Wohnraum wird immer knapper, Baustoffpreise steigen und somit verteuern sich Immobilien immer weiter. Dieser Preisanstieg manifestiert sich auch in einer Verzögerung vom Bau neuer Immobilien. In dieser Mangellage müssen sich Politik und Wirtschaft der Situation zügig dieser Diskrepanz zwischen ökonomischen Belastungen und der Dringlichkeit von bezahlbaren Immobilien entgegenwirken.
Ein Gastbeitrag von Martin Sessler Immobilienexperte und Inhaber zweier VON POLL Immobilien-Niederlassungen
Im Zuge der Coronakrise im vergangenen Jahr stellte sich besonders im Holzbau, bei Entwässerungsanlagen und Leistungen im Bereich von Gebäudearbeiten, wie der Dachdeckerei sowie Klempnerei, eine geringere Verfügbarkeit und ein Preisanstieg von zahlreichen Baumaterialien ein.
Unter anderem begründeten die Anstiege des Erdöl- und Erdgaspreises oder der des Kupferpreises die Erhöhung der Kosten für den Neubau eines Wohnhauses um 9,1 Prozent. Daneben stiegen im Februar auch die Holzpreise an der US-Börse Nasdaq um 34 Prozent, weshalb es 2021 im Vergleich zum vorherigen Jahr zu höheren Investitionen für den Hausbau führte. Ein ausschlaggebender Faktor für die Bauträger waren die garantierten Preise. Somit konnten sie Mehrkosten nicht entsprechend umlegen.
Weniger Neubauten als erhofft
Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung war, dass bis 2022 400.000 Neubauwohnungen geschaffen werden. Experten sprechen jedoch nur die Hälfte des vormals angekündigten Wohnraumes, wodurch gerade im stadtnahen Bereich eine Lücke für bezahlbaren Wohnraum entstand.
Die Inflation und der Anstieg der Kosten sorgt für die Verzögerung und sogar dem Abbruch von laufenden Bauprojekten. Es ist davon auszugehen, dass aus dieser Situation steigende Preise resultieren, da aktuell vielfach Baustellen leer bleiben.
Die Nachfrage nach Bestandsimmobilien steigt
Die Preise für Häuser und Wohnungen sind seit Anfang 2000 um durchschnittlich 12 Prozent gestiegen, was auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum beziehungsweise Wohnungsneubau und eine verstärkte Stadtflucht in günstigere ländliche Gebiete zurückzuführen ist.
Daneben ist der Erwerbspreis von schon modernisierten Immobilien ebenfalls angestiegen; die Preiszunahme lässt sich über die erhöhten Kosten erklären: Im Jahre 2021 stiegen beispielsweise die Preise von Konstruktionsvollholz um 77,3 Prozent und Dachlatten um 65,1 Prozent. Auch andere Rohstoffkosten wie zum Beispiel Kupfer um 27 Prozent oder Asphalt um 36 Prozent sind deutlich gestiegen.
Fazit
Der Anstieg der Baustoffpreise führt vor allem bei Neubauten zu höheren Immobilienpreisen, weshalb der Bau von neuen Wohnimmobilien erschwert und verzögert wird. Auch bereits bestehende Immobilien sind natürlich von den erhöhten Renovierungs- und Modernisierungskosten betroffen. Insofern wird es in naher Zukunft immer wichtiger, effizient und ressourcenschonend zu bauen.
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