Mit dieser These eröffnete Matthias Schellenberg als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) die diesjährige Konferenz „apoInstitutionell-Jahresausblick“ an der rund 70 berufsständische Versorgungseinrichtungen und Pensionskassen teilnahmen.
Die Rahmenbedingungen für professionell Anlegende waren bislang außerordentlich anspruchsvoll: So haben sie den Bewertungsdruck des Zinsanstiegs bei liquiden Wertpapieren ihrer Portfolien überstanden, doch nur die wenigsten konnten im gleichen Maße bei Neuanlagen von den gestiegenen Nominalzinsen profitieren.
Die apoBank kenne die Bedürfnisse verpflichtungsorientierter Anleger über die gemeinsame Wegstrecke mit ihren Kunden, so Schellenberg in seiner Begrüßungsrede. „Unser Anspruch ist die professionelle Begleitung in allen Marktzyklen mit geeigneten Investmentlösungen, die zur Erreichung der Leistungsversprechen beitragen.“
Jahresausblick: Optimistische Impulse
Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer der apoBank, sieht weiterhin robustes Wachstum und einen Rückgang der Inflation, die sich auf einzelne Sektoren und Güter konzentrieren sollte. „Vor diesem Hintergrund müssen wir uns an ein neues Zinsniveau gewöhnen“, so Pfingsten. Er erwartet ab Jahresmitte in langsamen Schritten erste Leitzinssenkungen der Notenbanken in den USA und dem Euroraum, die den trendmäßigen Renditerückgang unterstützen werden.
Zinssenkungsphasen bieten laut Hausmeinung der apoBank vor allem wieder größeren Spielraum für Diversifikation: Neben der Chance auf Rentenperformance sollten sich in 2024 auch Aktieninvestments lohnen. Opportunitäten bestehen beispielsweise in den Bewertungsunterschieden historischen Ausmaßes zwischen Large- und Small- bzw. Midcap-Unternehmen. Dabei sind und bleiben geopolitische Risiken aus Sicht des Experten eine wesentliche Rahmenbedingung, die es zu beobachten gilt – seien es die bestehenden Konflikte oder die anstehende Wahl in den USA.
Im Fokus des Ausblicks der apoBank standen in diesem Jahr die Privatmarkt-Anlagen: Die Anlageklassen Private Equity und Debt verfügen im aktuellen Umfeld weiterhin über eine relative Attraktivität zu ihren liquiden Pendants. Über die erzielbaren Risikoprämien hinaus bieten sie zusätzlichen Nutzen im Portfoliokontext, unter anderem der Diversifikation und geringer Volatität aufgrund ihres Bewertungsturnus.
Alternatives: Gekommen, um zu bleiben
Wie die Transformation der Kapitalanlagen nach der Nullzinsepoche erfolgen kann, erläuterte Mirko Engels, Leiter Institutionelle Anleger, am Beispiel einer optimierten strategischen Allokation für verpflichtungsorientierter Anleger: Trotz verfügbarer „Basisverzinsung“ von Direktanlagen und Anleihefonds biete nur die Risikokapitalquote Aussicht auf deutliche Überkompensation der Leistungsversprechen.
„Alternative Investments sind und bleiben auch wesentlicher Bestandteil dieser limitierten Quote – sie eignen sich im Besonderen für professionelle Investoren mit langfristiger Verpflichtungsseite“, so Engels bei der Neujahrsveranstaltung.
Der sogenannte Denominator-Effekt - das heißt der gestiegene relative Anteil von Privatmarktanlagen bei Bestandsinvestoren nach den Abschreibungsbedarfen bei liquiden Assets - sowie bisherige Bewertungsanpassungen ermöglichen ein attraktives Einstiegsniveau im Primär- und Sekundärmarkt. Herausforderungen für Investoren bestehen laut Engels darin, ein dauerhaftes Exposure zu erreichen, um über verschiedene Marktzyklen investieren und partizipieren zu können.
Gezielt allokieren und akzentuieren
Gleichermaßen anspruchsvoll ist es, ein Alternative-Portfolio aufzubauen und zu halten sowie geeignete Partner zu finden: Erfolgreiches Fundraising, ausreichende Deal-Pipelines und Investitionsfähigkeit sowie eine verlässliche Planung von Exits in reifen Portfolien gehören zu den wesentlichen Anforderungen. Wie eine gezielte Allokation mit klarem inhaltlichen Schwerpunkt und in Sektoren mit zunehmenden Finanzierungsbedarfen sowie nachhaltigem Wachstum möglich ist, haben Experten aus dem Kreis strategischer Partner der apoBank in ihren Impulsvorträgen vorgestellt.
Die Konzepte in Megatrends wie grüne Infrastruktur, Nachhaltigkeit und Gesundheit stehen aus Sicht der apoBank beispielhaft für Investmentopportunitäten, die neben einer inhaltlichen Rendite auch eine gewisse Resilienz im Vergleich zu breiten Investmentansätzen beinhalten. Ihre thematischen Schwerpunkte können der Akzentuierung von Portfolien dienen und zusätzlich Wirkung im Kontext von Nachhaltigkeitsstrategien professioneller Anleger erzielen.
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