Qualifiziertes Personal wird in Deutschland immer mehr zur Mangelware: Laut Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft sind es aktuell etwa 540.000 Stellen, für die geeignete Fachkräfte fehlen.
Eine Entwicklung, die auch Banken, Finanzdienstleister und Versicherer hart trifft: Aufgrund des demografischen Wandels verlieren sie bis zum Jahr 2030 voraussichtlich mehr als 30 Prozent ihrer Beschäftigten.
Personallücken durch zunehmende Verrentung
Laut einer Untersuchung des Branchenportals bankinghub.de haben die Mitarbeitenden der deutschen Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Versicherungen heute ein Durchschnittsalter von mehr als 47 Jahren. Aufgrund dieser Altersstruktur verläuft die Entwicklung des Fachkräftemangels in der Branche zukünftig nicht gleichmäßig, sondern beschleunigt sich jährlich.
Die Folge: Allein durch den Eintritt ins Rentnerdasein werden sich die Finanzunternehmen bis zum Jahr 2030 im Durchschnitt von über 30 Prozent ihrer Belegschaft verabschieden müssen.
Drohender Verlust an Know-how und an Kundenbeziehungen
Mit dem Rückzug der Babyboomer-Generation verlieren die Banken und Versicherungen nicht nur die reine Arbeitskraft der Ex-Mitarbeitenden, sondern auch deren über die Jahre angesammeltes Fachwissen.
Gemäß der Bankinghub-Analyse ist in den Unternehmen daher jetzt ein strategisches Nachfolgemanagement vonnöten, um das Know-how der alten Mitarbeiter auf die nächste Generation zu transferieren.
Dabei ist auch der potenzielle Verlust an Kundenbindung und -beziehungen zu beachten, der bei Banken und Versicherungen im Privatkundenbereich ein ganz wesentlicher Faktor ist.
Mit Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung gegensteuern
Um dem drohenden Personalmangel entgegenzuwirken, müssen die Unternehmen des Finanzsektors jetzt schnell reagieren. Besonders wichtig ist hier die spitze Ausrichtung der eigenen Arbeitgebermarke und des Personalmarketings auf die heiß umkämpfte Zielgruppe im Arbeitsmarkt.
Dabei müssen die Recruiter auch über den eigenen Gartenzaun schauen: Jobs in der Kundenbetreuung müssen nicht zwangsläufig mit Bankkaufleuten besetzt werden, wenn serviceorientierte Fachkräfte aus anderen Branchen prinzipiell ebenso geeignet sind.
Weitere Maßnahmen sind das Anwerben von potenziellen Beschäftigten durch Mitarbeitende im Unternehmen und die attraktivere Gestaltung der Ausbildung. Letzteres scheint besonders dringend zu sein: Laut Bankinghub-Artikel sind die Bewerbungen auf Ausbildungsplätze in vielen Finanzunternehmen in den letzten Jahren um etwa 70 Prozent gesunken.
Ein weiterer, wichtiger Faktor zur Bekämpfung des Fachkräfteschwunds ist die Mitarbeiterbindung: Neben einer konkurrenzfähigen Gehaltszahlung spielen hier gute Personalführung und Zusammenarbeit sowie Teamorientierung wichtige Rollen.
Integration von Berufsneulingen
Die immer größer werdende Personalnot macht einige Finanzdienstleister erfinderisch: Unternehmen wie die Postbank, MLP oder die tecis Finanzdienstleistungen AG haben für ihre Vertriebsarme schon seit längerem flexible Rekrutierungssysteme realisiert, die abseits der tradierten Mitarbeitersuche für Neuzugänge sorgen.
Sie ermöglichen es auch Quereinsteigern, Studienabbrechern oder Menschen auf der Suche nach einem Zweitjob, als Finanzberaterin oder Finanzberater zu arbeiten.
So durchlaufen die Trainees bei tecis zunächst hausinterne Schulungen, um später als Finanzberaterinnen und Finanzberater auf selbstständiger Basis für das Unternehmen zu arbeiten. Während der Aus- und Weiterbildung wird ihnen dabei ein Mentor zur Seite gestellt. Ziel ist ein IHK-Abschluss als Finanz- oder Versicherungsfachkraft.
Später haben die Mitarbeitenden bei tecis die Wahl zwischen zwei Karrierewegen: entweder mit dem Fokus auf die Kundenberatung oder mit dem Aufbau eines eigenen Beratungsteams.
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