Stark steigende Zinsen und eine beträchtliche Ausweitung der Kreditspreads ist eine Kombination, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Die Zentralbanken erhöhten mehrmals die Zinssätze und verschärften die monetären Bedingungen, um die Inflation zu kontrollieren.
Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management
Gleichzeitig erhöhen sie damit das Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs, was zu höheren Risikoprämien führt. In einer solchen Welt sind Duration und Kreditrisiko positiv korreliert, und wenn die Zinsen steigen, weiten sich die Kreditspreads aus.
Wir sind davon überzeugt, dass festverzinsliche Wertpapiere in den nächsten sechs bis zwölf Monaten ein Comeback erleben werden, da die Märkte in diesem Zeitraum wahrscheinlich endlich mehr Gewissheit über den Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken erlangen werden.
Wir haben bereits einige Versuche der Märkte gesehen, diese Höhepunkte im Jahr 2022 zu identifizieren, bisher jedoch ohne großen Erfolg. So sollten die Aussichten für festverzinsliche Wertpapiere auf Sicht von 12 bis 14 Monaten recht gut sein, wobei das Problem natürlich darin besteht, den Zeitpunkt des Umschwungs zu bestimmen.
Die Zinserhöhungszyklus ist immer noch nicht unter Kontrolle, und was vielleicht noch wichtiger ist, die Inflation hat sich ausgeweitet, insbesondere in den USA, wo das Lohnwachstum ein großes Problem darstellt. Dies wird die Zentralbanken noch einige Zeit auf Trab halten und dazu veranlassen, in ihrer Geldpolitik nicht nachzulassen.
Gleichzeitig sind sich die Zentralbanken darüber im Klaren, dass sie die Volkswirtschaften durch die bereits erfolgten Zinserhöhungen bereits ziemlich stark aufgerüttelt haben. Da Zinsänderungen mit einer beträchtlichen Verzögerung auf die Wirtschaft wirken, ist es nicht allzu weit hergeholt dennoch zu denken, dass die Zentralbanken bald eine Verschnaufpause einlegen werden, um die Entwicklungen in ihren jeweiligen Volkswirtschaften zu bewerten.
Allerdings müssen sie auch berücksichtigen, was die Märkte und die Wirtschaftsakteure ihnen implizit sagen, nämlich dass sie aktiv sein müssen, um das Vertrauen für ihre Erfüllung des Inflationsmandats zu erhalten. Letzten Endes ist dieses Vertrauen für die Zentralbanken wichtiger als das zusätzliche Risiko, die Volkswirtschaften in eine Rezession zu führen.
Abgesehen davon sind wir der Meinung, dass die Märkte in Europa (einschließlich Norwegens) bereits genug Vertrauen eingepreist haben. Etwas unsicherer ist, was nötig sein wird, um die US-Wirtschaft, in der der Lohndruck am stärksten ausgeprägt ist, wieder in den Griff zu bekommen.
Wir glauben, dass das Jahr 2023 eher ein Jahr der Anleihen als ein Jahr der Aktien sein wird. Und es könnte sogar sein, dass die altbekannte negative Korrelation zwischen Anleihe- und Aktienrenditen wieder auflebt. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür mit den höheren Zinsen gestiegen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Weitere Zinserhöhungen der Fed bleiben zu erwarten
Gerade als die Anleger glaubten, sie hätten die ersehnte Zins-Trendwende erreicht, trat der Fed-Vorsitzende Powell auf den Plan und versetzte den Märkten einen weiteren harten Schlag. Diese Wahrnehmung könnte sich aber ändern, sobald sich der Staub gelegt hat.
Die Fed wird den Kurs ändern – aber wann?
Jetzt, da die Anleger davon überzeugt sind, dass die Fed und die EZB die Zinsen stärker als erwartet anheben werden, stellt sich die Frage, wie lange sie diese Position halten können und welche Auswirkungen dies auf die Märkte haben wird.
Globaler Rentenmarkt 2024: Attraktive Erträge in Sicht
Mit Blick auf das Jahr 2024 sind die Ausgangsrenditen sehr attraktiv und in den meisten Fällen sogar höher als zu Jahresanfang. Es kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung Leitzinsen gesenkt werden, was sich positive auf Staatsanleihen auswirken wird.
DIVA-Umfrage: Sparer sind bei der Geldanlage überfordert
Die Inflation macht sich inzwischen für viele direkt im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch die Zinsen für Geldanlagen und Kredite sind in Bewegung gekommen. Wie die Bundesbürger mit ihrer Geldanlage auf die stark veränderten Rahmenbedingungen reagieren.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Zwischen Zauber und Zahlen: Warum deutsche Aktien wieder Chancen bieten
Trotz Konjunktursorgen, geopolitischer Spannungen und struktureller Probleme sehen viele Anleger wieder Potenzial im deutschen Aktienmarkt. Portfoliomanager Olgerd Eichler von MainFirst nennt sechs gute Gründe – mit überraschend positiven Langfristaussichten.
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab 1. Juli 2025: Was das für Gläubiger bedeutet
Zum 1. Juli 2025 steigen die Pfändungsfreigrenzen – für Schuldner:innen bedeutet das mehr finanzieller Spielraum, für Gläubiger hingegen weniger pfändbare Beträge und längere Rückzahlungszeiträume. Was das konkret heißt und worauf Gläubiger jetzt achten müssen.
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.