Kritik an EU-Datenverordnung: Versicherer und Banken warnen vor Kosten und Bürokratie

Versicherer und Kreditinstitute in Deutschland äußern Bedenken gegenüber dem Entwurf der Financial Data Access Regulation (FiDA) der EU-Kommission. Sie bezweifeln, dass FiDA Innovation und Wettbewerb im Finanzwesen fördert und den Kunden nützt.

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Ralphs_Fotos / pixabay

Anlässlich des Treffens der Ratsarbeitsgruppe am 25. Oktober und der aktuellen Diskussionen im Rat der Europäischen Union zur Financial Data Access Regulation (FiDA) haben Versicherer und Kreditinstitute in Deutschland ihre kritische Haltung zum Verordnungsentwurf der EU-Kommission betont.

Die Verbände sind der Meinung, dass das Ziel von FiDA, Innovation und Wettbewerb im Finanzwesen zu fördern, nicht erreicht wird. Auch der Nutzen für die Kunden bleibt unklar. „Gegenwärtig ist noch unklar, ob und in welchem Umfang die Kunden dieses neue Datenaustauschmodell überhaupt nachfragen", sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Folglich stehen Aufwand und Kosten für die Umsetzung aktuell in keinem Verhältnis zum erkennbaren Nutzen für Verbraucher.

Zusammen mit der Deutschen Kreditwirtschaft hat der GDV ein Positionspapier zum offenen Finanzwesen erstellt. Damit reagieren die Verbände auch auf die Pläne der ungarischen Ratspräsidentschaft, trotz noch offener Fragen zu FiDA schnell zu einer allgemeinen Ausrichtung zu gelangen.

Die deutschen Verbände kritisieren den weiten Geltungsbereich und die pauschale Einführung des Datenaustauschs. „Den Unternehmen werden erhebliche Investitionen auferlegt – für den Aufbau neuer Datensysteme, Kundenschnittstellen und Dashboards. Diese Ressourcen fehlen dann an anderer Stelle der digitalen Transformation", so Asmussen.

Laut den Verbänden droht FiDA, sich als schwerfälliges und ineffizientes Regelwerk zu erweisen. „Anstatt die versprochene Innovationskraft freizusetzen, laufen wir Gefahr, einen bürokratischen Apparat zu schaffen, der die wirtschaftlichen Chancen blockiert", warnt Asmussen.

Der Finanzsektor plädiert stattdessen für eine schrittweise Einführung von FiDA nach Produktkategorien. „Ein Step-by-step-Ansatz, der sich auf standardisierte Daten und Produkte fokussiert, ist der einzig gangbare Weg", erklärt Asmussen. Zudem fordern die Verbände längere und somit realistische Umsetzungsfristen sowie flexible Überprüfungszeiträume, um der Komplexität der Auflagen gerecht zu werden.

Versicherer und Kreditinstitute als Verfasser des Positionspapiers betonen auch die Bedeutung einer präzisen Datendefinition und sprechen sich dafür aus, dass sich diese auf Rohdaten konzentrieren sollte. „Von Unternehmen angereicherte Daten sollten von den Regelungen ausgenommen werden", so Asmussen. Sensible Daten, Geschäftsgeheimnisse und Daten Dritter sollten nicht Bestandteil des Datenaustauschs sein. Zudem sollte die Anforderung für das Teilen der Daten in Echtzeit nur dann gelten, wenn ein klarer Vorteil für die Kunden oder Datennutzer erkennbar und technisch machbar ist.

Nachdem der Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments seinen Bericht im April verabschiedet hat, muss dieser noch vom Plenum bestätigt werden. Dann können die sogenannten Trilog-Verhandlungen mit der Europäischen Kommission und dem Rat der EU beginnen. Eine Einigung im Rat ist im November zu erwarten.

Auch länderübergreifend hat der GDV ein Positionspapier erarbeitet, zusammen mit dem französischen Versicherungsverband France Assureurs. Damit wollen die beiden Verbände ihre Perspektiven und Anliegen in die laufenden Verhandlungen auf europäischer Ebene einbringen.

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