Die wichtige und zunehmende Rolle der Privaten Krankenversicherung (PKV) für das Gesundheitswesen zeigen die aktuellen Zahlen zum Mehrumsatz der Privatversicherten, die das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) in seiner neuen Studie berechnete.
Danach lag der Mehrumsatz der Privatversicherten im Jahr 2022 bei 12,33 Milliarden Euro und damit 650 Millionen Euro höher als im Jahr davor.
Der größte Teil des Mehrumsatzes entfiel auf den ambulant-ärztlichen Bereich mit 6,95 Milliarden Euro, ein Plus von 210 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt lag der Mehrumsatz für jede Arztpraxis bei 63.000 Euro im Jahr. Dies entspricht einer Steigerung von 4.000 Euro gegenüber 2021. Privatversicherte, die 10,3 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, tragen mit 20,4 Prozent zur Finanzierung der Arztpraxen bei. Zuwächse bei den Mehrumsätzen verzeichnen auch die stationäre Versorgung (+340 Millionen Euro), der Arzneimittelsektor (+180 Millionen Euro) und der Hilfsmittelbereich (+30 Millionen Euro).
Die neue Studie zeigt zugleich, dass der Kostenanstieg in der PKV unter dem in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) liegt. Von 2012 bis 2022 stiegen die Leistungsausgaben je Versicherten in der GKV um +48,4 Prozent, in der PKV dagegen um +41,6 Prozent. Aus den Zahlen wird einerseits deutlich, dass beide Kostenträger vor der Herausforderung von steigenden Gesundheitsausgaben stehen. Anderseits verweisen die höheren Anstiege in der GKV auf die Wirkungen der ausgabensteigernden Gesetzgebung dort in den letzten Jahren.
Der Mehrumsatz der Privatversicherten beziffert die zusätzlichen Finanzmittel, die nur deshalb ins Gesundheitssystem fließen, weil die Leistungen für diese Patienten nicht den begrenzten und teils budgetierten Vergütungssystemen der GKV unterliegen. Der Mehrumsatz der Privatversicherten ist in der Realität sogar noch deutlich höher als hier berechnet werden konnte, da manche Rechnungen nicht zur Erstattung eingereicht werden und damit nicht in die Analyse einfließen.
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