Endoskopie, Krebsmedizin, Pathologie und mehr: Die Künstliche Intelligenz kann in der Medizin helfen, große Datenmengen sinnvoll zu analysieren und Muster für das Vorliegen von Krankheiten zu erkennen. Das erleichtert medizinische Diagnosen und verbessert die Patientenversorgung.
Ein Beitrag von Christian Hintz ist Mitglied des Expertenteams des Fonds AI Leaders
Die Zahlen sind mittlerweile bekannt. Künstliche Intelligenz hat größeres Potenzial für das Wirtschaftswachstum als alle technologischen Entwicklungen zuvor. In Deutschland könne die Technologie bis 2030 das jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,3 Prozentpunkte steigern, schätzte das Beratungshaus McKinsey bereits 2018.
Insgesamt erwarteten die Marktanalysten bis 2030 von Anwendungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz einen zusätzlichen globalen Wertschöpfungsbeitrag in Höhe von 13 Billionen US-Dollar. Das ist doppelt so viel wie bei den Dampfmaschinen der ersten industriellen Revolution und der allgemeinen Informations- und Kommunikationstechnologie und dreimal so viel wie in der Industrierobotik.
Und aktuell geht aus einer Studie des McKinsey Global Institute (MGI), dem volkswirtschaftlichen ThinkTank der Unternehmensberatung McKinsey, hervor, dass Textroboter wie ChatGPT oder Bard, Bildgeneratoren wie Stable Diffusion und andere Programme der sogenannten generativen Künstlichen Intelligenz (GenAI) weltweit für ein signifikantes zusätzliches Produktivitätswachstum sorgen könnte. Die Experten gehen davon aus, dass GenAI-Technologien weltweit einen jährlichen Produktivitätszuwachs von umgerechnet 2,4 bis 4,1 Billionen Euro ermöglichen könnten. Dies entspreche der Größenordnung des Bruttoinlandsproduktes von Großbritannien, berichtet beispielsweise das „Manager Magazin“.
Große Datenmenge deutlich effizienter analysieren
Auch in der Medizin besitzt die Künstliche Intelligenz großes Potenzial. Das hat vor allem mit der riesigen Menge an Daten zu tun, die in der Medizin anfällt – und die durch die Künstliche Intelligenz deutlich effizienter und detaillierter analysiert werden kann. „Wo wir noch vor zehn Jahren aus einem Tropfen Blut etwa 20.000 Datenpunkte erhalten haben, bekommen wir jetzt 20.000 Datenpunkte für jede einzelne der Tausenden von Zellen in diesem einen Blutstropfen“, wird beispielsweise Dr. Daniel Ziemek, Computerwissenschaflter und KI-Experte bei Pfizer, in einem Beitrag des Pharmaunternehmens zitiert.
Die Schlussfolgerung: „Auch in der medizinischen Behandlung entstehen Unmengen an Bild- und Textdaten, etwa durch MRT-, CT- oder Röntgenbilder, durch Gewebeproben und Arztnotizen, aber auch durch Vitaldaten von Fitnesstrackern und Wearables.“
Für die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. sind Daten, die im Gesundheitssystem ständig anfallen, ein „Schatz“. Dazu gehörten Blutdruckmessungen, Blutwerte, Sauerstoffsättigung zum Beispiel oder auch unter dem Mikroskop untersuchten Blutzellen, Ultraschall- und MRT-Aufnahmen. „Der Schatz besteht aus neuen Informationen, die erfasst werden durch Computerprogramme, die selbstständig lernen und immer besser werden. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin wird in den nächsten Jahren eines der dominierenden Riesenthemen in der Gesundheitsforschung sein.“
Bekannte Technologieunternehmen führend in der KI-Entwicklung
Aus diesem Grund sind Unternehmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz, die Lösungen für die Medizin bereitstellen, für Anleger sehr interessant. Der globale Markt für Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen wird laut einem neuen Bericht von Verified Market Research zwischen 2023 und 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR = Commpound Annual Growth Rate) von 45,5 Prozent wachsen. Der Bericht zeigt, dass der Markt im Jahr 2021 auf 6,48 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde und bis zum Ende des Prognosezeitraums voraussichtlich 201,3 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Zu den Unternehmen, die in dem Bereich führend sind und sein werden, gehört beispielsweise NVIDIA, weltweit führender Anbieter von KI-Computing und einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Personal Computer, Server und Spielkonsolen.
Das Unternehmen schreibt unter der Überschrift „Medizin und Forschung mit KI voranbringen“: „Das Gesundheitswesen erfordert neue Paradigmen im Computing, um den Bedarf an personalisierter Medizin, Kliniken der nächsten Generation, verbesserter Versorgungsqualität und Durchbrüchen in der biomedizinischen Forschung zur Behandlung von Krankheiten zu decken. Mit NVIDIA können Gesundheitseinrichtungen die Macht der künstlichen Intelligenz und des High-Performance Computing (HPC) nutzen, um die Zukunft der Medizin neu zu definieren.“
KI profitiert von steigenden Gesundheitsausgaben
Für Investoren bedeutet das, am besten entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Künstlichen Intelligenz in der Medizin zu investieren. Künstliche Intelligenz wird in so gut wie allen Geschäftsfeldern eingesetzt. Daher können zukunftsorientierte Anleger auf vielen KI-Ebenen und den regelmäßig weitreichenden Innovationen profitieren.
Denn der Markt für Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen wird über alle Segmente hinweg wachsen. Die Bandbreite reicht von Hardware, Software und Services über Deep Learning, Querying Method, Natural Language Processing und Context-Aware Processing bis zu Robot-assisted Surgery, Virtual Nursing Assistant und Administrative Workflow Assistance.
Diese Wachstumschancen hängen auch mit der allgemeinen Entwicklung im Gesundheitssektor zusammen: Das globale Umsatzvolumen der Gesundheitsindustrie wird auf mehr als vier Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt, und bis 2030 werden die OECD-Länder im Schnitt voraussichtlich rund 10,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheitskosten aufwenden, 1,4 Prozentpunkte mehr als bisher.
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