Altersvorsorge an steigende Lebenserwartung anpassen

Laut einer aktuellen Statista-Prognose erhöht sich die Lebenserwartung bis 2070 auf 88,2 Jahre bei Frauen und 84,6 Jahre bei Männern. Das ist erfreulich, stellt aber die Altersvorsorge vor Herausforderungen.

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Im Jahr 1960 gab es in Deutschland nur knapp über 100 Personen, die 100 Jahre und älter waren. Inzwischen sind es rund 20.000, die dieses Alter erreicht haben. Laut einer aktuellen Statista-Prognose aus 2023 erhöht sich die Lebenserwartung in den nächsten 50 Jahren um weitere fünf Jahre. Demnach soll sie im Jahr 2070 durchschnittlich bei 88,7 Jahren (Frauen) beziehungsweise 84,6 Jahren (Männer) liegen.

Mit diesen Zahlen will die Finanzberatungsgesellschaft Plansecur verdeutlichen, wie ratsam es ist, für seine Altersvorsorge eine lange Lebenszeit einzuplanen. „Diese positive Altersentwicklung stellt uns in der Vorsorge für Alter vor ungeklärte Fragen“, sagt Volker Britt, Leiter Finanzplanung & Produktmanagement bei Plansecur. Er betont, dass dies besonders die Planung der Altersvorsorge vor erhebliche Heraus­forderungen stelle.

Der Fachmann nennt eine Reihe von „Leitplanken für Finanzanlagen, die ein ganzes Leben lang halten“. Es gibt dazu drei klare Empfehlungen:

  1. Das Alter zusätzlich mit privater Vorsorge abdecken und nicht nur auf die gesetzliche Rente verlassen.
  2. So frühzeitig wie möglich mit dem Sparen für die Altersvorsorge beginnen.
  3. Das Geld nicht auf ein Sparkonto legen oder gar Bargeld horten, weil es sonst von der Inflation aufgezehrt wird.
  4. Als probate Mittel gegen Altersarmut ordnet Plansecur private Rentenversicherungen und Aktienfondssparpläne ein. In beiden Fällen legt man jeden Monat einen festen Betrag an, der in die Versicherung beziehungsweise den Fonds einfließt. „So früh wie möglich damit anfangen, am besten, sobald man in den Beruf eintritt“, empfiehlt Finanzprofi Volker Britt.

    Er gibt ein anschauliches Beispiel: Wenn man 35 Jahre lang monatlich 100 Euro einzahlt, macht eine Verzögerung am Anfang um ein halbes Jahr am Ende über 1.600 Euro Unterschied aus (bei einer effektiven Verzinsung von 3 Prozent). Der Vergleich: In den sechs Monaten, die man noch abwartet, weil man unschlüssig ist, werden nur 600 Euro (sechs Monate mal 100 Euro) weniger eingezahlt, aber nach Ablauf erhält man in Summe 1.600 Euro weniger (72.063 Euro statt 73.734 Euro).

    Volker Britt erklärt augenzwinkernd: „Der Unterschied zwischen 600 und 1.600 Euro bei nur sechs Monaten Zögern am Anfang ist eine Auswirkung des Zinseszinseffekts, den bekanntlich schon Albert Einstein als achtes Weltwunder bezeichnet hat.“

    Rentenversicherung bis ans Lebensende

    Der häufig geäußerten Meinung, Lebensversicherungen lohnten sich nicht mehr, hält Plansecur-Manager Volker Britt entgegen: Die private Rentenversicherung habe als dritte Säule der Alters­sicherung nach der gesetzlichen Rente und der betrieblichen Altersversorgung nach wie vor ihre Berechtigung.

    Zwar sei der Garantiezins, den die Lebensversicherer Kunden beim Abschluss von Neuverträgen auf den Sparanteil gewähren, in der langjährigen Niedrigzinsphase rückläufig, räumt Britt ein. Aber mit Verweis auf die allmählich wieder steigenden Zinsen sagt er: „Wer nicht gerade über ein riesiges Vermögen verfügt, sollte seine Altersversorgung auf jeden Fall zusätz­lich mit einer privaten Rentenversicherung absichern, die garantiert bis ans Lebensende zahlt.“

    Individueller Aktienfondsmix für 100+

    Daneben rät der Finanzfachmann zum Vermögensaufbau mittels „Aktien, aber keineswegs Einzelwerten“, soweit es in die jeweilige finanzielle Situation passt. Volker Britt erklärt: „Nach allen Erfahrungen weisen Aktien auf lange Sicht die beste und stabilste Wertentwicklung auf. Wer nicht zusehen will, wie sein Vermögen in der Inflation dahinschmilzt, kommt an Aktien nicht vorbei."

    Das bedeute aber nicht, dass eine Investition in eine einzelne Aktie eine gute Anlage darstelle, so Britt weiter. Wirecard und Credit Suisse stehen exemplarisch für Aktien, in die man besser nicht isoliert investiert hätte. Für die meisten privaten Anleger stelle daher ein auf die jeweilige Situation maßgeschneiderter Mix aus Aktienfonds die beste Lösung für einen Anlagehorizont 100+ dar.

    So profitiere man einerseits von der höheren Aktienrendite gegenüber anderen Anlageformen und sei andererseits vor unliebsamen Überraschungen durch einzelne Ausfälle geschützt, erklärt der Finanzexperte: "Wichtig dabei ist die Anpassung des Fondsmix an die jeweilige Lebens­situation, um etwaige Immobilien, private Verpflichtungen und ähnliches im Rendite- und Risikoprofil zu berücksichtigen.“

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