Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht sich mehr staatliche Förderung für die private Altersvorsorge. Auffällig ist, dass 57,3 Prozent der Frauen (Männer: 37,7 Prozent) dies vor allem für sichere Anlagen wie die Riester-Rente möchten, während Männer mit 56,1 Prozent (Frauen: 35,0 Prozent) auf staatlich gefördertes Aktiensparen setzen würden.
Das geht aus einer Zusatzbefragung hervor, die im Rahmen des aktuellen Altersvorsorge-Index des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) erhoben wurde.
Die Deutschen wissen, dass die Aussichten auf eine ausreichende gesetzliche Rente schlechter werden und wollen deshalb eigenverantwortlich vorsorgen, kommentiert Michael Heuser, Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, die Ergebnisse. Er erklärt weiter:
Sie erwarten im Gegenzug, dass der Staat Anreize setzt und sich mit Fördermitteln beteiligt. Denn Strafzinsen auf Bankguthaben, Bundesanleihen mit Negativzins und die anziehende Inflation hinterlassen Spuren und erschweren die Vorsorge für die nach wie vor sicherheitsorientierten Bürger.
Heuser ist der Ansicht, dass staatliche Förderung als Renditehebel für Garantieprodukte wirken oder einen Puffer für mit Aktien verbundene Risiken schaffen könne.
Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen diese Einschätzung. Wenn es um den Neuabschluss eines privaten Altersvorsorgevertrages geht, steht Sicherheit an erster Stelle: Für fast alle Befragten (94,3 Prozent) ist eine Leistungsgarantie wichtig oder sehr wichtig. Hohe Zustimmungswerte erhalten aber auch die Merkmale „hohe Renditen“ (83,0 Prozent) und „staatliche Förderung“ (81,2 Prozent). Die Vereinbarkeit der Leistungsmerkmale sieht Heuser problematisch:
Maximale Sicherheit bei zugleich hoher Rendite geht nicht. Den Bürgern ist das klar, deshalb wird der Wunsch nach staatlicher Förderung lauter.
Das Sicherheitsbedürfnis zeigt sich einmal mehr, wenn es um konkrete Formen der Altersvorsorge geht. Private Rentenversicherungen mit Garantie und die eigene Immobilie führen mit jeweils 67,8 Prozent die Rangliste an.
Dr. Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), sieht die neue Regierung mit Blick auf dieses Stimmungsbild in der Bevölkerung in der Pflicht:
Das Riester-Sparen deckt die Präferenzen der Bürger sehr gut ab. Die Rente ist garantiert und die kapitalmarktbedingt niedrigen Renditen werden durch die hohen Zulagen deutlich verbessert. Anstatt Riester weiter kaputtzureden, wäre eine Reform wünschenswert.
Für Lach kommt zum Beispiel eine Absenkung der Beitragsgarantie auf 80 Prozent in Verbindung mit einer Anhebung der Zulagen in Frage:
Auch die Verbreitung der aktienbasierten Altersvorsorge könnte die Politik deutlich beschleunigen. Anstatt das Tempo durch eine Diskussion über eine Finanztransaktionssteuer oder über eine Abschaffung der Abgeltungssteuer zu drosseln, sollte endlich auch das langfristige Aktiensparen gefördert werden.
Lach fragt nach, was gegen einen Steuerfreibetrag auf Kursgewinne und einbehaltene Dividenden spräche. Dieser könnte beispielsweise ab dem 60. Lebensjahr einmalig geltend gemacht werden. Der Vorstand ist der Überzeugung, dass das einen immensen Schub geben würde und verhindere, dass das Geld der Bürger auf Bankkonten durch Strafzinsen und Inflation jedes Jahr rund 4 Prozent an Wert verliert.
Die Umfrage zum Deutschen Altersvorsorge-Index sowie die Zusatzbefragung wurden vom DIVA in Auftrag gegeben und von INSA-CONSULIERE durchgeführt. Befragt wurden ca. 2.000 Personen in Deutschland.
Bilder: (1) © sparky – fotolia.com (2–3) © Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH
Themen:
LESEN SIE AUCH
DIVAX: Jeder Dritte im Alter unzureichend abgesichert
Die Stimmung der Bürger zur Altersvorsorge in Deutschland sinkt kontinuierlich. 38,7 Prozent schätzen ihre Altersvorsorge als unzureichend ein. Diese pessimistische Einschätzung fällt bei Geringverdienern sowie bei Frauen noch deutlich höher aus.
Mehrheit der Deutschen will früher in Rente
Trendwende in der Stimmung zur Altersvorsorge
Das Vertrauen der Bürger in ihre Altersvorsorge nimmt wieder zu. Nachdem der Deutsche Altersvorsorge-Index im Herbst 2022 seinen bisherigen Tiefstand erreicht hatte, ist er nun in den positiven Bereich zurückgekehrt. Auffällig: Der aufkeimende Renten-Optimismus ist jung, männlich, westlich.
Stimmung zur Altersvorsorge weiter rückläufig
Der Deutsche Altersvorsorge-Index erreicht einen neuen Tiefstand. Besonders ins Gewicht fallen dabei die Einschätzungen zur gesetzlichen Rente: 61 Prozent der Deutschen gehen von einer Verschlechterung aus. 41,3 Prozent wollen gegensteuern und mehr in die private Altersvorsorge investieren.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
PKV-Initiative „Heal Capital 2“: Neuer Fonds, neue Investoren, neue Start-ups
Digitale Wartung, KI-Zertifizierung, stärkere europäische Vernetzung: Der PKV-Investitionsfonds Heal Capital geht mit neuer Schlagkraft an den Start – und will die digitale Versorgung nachhaltig verändern. Doch welche Start-ups profitieren zuerst?
„Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch“
Von unseriösen Werbeversprechen bis KI-Euphorie: Im zweiten Teil des Interviews mit Tim Grüger geht es um Trends im Daytrading, die Erwartungen von Kunden und den Kampf gegen Finanz-Fake-News. Plus: Was TradingFreaks für die Zukunft plant – und welchen Rat der Gründer Anfängern mit auf den Weg gibt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.