88,5 Prozent der Unternehmen empfinden die gestiegenen Energiepreise als Belastung. Das ergibt eine Umfrage des Warenkreditversicherers Atradius unter mehr als 400 deutschen Firmen. Bei rund einem Viertel der Befragten (24,7 Prozent) beträgt die finanzielle Mehrbelastung durch die Preissteigerungen mehr als eine Million Euro. Die Mehrheit der Befragten plant, künftig verstärkt auf alternative Energien wie Solar, Wind oder Wasserkraft zu setzen.
„Nicht nur die massiven Kostensteigerungen werden derzeit zum echten Problem für viele Firmen“, sagt Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius, „sondern auch die Tatsache, dass die Preise für die Zukunft derzeit nur schwer vorhersehbar sind. Das macht realistische Kostenkalkulationen für die Firmen schwierig.“ Besonders zu kämpfen haben energieintensive Branchen wie Stahl- und Metall sowie insbesondere auch der Chemie-Sektor. Denn in der Chemiebranche wird Gas nicht nur zur Energieerzeugung, sondern teilweise auch als Produktbestandteil benötigt.
Der Atradius-Studie zufolge fühlt sich mehr als die Hälfte aller Befragten stark oder sehr stark (35,5 und 18,2 Prozent) von den Energiepreissteigerungen belastet. Etwas mehr als ein Drittel (34,8 Prozent) empfindet nur einen leichten Kostendruck. 9,1 Prozent der Befragten geben an, dass sie die Preissteigerung kaum als Belastung empfinden. Überhaupt nicht tangiert fühlen sich 2,4 Prozent der befragten Unternehmen.
Gleichzeitig müssen rund 75 Prozent der Befragten Mehrkosten in Höhe von bis zu einer Million Euro stemmen, 14,9 Prozent geben eine finanzielle Mehrbelastung in Höhe von bis zu drei Millionen an, bei 4,1 Prozent der Befragten sind es bis zu fünf Millionen und 5,8 Prozent werden nach eigener Einschätzung die Fünf-Millionen-Marke überschreiten.
Worst-Case-Szenario vermeiden
Für viele deutsche Unternehmen sei die Lage derzeit wirklich ernst, so Frank Liebold, nicht nur aufgrund der hohen Energiepreise, sondern auch aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtlage. Das beinhalte neben den Problemen mit der Energieversorgung auch die Folgen der Inflation, steigender Zinsen und weiterhin gestörter Lieferketten. Käme es in einem einzelnen Industriezweig zu einer größeren Insolvenz, könnte dies einen Dominoeffekt innerhalb der Branche und in angrenzende Sektoren hinein nach sich ziehen. Ein solches Szenario gelte es daher dringend zu vermeiden.
Was die Energieversorgung betrifft, so hält der Risikoexperte eine zunehmende Nutzung alternativer Energieträger mittelfristig für unumgänglich. „Wer kann, sollte sich so zeitnah wie möglich breiter aufstellen und neben konventionellen Energieträgern wie Gas weitere Quellen – beispielsweise Solar-, Wind oder Wasserkraft – hinzuziehen“, sagt Liebold.
Laut Atradius-Umfrage ist dies bei einem Großteil der befragten Unternehmen bereits in Planung: 43,7 Prozent der Befragten wollen künftig verstärkt auf alternative Energieträger setzen. Allerdings gibt auch fast ein Viertel der Befragten an, dies nicht zu beabsichtigen. Beinahe ein Drittel – 31,9 Prozent – ist diesbezüglich laut Befragung noch unentschieden.
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