Ein großer Teil der Finanzberater*innen fühlet sich nicht ausreichend informiert, um eine professionelle Beratung in Sachen Nachhaltigkeit durchzuführen. Sie brauchen passgenaue Weiterbildungsangebote mit direktem Praxisbezug.
Nachhaltigkeit ist das herausragende Anlagethema, das immer mehr an Fahrt aufnimmt. 80 Prozent der Anlegerinnen sind laut Studien überzeugt, dass nachhaltiges Investieren keine Modeerscheinung ist, und 47 Prozent der Anlegerinnen möchten mit ihrer nachhaltigen Investition auch einen Beitrag leisten, die Welt besser zu machen. Das bedeutet: Anlegerinnen möchten wissen, wie Nachhaltigkeit mit ihrem Geld umgesetzt wird und welche Wirkung damit erzielt wird. Die Bedrohungen durch den Klimawandel sind größer denn je. Anfang Januar 2022 hat das Weltwirtschaftsforum den „Global Risk Report 2022“ vorgestellt.
Darin wird deutlich, dass das globale BIP um ein Sechstel sinken könnte, wenn nichts gegen den Klimawandel getan wird. Neben weiteren schwerwiegenden Folgen wäre das ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Verlust, dem die Weltgemeinschaft entgegenwirken muss. Allein um den Klimawandel zu bekämpfen, sind bis zu 270 Milliarden Euro jährlich an Investitionen notwendig. Daher braucht es privates und institutionelles Kapital in riesigem Umfang, um Nachhaltigkeit auf allen Ebenen wirklich voranzutreiben. Und um die 17 Nachhaltigkeitsziele In der Anlageberatung entscheidend der Vereinten Nationen zu erreichen, werden laut Schätzungen der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung bis 2030 jedes Jahr 2,5 Billionen US-Dollar benötigt. Geopolitische Spannungen verstärken diesen Effekt und das Erfordernis schnellen und eindrücklichen Handelns zusätzlich. Es ist also allerhöchste Zeit, sich dieses Themas anzunehmen.
Künftig sind alle Finanzberaterinnen zu ESG-Beratung verpflichtet
Das Problem: Die große Nachfrage nach nachhaltigen Investments stößt weitgehend auf taube Ohren beziehungsweise kann nicht professionell bedient werden. Denn nur 15 Prozent der Finanzberaterinnen haben bisher eine strukturierte ESG-Schulung durchlaufen und 75 Prozent der Finanzberater innen fühlen sich nicht ausreichend informiert, um eine professionelle Beratung in Sachen Nachhaltigkeit durchführen zu können. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft.
Zugleich sind künftig alle Finanzberaterinnen per Rechtsverordnung dazu verpflichtet, die ESG-Präferenzen ihrer Kundinnen abzufragen, zu dokumentieren und bei der Auswahl der Empfehlungen zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund ist die Frage berechtigt, was passieren muss, diese Asymmetrie auszugleichen. Zumal eine weitere Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht: Es ist kompliziert, die richtigen Produkte auch für die Forderung nach härteren Nachhaltigkeitskriterien zu finden. Regulatorisch wird zwischen Artikel-6-, Artikel-8- und Artikel-9-Fonds unterschieden. Darüber hinaus gibt es jede Menge ESG-Labels, die ihren Fokus jeweils auf unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte legen.
Dass die EU-Kommission Atom- und Gaskraftwerke im Sinne einer Übergangstechnologie nun als „nachhaltig“ klassifiziert hat, sorgt für Empörung und auch für Verunsicherung. Beraterinnen müssen daher die Nuancen kennen und erklären und nachhaltige Investmentportfolios zusammenstellen können.
ESG-Akademie mit allen wesentlichen Inhalten rund um das nachhaltige Investieren
Um Finanzberatern diese Fähigkeiten zu vermitteln, hat das Petersmann Institut gemeinsam mit dem Edutainment-Spezialisten e-Mission aus Berlin eine Aus- und Weiterbildungsplattform ins Leben gerufen. Über die Website www.petersmanninstitut. de („Online Akademie“) können Finanzberaterinnen in sechs Entertainment-orientierten Modulen der ESG-Akademie alle wesentlichen Inhalte rund um das nachhaltige Investieren kennenlernen. Im Fokus steht neben der fachlichen Bildung die Sensibilisierung für die Bedeutung von ESG und Nachhaltigkeit im Sinne einer „Bewusstwerdensreise“.
Der gesamte Kurs setzt sich aus sechs Modulen zusammen. Jedes Modul endet mit einem Test, sodass der Lernfortschritt gleich festgehalten wird. Für alle sechs Module werden insgesamt sechs bis acht Stunden benötigt. Man kann Pausen beliebiger Länge machen und sich sämtliche Interviews mit den Expert*innen und Lernfilme beliebig oft anschauen.
Nach Abschluss Zertifikat für Nachhaltigkeitskompetenz
Das Programm umfasst die Themen „Warum nachhaltiges Investieren die Welt verändert“, „Die Regulatorik und ihre Auswirkungen“, „Umwelttechnologien hinter nachhaltigen Investitionen besser verstehen“, „Nachhaltige Investmentstrategien“, „Wer entscheidet, was nachhaltig ist, und wie entstehen ESG-Ratings?“ und „Nachhaltige Anlagemöglichkeiten“. Die ESG-Akademie befasst sich somit mit den wirklich wichtigen Themen nachhaltiger Geldanlage.
Die Module zeigen die Grundlagen von ESG und nachhaltigen Investments und deren Problemfelder auf, erklären die Regulatorik und ihre Auswirkungen und die Umwelttechnologien hinter nachhaltigen Investitionen, setzen sich mit den verschiedenen nachhaltigen Anlagestrategien auseinander, diskutieren den Begriff des Greenwashings und die Entstehung von ESG-Ratings und zeigen konkret auf, welche nachhaltigen Anlagemöglichkeiten in welchen Assetklassen umgesetzt werden können. Wer durch alle Module „gereist“ ist, erhält ein Zertifikat. Dieses ist dann für ein Jahr gültig und Finanzberater*innen dürfen sich als Nachhaltigkeitsberater*innen bezeichnen. So können sie gegenüber Anleger*innen und der IHK dokumentieren, dass sie zu dem Kreis der Finanzberater*innen gehören, die Kund*innen auf dem Gebiet des nachhaltigen Investierens professionell begegnen können.
Über den Autor: Hartmut Petersmann ist Gründer und Geschäftsführer des Petersmann Instituts für den unabhängigen Finanzberater. Die ESG-Akademie ist über die Website www.petersmann-institut. de („Online Akademie“) erreichbar. Das Basisprogramm läuft bis zu sechs Monate und kostet 75 Euro monatlich. Die Module werden kontinuierlich aktualisiert und bieten damit immer wieder neue Inhalte.
Themen:
LESEN SIE AUCH
BaFin sieht 6 Kernrisiken für 2025
Die BaFin warnt in ihrem aktuellen Bericht „Risiken im Fokus 2025“ vor neuen und verschärften Risiken für das deutsche Finanzsystem. Neben Klimawandel und geopolitischen Spannungen stehen auch Digitalisierung und IT-Sicherheit im Mittelpunkt. Präsident Mark Branson mahnt: Unternehmen müssen Risiken klug steuern und ihre Systeme widerstandsfähiger machen.
Französisches CatNat-System ist keine Blaupause für Deutschland
In der Debatte um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden wurde die französische CatNat-Abgabe häufig mit den Kosten für eine deutsche Wohngebäudeversicherung inklusive Elementardeckung verglichen. Zum Teil mit Hochrisikoobjekten, die nur 0,4 Prozent der Wohngebäude in Deutschland ausmachen. Laut GDV ein unseriöser und falscher Vergleich.
Versicherer beziehen Sturzflutgefahr in Risikomodelle ein
Sturzfluten werden im Risikomodell der Versicherer bis jetzt nur ungenau abgebildet. Künftig wird das Risiko für rund ein Drittel der Adressen in Deutschland separat erfasst und in das Geoinformationssystem ZÜRS Geo übernommen.
Wasserstandsmeldung: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Kunden?
Die Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit hat nicht so stark nachgelassen, wie man angesichts der öffentlichen Debatten hätte annehmen können. Im Vordergrund steht weiter vor allem die ökologische Dimension. Eine Mehrheit der Versicherten wünscht sich eine schnellere Umsetzung von Maßnahmen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt: Fahrradversicherung oft unverzichtbar
Fahrräder sind in Deutschland ein beliebtes Fortbewegungsmittel – sowohl im Alltag als auch in der Freizeit. Doch mit der steigenden Zahl an hochwertigen Modellen, insbesondere E-Bikes, wächst auch das Risiko von Diebstählen. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden allein 2023 über 260.000 Fahrräder als gestohlen gemeldet, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch weit höher liegen.
Insolvenzverfahren über ELEMENT eröffnet: Versicherungsschutz läuft aus
Das Insolvenzverfahren über die ELEMENT Insurance AG ist eröffnet. Die bestehenden Versicherungsverträge enden größtenteils zum 1. April 2025. Versicherten wird dringend geraten, schnell eine neue Absicherung zu suchen.
Aon-Marktprognose 2025: „Bürokratie bremst den Fortschritt aus“
Das Beratungsunternehmen Aon hat seine Marktprognose für den deutschen Versicherungsmarkt 2025 veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Unternehmen müssen sich zunehmend mit komplexen und global vernetzten Risiken auseinandersetzen. Politische Unsicherheiten, hohe Kosten und der Klimawandel setzen Unternehmen unter Druck.
Versicherungsbranche erwartet 2025 stabiles Wachstum – GDV fordert Reformen
Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.