Banken und Versicherungen intensivieren ihren Wandel zu einem datengetriebenen Unternehmen. Damit wollen sie vor allem durch bessere und schnellere Entscheidungen die Unternehmenssteuerung verbessern, aber auch kundenzentrierter agieren. Unabdingbar damit verbunden ist auch weiterhin die zunehmende Regulatorik im Finanzdienstleistungssektor.
Die regulatorischen Anforderungen sind für Banken und Versicherungen sehr vielfältig und betreffen verschiedenste Bereiche ihrer Wertschöpfungskette. Für mehr als 70 Prozent der befragten Banken und Versicherungen steht daher in Zukunft der Aufbau einer Data-Management-Plattform im Fokus. Mit ihrer Hilfe soll eine homogene Datenbasis und somit wiederum eine zentrale Voraussetzung für den Wandel hin zu einem datengetriebenen Unternehmen geschaffen werden.
Dies sind ausgewählte Ergebnisse der neuen Lünendonk-Studie 2022 „Von Datensilos zu Datenströmen: Der Wandel von Banken und Versicherungen zu datengetriebenen Unternehmen“, die in fachlicher Zusammenarbeit mit KPMG erstellt wurde.
Regulatorische Anforderungen beschäftigen die Institute weiterhin stark
Die Umsetzung von Regulatorik beschäftigt fast alle Studienteilnehmende: 91 Prozent der untersuchten Banken und Versicherungen nutzen ihre Daten derzeit und in Zukunft vor allem, um regulatorische Anforderungen einfacher oder überhaupt erfüllen zu können.
Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder und Studienautor, berichtet, dass dieser hohe Anteil zwar zu erwarten gewesen sei, er zeige aber sehr deutlich, dass in nahezu allen Banken und Versicherungen die Unternehmensressourcen weiterhin zu einem großen Teil zur Bewältigung aufsichtlicher Anforderungen gebunden seien. Das führe jedoch auch dazu, dass die knappen Analytics-Ressourcen nicht für Themen rund um die digitale Transformation zur Verfügung stehen.
Die Anforderungen der Finanzaufsicht an Banken und Versicherungen werden auch zukünftig die Finanzindustrie stark beschäftigen, ergänzt Fanny Luthmann, Partnerin beim Studienpartner KPMG. Der Trend werde sich weiter in die Richtung entwickeln, nicht mehr nur feste Ergebnisdaten, sondern auch Basisdaten in großem Umfang an Aufsichtsbehörden zu übermitteln. Völlige Transparenz, eine hohe Datenqualität und eigene Analysefähigkeit, um von Ergebnissen der Aufsicht nicht überrascht zu werden, seien dann unabdingbar.
Dieses Spannungsfeld aus steigender Regulatorik, neuen Anforderungen an die Unternehmenssteuerung durch die digitale Transformation und dem Fachkräftemangel, führt zu einem großen Druck bei Banken und Versicherungen zum Umbau ihres Berichtswesens und der Transformation zu einem datengetriebenen Unternehmen: Neun von zehn Studienteilnehmenden erwarten sich dadurch bessere und schnellere Entscheidungen sowie eine höhere Prozesseffizienz, während sich 84 Prozent Kosteneinsparungen versprechen.
Kombination: Data Warehouses und Data Lakes
Die Datenarchitektur und -haltung muss sich daher den neuen Gegebenheiten anpassen. Zukünftig werden laut der Lünendonk-Studie zur Datenhaltung Data Lakes stärker zum Einsatz kommen. 71 Prozent der Finanzunternehmen wollen in Zukunft daher hybride Konstrukte aus Data Warehouse und Data Lake nutzen; aktuell sind es mit 63 Prozent noch deutlich weniger.
Viele Finanzunternehmen beschäftigen sich derzeit mit dem Aufbau von Data-Lake-Plattformen und möchten damit die digitale Transformation vorantreiben, kommentiert Zillmann. Neben Effizienzsteigerungen und einer optimierten Kundenanalyse können hybride Datenarchitekturen regulatorische Anforderungen besser abdecken und das Reporting auf ein höheres Level heben.
Um flexible und skalierbare Datenspeicher und daran angeschlossene Auswertungsfälle zu ermöglichen, setzen die befragten Unternehmen verstärkt auf die Cloud. 71 Prozent der Banken und Versicherungen werden zukünftig bei der Datenhaltung eine hybride IT-Infrastruktur aus On-Premises und der Cloud nutzen.
Optimierungsbedarf bei der Datenqualität
Eine hohe Datenqualität ist eine wichtige Voraussetzung, um datengetrieben agieren zu können. Allerdings ist diese immer noch oftmals unzureichend. 55 Prozent der Finanzunternehmen stufen ihre Datenqualität als maximal mittelmäßig ein, und nur drei Prozent empfinden diese als sehr hoch. Die Hauptursachen hierfür seien ein fehlendes Datenbewusstsein und -verständnis, was zu einer mangelhaften Datenkultur führe. Ebenso führen inkonsistente und unvollständige Datensätze, eine fehlende Governance und Zuständigkeit des Datenmanagements sowie eine mangelhafte Interoperabilität der IT-Systeme zu einer geringen Datenqualität, so Zillmann.
Über die Lünendonk-Studie
Für die Lünendonk-Studie 2022 „Von Datensilos zu Datenströmen: Der Wandel von Banken und Versicherungen zu datengetriebenen Unternehmen“ wurden 32 Experteninterviews mit Führungskräften aus der IT, Finance und weiteren Fachbereichen mittelständischer und großer Banken sowie Versicherungen geführt.
Die Studie wurde in fachlicher Zusammenarbeit mit KPMG realisiert und steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.
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