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In 365 von 400 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland ist das Mieten einer Wohnung günstiger als das Kaufen. Das entspricht einer Quote von 91 Prozent, wie eine aktuelle Analyse des Immobilienberaters Colliers mit Datenstand zum 31.12.2023 zeigt. Im bundesweiten Durchschnitt ist das Mieten einer 100 Quadratmeter großen Wohnung um rund 4.300 Euro pro Jahr preiswerter als der Kauf. In den Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart liegt die Differenz sogar bei rund 7.100 Euro jährlich.
Damit hat sich das Verhältnis zwischen Mieten und Kaufen von Wohnungen seit Beginn der großen Zinswende im Sommer 2022 einmal komplett umgekehrt. Zum 31.12.2021 war in 341 Landkreisen und kreisfreien Städten das Kaufen einer Wohnung wirtschaftlich attraktiver als das Mieten, was eine Quote von 85 Prozent bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt war der Kauf durchschnittlich um rund 1.400 Euro pro Jahr günstiger als das Mieten einer 100 Quadratmeter großen Wohnung. In den sieben Großstädten betrug der Unterschied nur rund 600 Euro jährlich.
„Die deutschlandweite Analyse des Wohnmarktes zeigt einmal mehr, wie eng die Wirtschaftlichkeit von Wohninvestments an die Zinsentwicklung gebunden ist. Allerdings gilt die Abwägung zwischen Mieten oder Kaufen vor allem für Eigennutzer von Wohnungen. Für vermögende Anleger, die einzelne Wohnungen oder auch ganze Mehrfamilienhäuser zur Vermietung erwerben möchten, sind Wohninvestments nach wie vor attraktiv, weil sie von langfristigen Mietsteigerungen profitieren werden. Schließlich wird in Deutschland so wenig neu gebaut, dass die Mieten im Bestand zwangsläufig weiter steigen werden“, sagt Felix von Saucken, Head of Residential bei Colliers in Deutschland.
Ähnliches Bild auf dem deutschen Häusermarkt
In 82 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte ist Mieten günstiger als Kaufen – im Durchschnitt um rund 3.800 Euro im Jahr. Zum 31.12.2023 war auch hier noch der Kauf wirtschaftlich attraktiver als das Mieten, denn Käufer konnten durchschnittlich rund 1.900 Euro pro Jahr im Vergleich zur Miete einsparen.
„Niedrigere Zinsen sind generell ein gutes Signal für den Käufermarkt. Das gilt für Wohnungen und Häuser. Inzwischen gibt es wieder zehnjährige Wohnkredite für einen Zinssatz von unter vier Prozent. Außerdem haben deutschlandweit die Kaufpreise spürbar korrigiert. Diese Mischung an Faktoren führt dazu, dass sich der Kauf von Wohnimmobilien heute in der Regel wieder mehr lohnt als etwa noch im vergangenen Herbst. Es lohnt sich für Kaufinteressenten immer den konkreten Einzelfall zu prüfen“, sagt Felix von Saucken.
Methodik: Colliers verfügt über die durchschnittlichen Miet- und Kaufpreisdaten für Wohnungen und Häuser in allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. Für die Analyse wurden daraus modellhaft Miete und Kaufpreis für eine 100 Quadratmeter große Wohnung und ein 100 Quadratmeter großes Haus abgeleitet. Für den Kauffall wurde ein Eigenkapitalanteil von 20 Prozent angenommen sowie acht Prozent Kaufnebenkosten und eine zweiprozentige Tilgung. Diese Werte entsprechen dem Durchschnitt für einen Wohnungs- und Hauskauf in Deutschland.
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