Gerade im Finanzsektor tauchen regelmäßig komplexe rechtliche Fragestellungen auf, die mittelständische Banken und Finanzdienstleistungsnetzwerke häufig nicht mit internem Personal lösen können. Es kann sich daher lohnen, spezialisierte externe Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen.
In der Finanzindustrie, insbesondere in stark produkt- und vertriebsorientierten Organisationen, treten regelmäßig verschiedene rechtliche Herausforderungen auf, die die Geschäftstätigkeit beeinflussen können. So müssen Finanzunternehmen beispielsweise eine Vielzahl von Regulierungen einhalten, die sich je nach Markt und Produktart unterscheiden können. Dazu gehören Vorschriften bezüglich der Kapitalanforderungen, des Risikomanagements, der Transparenz und der Berichterstattung. Die Einhaltung dieser Regulierungen ist komplex und erfordert ständige Aufmerksamkeit und Anpassung. Auch der Schutz der Verbraucher spielt eine zentrale Rolle in der Finanzindustrie. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Produkte und Dienstleistungen den gesetzlichen Anforderungen an Fairness und Transparenz entsprechen. Dazu gehört auch die klare und verständliche Kommunikation von Produktinformationen und Risiken an die Kunden. Oder der Bereich Vertragsmanagement und Haftungsfragen: In produkt- und vertriebsorientierten Organisationen sind effektive Vertragsmanagementprozesse entscheidend, um die Einhaltung vertraglicher Verpflichtungen zu gewährleisten und Haftungsrisiken zu minimieren. Verträge müssen klar formuliert sein und alle relevanten rechtlichen Aspekte abdecken.
„Das sind Fragestellungen, die insbesondere für mittelständische, auch genossenschaftlich organisierte Banken und Finanzdienstleistungsgesellschaften zu großen Herausforderungen führen können, die es zu lösen gilt. Aber das ist häufig gar nicht so einfach, denn in mittelständischen Organisationen ist oftmals intern nicht ausreichend juristische Kompetenz für wirtschaftsrechtliche Spezialthemen vorhanden“, sagt Dr. Tim Banerjee, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei für Vertriebs- und Finanzdienstleistungsrecht Banerjee & Kollegen aus Mönchengladbach.
Es sei in der Regel kaum möglich, neben den typischen zivilrechtlichen Fragen, die in jedem Unternehmen immer wieder auftauchten, zusätzlich auch sensible bank- und finanzrechtliche Aufgaben zu lösen. Kleine Banken unterliegen laut Dr. Tim Banerjee beispielsweise den gleichen strengen bankenaufsichtsrechtlichen Regelungen wie größere Institute. Dies beinhalte Kapitalanforderungen, Liquiditätsvorschriften und Vorgaben zur Risikobewertung und -steuerung gemäß den Basel-III-Standards sowie den lokalen gesetzlichen Bestimmungen. Mit der steigenden Digitalisierung müssten Banken und Finanzdienstleistungsnetzwerke auch sicherstellen, dass sie umfassende Maßnahmen zum Schutz persönlicher Daten und zur Abwehr von Cyberbedrohungen implementierten, was insbesondere die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einschließe. Zudem müssten Finanzvertriebsorganisationen sicherstellen, dass sie faire und transparente Geschäftspraktiken anwenden, die den Verbraucherschutzgesetzen entsprächen.
Auf dieser Grundlage sieht der Wirtschaftsrechtsanwalt und Gründer der Kanzlei mit Schwerpunkt auf Handelsvertreter nach § 84 Handelsgesetzbuch und Finanzdienstleistungsunternehmen und -unternehmer, die nach § 34 Gewerbeordnung reguliert sind, sowie mittelständische Banken einen besonderen Mehrwert in der Inanspruchnahme externer Rechtsberatung. „Externe Rechtsanwälte bringen oft eine spezialisierte Expertise mit, die es ihnen ermöglicht, komplexe und sich ständig ändernde regulatorische Anforderungen effektiv zu navigieren. Der Aufbau interner Kapazitäten, insbesondere in spezialisierten rechtlichen Bereichen, kann für mittelständische Banken und Vertriebspools sehr kostspielig sein. Externe Berater ermöglichen es, bei Bedarf auf Fachwissen zuzugreifen, ohne die fixen Kosten einer permanenten internen Rechtsabteilung tragen zu müssen.“
Externe Rechtsberater könnten auch schnell hinzugezogen werden, um auf spezifische Herausforderungen oder Änderungen in der regulatorischen Landschaft zu reagieren. Dies biete eine flexible Lösung, die es genossenschaftlichen Banken ermögliche, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, während sie gleichzeitig rechtlich abgesichert seien. Der Einsatz externer Berater könne zudem helfen, mögliche Interessenkonflikte innerhalb der Organisation zu vermeiden, indem eine unabhängige und objektive Perspektive gewährleistet werde.
Zusammengefasst sieht Dr. Tim Banerjee einen wachsenden Bedarf an externer Rechtsberatung für mittelständische Banken und Finanzdienstleistungsnetzwerke, um von spezialisiertem Wissen und spezifischen Erfahrungen zu profitieren und auch eine kosteneffiziente und flexible Lösung für die Einhaltung komplexer rechtlicher und regulatorischer Anforderungen zu erhalten. „Dies unterstützt sie dabei, ihre Ressourcen optimal zu nutzen und sich auf das Wachstum und die Entwicklung ihres Kerngeschäftes zu konzentrieren.“
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