Die Spekulationen vor dem EZB-Entscheid Anfang Juni schlagen große Wellen. Die Fed scheint hingegen einige Zeit abzuwarten, bevor sie die Zinsen senken wird. Eine Vielzahl von Marktteilnehmern geht nach wie vor davon aus, dass die Leitzinsen im Rahmen der kommenden EZB-Sitzung Anfang Juni gesenkt werden.
Qualitypool-Geschäftsführer Jörg Haffner ordnet die jüngsten Entwicklungen ein: „Von der Notenbank selbst kamen Hinweise, dass das Inflationsziel von 2,0 Prozent mittelfristig erreicht werden kann, etwa im Protokoll eines Meetings Mitte April in Frankfurt. Aktuell sammelt die EZB letzte aussagekräftige Daten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Einige Notenbankmitglieder haben darauf hingewiesen, dass die Inflation in den kommenden Monaten noch einmal stagnieren oder leicht steigen könnte. Für Bedenken sorgen das starke Lohnwachstum und der konstante Verlauf der Inflation im Dienstleistungsbereich. Die Entscheidung für eine erste Zinssenkung im Juni könnte demnach tatsächlich fallen, ist aber nicht zu 100 Prozent in trockenen Tüchern.“
Die US-Notenbank Fed könnte noch längere Zeit nicht an der Zinsschraube drehen. „Fed-Chef Powell hat sich wiederholt kritisch zur Entwicklung der US-Inflation geäußert, die im März um 3,5 Prozent zum Vorjahr gestiegen ist“, meint Jörg Haffner.
Die Fed möchte eine verfrühte Zinswende, bevor sich die Verbraucherpreise dauerhaft dem Inflationsziel angeglichen haben, um jeden Preis vermeiden. Powell gab im Rahmen des letzten Fed-Entscheids bekannt, dass eine Wende der Zinspolitik nicht angebracht sei, solange nicht mehr Gewissheit darüber herrsche, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig dem Inflationsziel nähert. Hinzu kommt der Fakt, dass im Herbst die US-Wahlen anstehen und die Federal Reserve sich im Vorfeld möglichst neutral verhalten will. Der Arbeitsmarkt zeigt sich ebenfalls stark – momentan ist eine baldige Zinssenkung also nicht absehbar.
Aktuelle Entwicklung der Baufinanzierungszinsen
Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen stiegen im Verlauf des April leicht auf 3,07 Prozent bei 10-jährigen Zinsbindungen bzw. 3,23 Prozent bei 15-jährigen Zinsbindungen. Verschiedene Produktpartner erhöhten ihre Finanzierungskonditionen leicht. Bis Anfang Mai erreichten die Zinsen 3,22 Prozent (10-jährige Zinsbindungen) und 3,30 Prozent (15-jährige Zinsbindungen).
„Die ersten Zinsschritte der Notenbanken waren nach den Spekulationen zu Jahresbeginn eingepreist“, schaut Jörg Haffner zurück. „Jetzt haben negative konjunkturelle Einflüsse, vor allem in den USA, die Euphorie eingebremst und sorgen für mehr Pessimismus. Nach wie vor sieht es danach aus, dass die EZB vor der Fed die ersten Zinsschritte unternehmen wird. Tendenz: kurzfristig leicht steigend und langfristig
rückläufig.
Eine ungewöhnliche Situation für beide Notenbanken, welche die Währungshüter in ihre Überlegungen einbeziehen müssen. Die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen vollzogen zuletzt einen leichten Aufwärtstrend, und die Bauzinsen sind leicht gestiegen. Weitere Tendenzen können wir im Rahmen des EZB-Entscheids Anfang Juni absehen.“
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