Photo credit: depositphotos.com
Überall werden Spezialisten für Cyberkriminalität gesucht, um die ständig wachsenden Netzwerke von Unternehmen, Regierungen und Organisationen vor Bedrohungen zu schützen und all die Unmengen an sensiblen Daten möglichst gut abzusichern. Laut dem bereits für 2024 vom World Economic Forum veröffentlichten Global Risks Report stellt sie eines der Hauptrisiken unserer Zeit dar, dem man sich verstärkt annehmen muss, um alle Systeme fit für die Zukunft zu machen.
Als ebenso bedenklich wird in diesem Bericht jedoch auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eingestuft und zwar hinsichtlich der von ihr generierten Falschinformationen und daraus resultierenden Folgen. Die hoch gelobte Technologie ist damit ebenfalls eine Gefahrenquelle an sich. Gleichzeitig hört man jedoch, dass KI nicht nur dabei hilft, die Cybersicherheit wesentlich zu verbessern, sondern in diesem Kontext sogar als absolut unverzichtbares Tool gilt.
Das mag zunächst widersprüchlich klingen, doch Fakt ist: Beides stimmt. Sehen wir uns dazu im Detail an, was es mit der Problematik auf sich hat.
Wie funktioniert Künstliche Intelligenz eigentlich?
Apps, Suchmaschinen oder sonstige Computersysteme, die mithilfe von KI agieren, sind längst Teil unseres Alltags geworden. Mitunter bekommt man gar nicht bewusst mit, welche genialen Verknüpfungen dabei im Hintergrund laufen und kann über die faszinierenden Fähigkeiten nur staunen, die KI an den Tag legt. Sie basiert sowohl auf vorprogrammierten Abläufen als auch auf den Prinzipien maschinellen Lernens.
Indem unser Klickverhalten blitzschnell erkannt wird, erscheinen in Webshops individuell zugeschnittene Angebote und die Algorithmen von Gambling-Plattformen schlagen uns passende digitale Spielautomaten vor. Das persönliche Kundenerlebnis ist damit längst Realität geworden und kann marketingtechnisch optimal genutzt werden, außerdem profitiert der Verbraucher davon.
Da die Technologie kontinuierlich aus den von ihr analysierten Daten lernt, Muster erkennt und daraufhin passende Reaktionsmechanismen entwickelt, lässt sich damit menschliches Denken sowie planerisches und kreatives Verhalten abbilden. Somit ist es möglich, viele Arbeitsabläufe komplett maschinell ausführen zu lassen, Aufwand und Zeit einzusparen und vor allem klassische Routineaufgaben aus der Buchhaltung, der Administration und dem Kundenservice an die technischen Helfer abzugeben.
Welche Vorteile bietet sie?
KI kann nicht nur Schlüsse aus bisher unbekannten Zusammenhängen ziehen, sondern basierend auf den von ihrer Umwelt empfangenen Informationen auch selbständig Entscheidungen treffen. Damit ist sie im Idealfall in der Lage, Fragen zu verstehen und Probleme zu lösen, ohne dass es einer weiteren Kontrollinstanz bedarf.
Durch die enorme Schnelligkeit und umfassende Verknüpfung von Geräten sowie ganzen Netzwerken untereinander ergeben sich zahlreiche Einsatzfelder in ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen. So wird beispielsweise das autonome Fahren ebenso zur Realität wie komplette Smart Cities, in denen Ressourcen gebündelt und Auslastungen optimiert werden können.
Die Logistik hat die Vorzüge schon vor Langem erkannt. Daneben ist KI zu einem festen Bestandteil verschiedener Sicherheitsvorkehrungen geworden, vereitelt Bankbetrug und übernimmt automatisierte Passkontrollen. Auch in der modernen Medizin soll KI bald verstärkt zum Einsatz kommen.
Wieso gilt KI durchaus als bedenklich?
In den beschriebenen Pluspunkten liegen allerdings auch Gefahren, die teilweise noch nicht wirklich abschätzbar sind, da sich das Ganze fortlaufend mit rasanter Geschwindigkeit weiterentwickelt, indem Forschungsteams mit Hochdruck an noch leistungsfähigeren Lösungen arbeiten. Fest steht jedoch schon heute, dass KI möglicherweise zu Fehlinterpretationen gelangt und daraufhin unzuverlässige Ergebnisse erzielt, da sie nicht unfehlbar ist. Zudem lassen sich Falschinformationen darüber in Windeseile verbreiten, was zum Beispiel im Hinblick auf Massenmanipulation katastrophale Auswirkungen haben kann.
Weitere Kritikpunkte sind, dass wir uns mit zunehmendem Einsatz selbst zu abhängig von der störungsfreien Funktion dieser Technologie machen und uns zu deren Sklaven entwickeln. Zudem erzeugt der unvermeidbar hohe Datenverkehr einen stark gestiegenen Energiebedarf, was Nachhaltigkeitsbestreben komplett entgegenwirkt.
Warum ist KI anfällig für Angriffe?
Die KI-gestützten Systeme und hochmodernen Algorithmen können von Hackern attackiert werden, wodurch sich nicht nur wertvolle Interna und hochsensible Informationen stehlen oder manipulieren lassen, sondern sogar ganze Identitäten kopiert oder verändert werden können - gefälschte Profile in den sozialen Medien sind schon längst Realität geworden.
Weiterhin werden die Bedrohungen zunehmend komplexer, weil sich die Angriffsfläche aufgrund der immensen Vernetzung ständig vergrößert. Schließlich entsteht durch den Ausbau des Internets der Dinge und den verstärkten Rückgriff auf smarte Geräte ein permanenter Datenaustausch, der kaum zu kontrollieren ist. Sich hier unerlaubten Zugriff zu verschaffen, ist für Kriminelle damit gar nicht so schwierig, wie man denken mag.
Zudem ist die Technologie sich selbst der größte Feind, da selbstverständlich auch Kriminelle die Macht der KI für ihre Zwecke kennen und fleißig nutzen. Selbst das so praktisch erscheinende Tool ChatGPT ist in diesem Kontext bereits in Verruf geraten, zur Entwicklung und Verbreitung verhängnisvoller Malware beizutragen. Je besser Kriminelle KI verstehen und einzusetzen vermögen, desto leichter gelingt es ihnen mit deren Hilfe eben auch, illegale Machenschaften auszuüben, Datennetze zu hacken und im großen Stil Datendiebstahl zu betreiben.
Wie steht es aktuell um das Thema Cyberkriminalität?
Was vor einiger Zeit noch als Schreckensszenario der modernen Zukunft gehandelt wurde, ist schon längst eingetreten: Wir alle erleben täglich vielfältige Bedrohungen aus dem Netz, sei es durch versuchtes Phishing, durch die Verbreitung von zerstörerischen Viren oder die Präsenz dubioser Webseiten, welche dank leistungsfähiger Software als verdächtig erkannt werden. Auch überall dort, wo digitale Zahlungsvorgänge ablaufen, ist höchste Vorsicht geboten, um keinem Betrug zum Opfer zu fallen.
Neben Privatpersonen haben Cyberkriminelle jedoch vor allem Unternehmen im Visier. Experten zufolge werden dort weltweit Jahr für Jahr finanzielle Schäden in Höhe von rund 6 Billionen US-Dollar angerichtet. Alleine in Deutschland geht man von Einbußen für die Wirtschaft aus, die 220 Milliarden Euro überschreiten. Dieses offensichtlich extrem lukrative Business einzudämmen, zählt damit zu den Prioritäten.
Fördert KI umgekehrt auch den Erfolg von Schutzmaßnahmen?
Ja, tatsächlich revolutioniert KI auf der anderen Seite auch die bestehende Sicherheitslandschaft. Entsprechend spezialisierte Algorithmen helfen dabei, Sicherheitsprotokolle von Netzwerken zu automatisieren, auffällige Aktivitäten zu erkennen und wesentlich zuverlässiger Anzeichen von Bedrohung wahrzunehmen. Somit wird der Reaktionszeitraum vermindert und die Gefahrenabwehr verbessert.
Abschließend kann man also sagen, dass durch den umfassenden Gebrauch von KI das Gefahrenpotential durchaus ansteigt, man jedoch auch viel dafür unternimmt, um es unter Zuhilfenahme derselben Technologie effektiv einzudämmen. Als großes Manko gilt nach wie vor, dass juristische Regelungen zum Umgang mit KI und den so generierten Daten fehlen und es dadurch zusätzlich erschwert wird, wirksam gegen organisiertes Cyberverbrechen vorzugehen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Cybersecurity im Finanzsektor: Persönliche Apps und generative KI als Risiko
Finanzdienstleister stehen zunehmend vor Herausforderungen im Bereich Cybersicherheit. Der aktuelle Threat Labs Report von Netskope zeigt, dass persönliche Apps und generative KI erhebliche Risiken für den Schutz regulierter Daten darstellen. Besonders betroffen sind Finanzunternehmen, die sensible Informationen verwalten und verstärkt ins Visier von Cyberkriminellen geraten.
Cybercrime-Bilanz: 6 von 10 Internetnutzern betroffen
Mehr als die Hälfte der Internetnutzer in Deutschland wurde in den letzten 12 Monaten Opfer von Cyberkriminalität. Besonders häufig: Betrug beim Online-Shopping, Phishing und Schadsoftware.
IT-Hausaufgaben fürs Homeoffice: Wer remote arbeitet, riskiert andere Cybergefahren
Die Zeitspanne zwischen dem Aufdecken von Sicherheitslücken und deren Ausnutzung durch Kriminelle wird immer kürzer. Die hohe Homeoffice-Quote fordert die IT-Sicherheit bei Unternehmen zusätzlich heraus. Mehr Arbeit im Homeoffice erfordert starke Passwörter, VPNs und regelmäßige Updates zum Schutz vor Cyberangriffen.
Forensische Detekteien – Experten der Kriminologie in der digitalen Welt
Die digitale Welt entwickelt sich rasant - auch in Verbindung mit kriminellen Handlungen. Wer heute Schritt halten und sich absichern möchte, muss gut informiert sein.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Cyberrisiken: Jeder siebte Betrieb verliert mindestens einen Arbeitstag
Cyberangriffe sind längst kein Randphänomen mehr: Eine neue Studie des Industrieversicherers QBE zeigt, dass jedes siebte mittelständische Unternehmen (14 Prozent) im vergangenen Jahr mindestens einen Arbeitstag durch einen Cybervorfall verloren hat. Besonders brisant: In fast 60 Prozent der Fälle war eine Schwachstelle in der Lieferkette ausschlaggebend.
safeAML – Ein digitaler Brückenschlag im Kampf gegen Geldwäsche
Die Anforderungen an Banken zur Verhinderung von Geldwäsche steigen – sowohl in regulatorischer Hinsicht als auch hinsichtlich technischer Prozesse. Mit safeAML steht seit 2023 eine Plattform zur Verfügung, die genau hier ansetzt.
Baobab Insurance: 12 Millionen Euro für die Abwehr intelligenter Cyberangriffe
Das Berliner InsurTech Baobab Insurance hat sich mit einer Series-A-Finanzierung in Höhe von 12 Millionen Euro eindrucksvoll auf der Landkarte der europäischen Cyberversicherer positioniert.
Cybermarkt 2025: Hohe Ablehnungsquote trifft auf wachsende Vermittlungschancen
Der MRTK Cyber-Monitor zeigt: Immer mehr Anträge auf gewerbliche Cyberversicherungen werden abgelehnt – doch die Nachfrage wächst. Makler benötigen klare Orientierung in einem stark fragmentierten Markt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.