Der PKV-Vorsitzende Thomas Brahm spricht sich entschieden gegen die erneuten Vorschläge für eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze aus. Zuvor hatten SPD und Grüne ihre alte Forderung nach einer Anhebung wiederholt. Sie wollen damit dem Milliardendefizit in der GKV begegnen.
Ein Beitrag des PKV-Verbandes
Der PKV-Vorsitzende Thomas Brahm warnt eindringlich vor negativen wirtschaftlichen Folgen, sollte die Beitragsbemessungsgrenze erhöht werden. Denn dies würde gerade dringend benötigte qualifizierte Angestellte sowie ihre Arbeitgeber belasten, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Das sei Gift für den Standort Deutschland und führe nur dazu, dass mehr Geld in ein System kommt, das nicht zukunftsfähig ist.
Zuvor hatte SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt ebenfalls im Handelsblatt gesagt, es sei „sinnvoll“ über eine „deutliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze“ in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu diskutieren. Aktuell beträgt die Grenze 4.987,50 Euro monatlich. Bis zu diesem Einkommen müssen GKV-Versicherte Beiträge zahlen. Geht es nach dem Willen von SPD und Grünen könnte diese auf das Niveau in der Rentenversicherung steigen.
Bürgerversicherung durch die Hintertür
Da das Vorhaben zudem eine gleichzeitig Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze umfasst, würde gleichzeitig der Wechsel von Angestellten in die Private Krankenversicherung deutlich erschwert. Für Brahm ist das eine „Bürgerversicherung durch die Hintertür“. Derzeit bedarf es dafür eines monatlichen Einkommens von 5.500 Euro. Arbeitnehmer, die weniger verdienen können sich nur gesetzlich krankenversichern.
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) warnt ebenfalls davor, durch eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze inoffiziell eine Bürgerversicherung einzuführen. „Das ist das falsche Signal an die Unternehmen in unserem Land“, sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Bereits Ende März hatte die vbw berechnet, dass ein solcher Schritt allein auf Seiten der Arbeitgeber zu Mehrkosten von über 7,1 Mrd. Euro führen könnte.
Der Dualismus von GKV und PKV wirke hingegen dämpfend auf Lohnzusatzkosten, so Brossardt weiter. „Dadurch profitieren sowohl Versicherte als auch Arbeitgeber. Der Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen muss erhalten bleiben.“
Brahm warnte zudem davor, das gut funktionierende Gesundheitssystem aus ideologischen Gründen über den Haufen zu werfen. Das sei nicht nachhaltig und gehe auf Kosten der jüngeren Generationen. An den ökonomischen Tatsachen komme niemand vorbei: „Ich kenne die Debatten seit 40 Jahren. Ein System, in dem zehn Prozent privat versichert sind, aber für 20 Prozent der Gesundheitsausgaben aufkommen, kann nicht abgeschafft werden.“
Die PKV habe über 300 Milliarden Euro an Kapitaldeckung aufgebaut, so Brahm weiter. Und sie funktioniere, anders als die GKV, auch ohne Steuerzuschüsse sehr gut. Zur Lösung der Probleme brauche es daher mehr kapitalgedeckte Vorsorge: „Unsere Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch.“
Dualismus von PKV und GKV dämpft Lohnzusatzkosten
Der Dualismus von gesetzlicher und privater Krankenversicherung wirke hingegen dämpfend auf Lohnzusatzkosten, sagte Brossardt weiter. „Dadurch profitieren im Endeffekt sowohl Versicherte als auch Arbeitgeber. Der Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen muss erhalten bleiben.“
Brahm warnte zudem davor, das gut funktionierende Gesundheitssystem „aus ideologischen Gründen über den Haufen“ zu werfen. Das sei das Gegenteil von Nachhaltigkeit und gehe zulasten der jüngeren Generationen. An den ökonomischen Tatsachen komme niemand vorbei: „Ich kenne die Debatten seit 40 Jahren. Ein System, in dem zehn Prozent privat versichert sind, aber für 20 Prozent der Gesundheitsausgaben aufkommen, kann nicht abgeschafft werden.“
Er verwies darauf, dass die PKV über 300 Milliarden Euro an Kapitaldeckung aufgebaut habe, keine Steuerzuschüsse wie die GKV bekomme und sehr gut funktioniere. Zur Lösung der Probleme in gesetzlicher Kranken- und Pflegeversicherung brauche es daher mehr kapitalgedeckte Vorsorge: „Unsere Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
Nahezu analoge Beitragsentwicklung in GKV und PKV
Die Prämienbelastung je PKV- Versicherten stieg von 2004 bis 2024 durchschnittlich um 2,8 Prozent pro Jahr zu. Dieser Wert liegt unter dem Anstieg der Beitragsbelastung in der GKV von jährlich 3,2 Prozent. Im Zehnjahreszeitraum unterscheiden sich die Beitragssätze nur noch um 0,1 Prozentpunkte.
Sozialversicherungs-Rechengrößen 2022
Quo vadis, Professor Lauterbach?
Die sich zum Teil überholenden Aussagen des Gesundheitsministers sorgen mittlerweile für immer mehr Verunsicherung. Daher sollten im Beratungsgespräch immer die Erwartungen an die eigene medizinische Versorgung abgefragt und nachhaltig erfüllt werden. Ein Beitrag von Alexander Schrehardt.
Trotz steigender Beiträge: Mitgliederplus der PKV hält an
Die privaten Krankenversicherer konnten zum fünften Mal in Folge einen stärkeren Zuwachs aus den gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen als umgekehrt. Vor allem der starke Ausbau der Pflegeleistungen hat das Interesse gesetzlich Versicherter weiter verstärkt.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Kampf um bessere Arbeitsbedingungen: Versicherungsbranche im Tarifstreit
Die Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Innendienstbeschäftigten der Versicherungsbranche haben begonnen. ver.di fordert eine 12-prozentige Gehaltserhöhung, höhere Zulagen und eine bessere soziale Absicherung. Zudem soll ein neuer Tarifvertrag die Interessen der Beschäftigten bei der digitalen Transformation schützen.
Versicherungsbranche baut Personal aus – besonders viele neue Auszubildende
Die Versicherungsbranche wächst weiter: 2024 stieg die Gesamtzahl der Beschäftigten um 2,6 Prozent, so Daten des Arbeitgeberverbands der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV). Besonders erfreulich ist der Anstieg der Auszubildenden um 7,5 Prozent – ein positives Signal gegen den Fachkräftemangel. Auch im Innendienst und Außendienst gibt es mehr Personal, während die Fluktuation stabil bleibt.
Allianz-Konsortium vor Abschluss des Viridium-Deals – WTW sieht Belebung des Run-Off-Marktes
Die Übernahme von Viridium durch ein Allianz-geführtes Konsortium steht offenbar kurz vor dem Abschluss. WTW erwartet, dass der Deal den deutschen Run-Off-Markt nachhaltig beleben wird.
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt: Fahrradversicherung oft unverzichtbar
Fahrräder sind in Deutschland ein beliebtes Fortbewegungsmittel – sowohl im Alltag als auch in der Freizeit. Doch mit der steigenden Zahl an hochwertigen Modellen, insbesondere E-Bikes, wächst auch das Risiko von Diebstählen. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden allein 2023 über 260.000 Fahrräder als gestohlen gemeldet, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch weit höher liegen.