Bedeutung von Künstlicher Intelligenz erkannt. Gleichzeitig bestehen aber erhebliche Wissenslücken und vor allem mangelt es an Absicherung gegen potenzielle Risiken“, warnt Marc Thamm, Product Head Technology, Media, Communications bei Hiscox. „Ich sehe aber auch die Versicherungsbranche stark in der Pflicht: Dass so viele Unternehmen sich mit der Absicherung noch gar nicht befasst haben, deutet auf mangelnde Kommunikation seitens der Versicherer hin.“

Die größten Herausforderungen sind laut Umfrage der Datenschutz (40 %), Fehleranfälligkeit der Technologie (36 %) und rechtliche Unsicherheiten (42 %), etwa durch den neuen AI Act der EU. Dieser verlangt unter anderem Schulungen und Dokumentationen – und bringt damit nicht nur juristische Anforderungen, sondern auch neue Haftungsrisiken mit sich.

Hiscox sieht sich hier in der Verantwortung: „Wir versichern das Nutzen oder Ermöglichen von KI-Technologien im Rahmen und Umfang der Hiscox Berufshaftpflicht-Versicherungen mit – und setzen auf maximale Transparenz“, so Thamm.

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