Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Versicherungsvertrieb bietet neue Chancen, birgt aber auch Risiken. Vermittler fordern klare Regeln und betonen, dass KI den Grundsatz der persönlichen Beratung nicht ersetzen darf.
Die Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend als potenzieller „Gamechanger“ im Versicherungsvertrieb diskutiert. Vermittlerbetriebe könnten durch den Einsatz KI-gestützter Anwendungen ihre Effizienz steigern und Prozesse sowohl intern als auch extern optimieren. Die Verarbeitung großer Datenmengen bietet dabei neue Möglichkeiten, Kundenbedürfnisse gezielter zu erkennen und maßgeschneiderte Angebote zu erstellen. Doch trotz dieser Chancen bleibt die Technologie mit erheblichen Risiken verbunden, besonders auf rechtlicher und ethischer Ebene.
In der 'Bonner Erklärung' fordern Vermittler-Verbände klare Regeln für den Umgang mit KI. Sie betonen, dass die ethischen Grundsätze im Umgang mit dieser Technologie im Vordergrund stehen müssen. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) spricht sich dabei für bestimmte Leitlinien aus, die den Einsatz von KI im Versicherungsvertrieb regeln sollen.
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Transparenz und Erklärbarkeit
Ein zentraler Punkt ist die Transparenz von KI-Modellen. Die Vermittler fordern, dass KI-gestützte Prozesse für die Kunden nachvollziehbar und erklärbar bleiben. Dies betrifft insbesondere Anwendungen, die Entscheidungen über Vertragsabschlüsse, Risikobewertungen oder Prämienfestsetzungen beeinflussen. Die vollständige Transparenz über den Einsatz von KI durch Versicherungsunternehmen, wenn sie Geschäftsprozesse der Vermittler berühren, sei unerlässlich. -
Menschliche Aufsicht und Verantwortung
Ein weiteres Prinzip, auf das die Vermittler pochen, ist die menschliche Aufsicht über KI-Systeme. Es müsse stets gewährleistet sein, dass die endgültige Entscheidung und die Verantwortung bei einem Menschen liegen. Auch klare Zuständigkeiten für die Überwachung von KI-Prozessen sollen festgelegt werden. -
Fairness und Nicht-Diskriminierung
Der Einsatz von KI dürfe nicht zu Diskriminierung führen, fordern die Vermittler. Insbesondere bei der Prämiengestaltung oder der Bewertung von Risiken sei darauf zu achten, dass faire und nicht-diskriminierende Praktiken angewendet werden. Versicherer und Vermittlerbetriebe sollten dabei gleichsam sicherstellen, dass KI-Anwendungen nicht zu ungewollten Ungleichbehandlungen führen. -
Datenverwaltung und Sicherheit
Ein weiteres zentrales Thema ist die Sicherheit der Datenverwaltung. Vermittlerbetriebe fordern, dass die Datenpräzision und der Datenschutz höchsten Standards entsprechen. Die Verwaltung von Daten muss den gesetzlichen Anforderungen genügen, insbesondere in Bezug auf den Schutz der sensiblen Daten von Kunden. -
Leistungsfähigkeit und Robustheit
Vermittler und Versicherer sollten sicherstellen, dass KI-Systeme robust und leistungsfähig sind. Es dürfe nicht passieren, dass durch fehlerhafte Algorithmen Kunden benachteiligt oder falsche Entscheidungen getroffen werden.
Obwohl KI zweifellos das Potenzial hat, die Branche zu revolutionieren, stehen Vermittlerbetriebe und der BVK einer unkontrollierten Einführung kritisch gegenüber. Sie sprechen sich klar dafür aus, dass der Grundsatz „Kein Vertrieb ohne persönliche Beratung“ weiterhin maßgebend bleiben muss.
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