Die meisten Menschen machen um das Thema Altersvorsorge einen großen Bogen. Denn kaum eine Angelegenheit sorgt bei ihnen für so viel Verwirrung und Unsicherheit. Aus diesem Grund schieben sie es häufig viel zu lange auf und riskieren damit finanzielle Engpässe im Alter.
Ein Beitrag von Dieter Homburg, der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches "Altersvorsorge für Dummies".
Altersvorsorge kann – und sollte – einfach verständlich sein. Mit ein paar Praxistipps kann jeder die Altersvorsorge-Grundlagen in den Griff bekommen und damit sind auch Laien in der Lage, gezielt eine planbare Altersvorsorge aufbauen sowie ein solides Absicherungskonzept zu erarbeiten.
Das Problem mit dem Rentensystem
Unser aktuelles Rentensystem geht auf Otto von Bismarck zurück. Das 1883 erfundene Umlageverfahren ging nicht davon aus, dass einmal so wenige Beitragszahler eine so große Zahl an Rentnern versorgen müssen. Heute werden die Menschen viel älter und bringen weniger Kinder auf die Welt.
Wenn man den Zustand des Rentensystems mit der freien Wirtschaft in Bezug setzt, müsste von Konkursverschleppung gesprochen werden. Das bedeutet für jeden, dass er sich auf die Rente nicht verlassen kann. Allenfalls wird es eine kleine Grundversorgung geben. Der bisherige Lebensstandard lässt sich mit der staatlichen Rente nicht aufrechterhalten.
Wann sollten man sich mit der Altersvorsorge beschäftigen?
Problematisch ist, dass die finanzielle Bildung an Schulen und Universitäten nicht gelehrt wird. Das heißt, dass es jeder selbst in die Hand nehmen muss. Je früher mit der Vorsorge begonnen wird, desto besser. Deshalb kommt den Eltern eine hohe Verantwortung für ihre Kinder zu. Sie sollten den Nachwuchs fit machen und sich dabei nicht nur auf Banken und Versicherungen verlassen. Bei beiden zahlt der Kunde horrende, versteckte Gebühren, die später den Ertrag schmälern. Diese können gespart werden. Im Internet gibt es inzwischen hervorragende Hilfen, um in das Thema hineinzukommen.
Viele Informationen stehen kostenlos zur Verfügung. Aus den verschiedenen Seiten kann sich jeder heraussuchen, wobei er ein gutes Gefühl hat und wofür er eine Affinität entwickelt. Dann kann entschieden werden, für welches Gebiet man mehr Zeit investieren möchte. Dabei kann es etwa um Mietwohnungen, Fotovoltaik, ETF-Sparpläne oder Einzelaktien gehen. Einen Königsweg gibt es nicht. Sinnvoll ist es, etwas zu suchen, bei dem es einem Spaß macht, mehr Zeit zu investieren.
Was ist der beste Weg? Was sind die gängigsten Fehler?
Auf vielen Verbraucherseiten wird jungen Leuten ein ETF-Sparplan empfohlen. Nach zehn Jahren gäbe es ein sattes Plus und spätestens zum Renteneintritt ist alles bestens. Das sei Kokolores, so Dieter Homburg. Auch der Eindruck, dass die Börse eine Einbahnstraße ist, stimmt nicht. Auf dem Markt gab es schon Zeiträume, in denen die Kurse erst 25 Jahre später wieder das Ausgangsniveau erreicht haben. Diese Zeit haben auch junge Leute nicht. Wichtig ist es, ETFs breit zu streuen, um eine Marktrendite abzubekommen. Zudem sollten keine ETFs gekauft werden, die keine physischen Aktien hinterlegt haben, empfiehlt Dieter Homburg.
Sinnvoll ist es, bei den Gewinnen des ETFs von Zeit zu Zeit einen Switch in sichere Papiere durchzuführen. Eine Alternative kann auch ein Mischfonds sein, der Absicherungsmechanismen durch Gegenwetten beinhaltet. Jeden Monat Geld in breit gestreute ETFs zu geben und regelmäßig eine Absicherungsstrategie zu fahren, kann eine weitere Strategie sein. Das verhindert, dass der Anleger beim nächsten Crash ganz unten landet. Er kann dann aus den gesicherten Positionen deutlich günstiger an den Börsen nachkaufen.
Über den Autor
Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches "Altersvorsorge für Dummies". In den letzten 20 Jahren hat er bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen.
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