Die Einführung eines digitalen Euro dürfte für Banken und Sparkassen im Euroraum mit erheblichen Kosten verbunden sein: Laut einer neuen PwC-Studie im Auftrag der europäischen Bankenverbände EBF, EACB und ESBG könnten bis zu 30 Milliarden Euro an Belastungen entstehen. Dabei sehen die Studienautoren bislang keinen erkennbaren Mehrwert für Verbraucher oder Unternehmen.
„Ohne Nutzen nicht vermittelbar“
Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, warnt: „Diese Kosten in Zeiten multipler Herausforderungen zu schultern, ohne dass daraus ein echter Nutzen entsteht, ist nicht vermittelbar.“ Die Studie zeige, dass die Umsetzung des digitalen Euro in seiner aktuellen Form personelle Ressourcen auf Jahre hinaus binde und andere Innovationsprojekte gefährde. Schmalzl betont: „Ein digitaler Euro kann nur erfolgreich sein, wenn er auf praxistaugliche Weise Mehrwert für alle Beteiligten schafft – und das geht nur mit den Banken.“
Ressourcenbindung, Doppelstrukturen und Rechtsunsicherheit
Ein zentrales Problem: Laut Studie würde fast die Hälfte der IT- und Zahlungsverkehrsressourcen gebunden, obwohl vielfach unklar sei, wofür der digitale Euro konkret gebraucht werde. Tanja Müller-Ziegler vom BVR mahnt: „Wir scheuen keine Investitionen, aber Doppelstrukturen dienen den Kunden nicht. Auch braucht es einen verlässlichen Rechtsrahmen.“ Der digitale Euro müsse bestehende Systeme ergänzen, nicht ersetzen.
Beide Verbände fordern eine klarere Rollenverteilung zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie die Einbindung bewährter europäischer Bezahllösungen wie Wero. Die Sorge: Internationale Techkonzerne könnten von der staatlich geschaffenen Infrastruktur profitieren, während europäische Anbieter zurückfallen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ
Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.
Der digitale Euro: Mythen auf dem Prüfstand
Obwohl die Konzeption des digitalen Euros bereits weit gediehen ist, ranken sich immer noch hartnäckig falsche Annahmen um Einführung, Zuschnitt, praktische Nutzung und Konsequenzen dieser von staatlicher Seite herausgegebenen digitalen Währung. G+D unterzieht sie einem Faktencheck.
Handlungsbedarf beim Zahlungsverkehr
Institutssicherung für Sparkassen und Genossenschaftsbanken
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
„Digitale Innovation darf kein Selbstzweck sein“
Wie gelingt kultureller Wandel in der Versicherungswirtschaft? Welche Rolle spielt Digitalisierung – und wie lassen sich tradierte Führungsideale mit agilen Prinzipien vereinen? Hanbing Ma, Head of Strategy & Innovation bei ERGO, spricht im ersten Teil unseres Interviews über digitale Kultur, Diversity, Lernbereitschaft und strategische Neugier. Das vollständige Interview erscheint im expertenReport 05/2025.
„Wir haben keinerlei Szenario, in dem aB-Agenta ausläuft“
Mit der Übernahme von artBase! ergänzt DEMV seine bisher rein digitale Strategie um eine bewährte Offline-Lösung. Geschäftsführer Karsten Allesch erklärt im Interview, warum aB-Agenta eigenständig weiterbesteht, welche Vorteile eine Migration bietet und wie sich die Maklerbranche zwischen Plattform-Ökonomie und Bestandsschutz positioniert. Der Text erschien zuerst im expertenReport 03/25.
Warum Europas digitaler Tiefschlaf enden muss – und wie der „AI Continent“-Plan zum Wendepunkt werden kann
Die EU will mit dem „AI Continent Plan“ zur globalen KI-Macht aufsteigen – doch reicht das, um den digitalen Rückstand aufzuholen? Ein Kommentar über Europas Weckruf, seine neuen Ambitionen und das, was jetzt wirklich zählt.
Meta scannt Europa: Wie unsere Posts zur Futterquelle für künstliche Intelligenz werden
Meta beginnt noch diese Woche, EU-Nutzer per App und E-Mail zu informieren: Öffentliche Facebook- und Instagram-Beiträge sowie KI-Chats sollen künftig das KI-Modell füttern. Datenschützer sind alarmiert.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.