Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur stellt ihre 20. Auflage der jährlichen Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer vor. Insgesamt 46 Unternehmen nahmen in diesem Jahr teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 73 Prozent (Vorjahr: 69 Prozent) widerspiegeln.
Die Studie offenbart, wie Altersvorsorgeverträge aus den Bereichen Klassik, Neue Klassik und Indexpolicen aktuell verzinst werden und welche Renditen die Kunden erwarten können. Darüber hinaus erhält der Leser umfangreiche Informationen rund um das Thema Garantien, beispielsweise zur Zerlegung der Deckungsrückstellung nach Tarifgenerationen und zur Dotierung der Zinszusatzreserve.
Klassik wird im Neugeschäft zum Ausnahmefall
Zum 01.01.2022 wurde der gesetzliche Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von 0,90 Prozent auf 0,25 Prozent abgesenkt. Dies erschwert die Kalkulation von Garantien in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten. Vor diesem Hintergrund hat Assekurata die Teilnehmer der Studie gefragt, ob sie klassische Produkte überhaupt noch im Neugeschäft anbieten. Im Ergebnis zeigt sich, dass noch 21 der 46 teilnehmenden Unternehmen klassische Produkte im Angebot haben, dabei allerdings nicht die gesamte Produktpalette bedienen. So bieten nach eigenen Angaben beispielsweise 13 Gesellschaften noch klassische Kapitallebensversicherungen an, während nur noch drei in der Riester-Rente aktiv sind.
Das geringe Angebot verdeutliche, wie stark das einstige Flaggschiff der Lebensversicherer in der Gunst der Anbieter mittlerweile gesunken sei, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur.
Dabei sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Versicherer noch große klassische Bestände in den Büchern haben, für deren Kunden die Überschussbeteiligung noch immer eine hohe Bedeutung hat.
Laufende Verzinsung sinkt gegenüber Vorjahr nur geringfügig
Hierzu hat Assekurata in der Studie ermittelt, dass die laufende Verzinsung 2022 über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen im Marktdurchschnitt nur marginal um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61 Prozent gesunken ist. Während bei den jüngeren Tarifgenerationen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die Verzinsung bei den älteren stabil.
Grund hierfür seien die vertraglichen Garantien, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben, so dass die Überschussbeteiligung nicht darunter sinken könne, erklärte Assekurata-Geschäftsführer Will. Andererseits haben auch bei den jüngeren Tarifgenerationen viele Anbieter ihre Überschussbeteiligung konstant gehalten, so dass sich der Abwärtsdruck bei den Deklarationen mittlerweile deutlich verlangsamt habe.
Auch Neue Klassik untersucht
Darüber hinaus haben die Kölner Analysten wieder das Segment der sogenannten Neuen Klassik untersucht. Neue klassische Tarife basieren wie klassische Versicherungen auf einer konventionellen Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und der Zeit. Ein zentraler Unterschied liege jedoch in der Ausgestaltung der Garantien, die grundsätzlich niedriger als in der Klassik ausfallen, um den Kunden dadurch eine höhere Rendite in Aussicht zu stellen, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Vollständige Beitragsgarantie kaum mehr darstellbar
Viele Anbieter haben zum Jahreswechsel ihre neuen klassischen Tarife überarbeitet, wenngleich sich die meisten Unternehmen bereits im Vorjahr vom damaligen Höchstrechnungszins als Garantiezins gelöst hatten. Die Mehrheit der Gesellschaften legt ihren Tarifen mittlerweile einen individuellen Garantiezins zugrunde, der unter 0,25 Prozent liegt und häufig mit 0,00 Prozent nur noch einen Erhalt des Sparbeitrags darstellt. Vereinzelt wird auch ganz auf einen Garantiezins verzichtet.
Zugleich sind von den 23 Anbietern, die mit einem neuen klassischen Tarif an der Studie teilgenommen haben, inzwischen fast alle von dem Versprechen der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie abgewichen. Während neun Unternehmen komplett auf fixe Beitragsgarantien verzichten, gilt das Leistungsversprechen der restlichen 13 Gesellschaften nur für einen bestimmten Anteil der eingezahlten Bruttobeiträge, der zumeist aber noch um die 90 Prozent beträgt. Lars Heermann stellt fest:
Eine vollständige Bruttobeitragsgarantie scheint wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll darstellbar zu sein. Gegenzug gilt für einige Tarife nun jedoch eine deutlich kürzere Mindestlaufzeit.
So liegt die Mindestvertragslaufzeit für einen (teilweisen) Beitragserhalt aktuell zwischen zwei und 15 Jahren, wohingegen sie im Vorjahr noch bis zu 35 Jahre betrug.
Deklaration der Klassik und Neuen Klassik unterscheidet sich nur geringfügig
Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,15 Prozent etwas höher aus als in der Neuen Klassik. Dies verwundere auf den ersten Blick, wenn man bedenke, dass eine höhere Überschussbeteiligung das wichtigste Verkaufsargument der Neuen Klassik sei, kommentiert Lars Heermann. Er erklärt:
Vergleicht man jedoch ausschließlich diejenigen Anbieter, die in ihrem Neugeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, zeigt letztere einen leichten Vorsprung.
Dabei haben nur noch sieben Teilnehmer ihr Neugeschäft parallel für beide Produktkategorien geöffnet – im Vorjahr waren es noch 13. Hier liegt die durchschnittliche laufende Verzinsung mit 2,16 Przent aktuell geringfügig über dem Wert der klassischen Tarife (2,09 Prozent). Eine konventionelle Anlage im Deckungsstock mit reduzierten Garantien habe somit nicht immer eine höhere Verzinsung zur Folge, schlussfolgert Heermann.
Beitragsrendite prognostiziert deutlicheren Vorteil
Die folgende Tabelle gibt einen Gesamtüberblick zwischen beiden Produktsegmenten und den jeweiligen Veränderungen zum Vorjahr. Aufgrund der geringen Anzahl an klassischen Tarifen im Neugeschäft wurde für die Klassik ein Bestandstarif der Tarifgeneration 1,25 Prozent dargestellt. Bei der Gesamtverzinsung und der illustrierten Beitragsrendite tritt der Renditevorteil der Neuen Klassik hier deutlicher zutage. Mit 2,74 Prozent beziehungsweise 2,24 Prozent liegt sie über der Klassik (2,68 Prozent beziehungsweise 1,79 Prozent ), wobei die illustrierte Beitragsrendite eine unverbindliche Prognose darstellt und daher nicht garantiert ist. In der garantierten Beitragsrendite spiegelt sich die Abkehr von der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie wider, welche folgerichtig bei fast allen Tarifen einen negativen Wert annimmt und sich im Schnitt auf -0,68 Prozent beläuft. Auch hier hat die Absenkung des Höchstrechnungszinses somit deutliche Spuren hinterlassen.
Die rund 130-seitige Marktstudie 2022 einschließlich vieler Einzelauswertungen können Interessenten auf der Webseite der Assekurata bestellen. Hier finden Interessenten auch alle Assekurata-Ratingberichte kostenlos zum Download.
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