Nicht in die Bitcoin-Steuerfalle tappen

Der Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple nimmt stark zu und mit ihm das Interesse bei eher konservativenr Anlegern. Sie werden angelockt in der Hoffnung auf schnellen Reichtum.

(PDF)
Bitcoin-193309354-AS-jd-photodesignBitcoin-193309354-AS-jd-photodesignjd-photodesign – stock.adobe.com

Doch immer mehr Anleger fragen sich: Kann man es sich leisten, die Kryptowährungen angesichts der enormen Kursgewinne in den vergangenen Monaten weiter zu ignorieren? So knackte etwa der Bitcoin im März die magische Marke von 60.000 US-Dollar – und nicht wenige Experten erwarten, dass es 2021 sogar noch über 100.000 US-Dollar geht.

Doch Vorsicht: Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland), urteilt: “Ebenso wie die Ertragschancen sind auch die Risiken immens.“

Schließlich sei der Handel sehr stark von Spekulation geprägt.

„Anleger brauchen starke Nerven. Der Kurs der Kryptowährung fährt immer wieder Achterbahn.“

Kein Bewertungsmaßstab für Bitcoins

Neben der Frage, wie man nun am besten und effektivsten in Bitcoin & Co. investieren könnte, rückt auch ein anderer Aspekt zunehmend in den Blickpunkt: die Frage der steuerlichen Behandlung. Das erste Problem dabei ist, dass die steuerliche Behandlung nicht definitiv geklärt ist.

Weder gibt es eine ausdrückliche gesetzliche Regelung noch Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes. Aus Sicht der Finanzverwaltung werden Kryptowährungen wie Fremdwährungen, also z. B. USD, behandelt.

Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance & Wealth Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist, erläutert:

„Wenn Anleger innerhalb eines Jahres kaufen und verkaufen, müssen sie Gewinne in der Einkommensteuererklärung angeben.“

Das bedeutet: Die Gewinne von Krypto-Währungen unterliegen nicht der Abgeltungssteuer, sondern werden vom Finanzamt als privates Veräußerungsgeschäft gewertet und müssen entsprechend mit dem jeweiligen persönlichen Einkommensteuersatz versteuert werden.

Der FPSB-Vorstand erklärt weiter: „Ein Verkauf von Bitcoin zählt somit als privates Veräußerungsgeschäft.“ Dazu zählt auch der Tausch in andere Kryptowährungen.

Freigrenze von 600 Euro

Bei der Versteuerung von Kryptowährungen gilt außerdem wie bei allen privaten Veräußerungsgeschäften eine Freigrenze – kein Freibetrag – von 600 Euro pro Jahr. Ergibt sich ein höherer Gewinn, so ist dieser in voller Höhe mit dem persönlichen progressiven Steuersatz zu versteuern.

Immerhin: Auch Verluste lassen sich steuerlich berücksichtigen. Etwaige Verluste können mit eventuellen Gewinnen aus dem Vorjahr verrechnet werden.

Anders verhält es sich mit indirekten Anlageprodukten wie ETFs, Zertifikaten oder Contracts for Difference, die lediglich die Wertentwicklung der Kryptowährungen abbilden. Mögliche Gewinne daraus müssen Anleger, wie bei anderen Anlageprodukten auch, mit der Abgeltungssteuer versteuern, also pauschal 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.

Dokumentation des Handels ist wichtig für Kryptowährungen-Anleger

Tilmes rät: „Für Anleger, die Kryptowährungen kaufen und verkaufen, ist es sehr wichtig, den Handel genau und lückenlos zu dokumentieren und ihn in der Einkommensteuererklärung anzugeben.“

Ansonsten ist es Steuerhinterziehung. Zumal angesichts der wachsenden Bedeutung des Themas die Finanzämter immer genauer hingucken.

Der FPSB-Vorstand macht keinen Hehl daraus, dass er Kryptowährungen als Investmentvehikel sehr kritisch gegenübersteht: „Bitcoin & Co. sind allein schon mit Blick auf ihre ausgeprägten Wertschwankungen keine seriöse Alternative für die Altersvorsorge.“

Damit verweist er auf entsprechende aktuelle Warnungen der europäischen Aufsichtsbehörde ESA (European Supervisory Authorities) sowie der deutschen Finanzaufsicht BaFin. In dieser Warnung heißt es:

„Ungeachtet jüngster Kursrekorde handelt es sich bei virtuellen Währungen wie dem Bitcoin und anderen Kryptowerten um hoch riskante und spekulative Investments.“

Professionals verhindern Fehlentscheidungen

Tilmes rät stattdessen zu einer langfristigen Betrachtungsweise: „Wer Geld langfristig sparen will, der muss ganz anders an das Thema Geldanlage herangehen.“ Dazu braucht es zuallererst eine klare Formulierung der Anlageziele und der Risikoeinstellung eines Anlegers sowie ein ganzheitlicher Blick auf die Vermögenssituation.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

DogecoinDogecoinjlmcanally – stock.adobe.comDogecoinjlmcanally – stock.adobe.com
Wirtschaft

Krypto-Nachfrage auf dem Tiefpunkt

Die Google-Nachfrage für das Suchbegriffspaar „Kryptowährungen kaufen“ befindet sich auf einem 12-Monats-Tiefpunkt. Zu keinem Zeitpunkt in genanntem Zeitraum informierten sich weniger via Suchmaschine über den Kauf von Kryptowährungen, deutschlandweit und global. Welche digitalen Devisen sich dennoch großer Beliebtheit erfreuen, und ob dies mit einem generellen Vertrauensverlust in das neue Asset zusammenhängt, das geht aus einer neuen Infografik von Block-Builders.de ...
macro bitcoin coinsmacro bitcoin coinsMichael Nivelet – stock.adobe.commacro bitcoin coinsMichael Nivelet – stock.adobe.com
Finanzen

ETP von Maverix kombiniert Aktien und Kryptowährungen in einem Index

Maverix Securities AG, eines der führenden Schweizer Wertpapierhäuser lanciert eine Anlagelösung und kombiniert erstmals Aktien und Kryptowährungen in einem Index. Mit dem neuen Produkt reagiert Maverix auf die dynamische Entwicklung des schnell wachsenden Payment-Sektors.

Woman paying using NFC technologyWoman paying using NFC technologyRido – stock.adobe.comWoman paying using NFC technologyRido – stock.adobe.com
Finanzen

Zahlungsmittel: Bargeld nur noch eine von vielen Optionen

In Deutschland ist Bargeld zwar immer noch eines der beliebtesten Zahlungsmittel. Immer mehr Bundesbürger greifen jedoch auf alternative Zahlungsmittel zurück und die Rede ist keineswegs nur von Debit- oder Kreditkarten. Was sind die beliebtesten Optionen?

Crypto currency market. Mixed mediaCrypto currency market. Mixed mediaSergey Nivens – stock.adobe.comCrypto currency market. Mixed mediaSergey Nivens – stock.adobe.com
Finanzen

Einkommensstarke Junganleger investieren deutlich seltener in Krypto

Verhältnismäßig ruhig ist es um Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. geworden: Der Anteil jener jungen Anleger, die in Cyberdevisen investieren, ist um nahezu 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Eine Trendumkehr zu konservativen Anlagen?

Business graph and trade monitorBusiness graph and trade monitorSergey Nivens – stock.adobe.comBusiness graph and trade monitorSergey Nivens – stock.adobe.com
Finanzen

Junge Anleger strotzen vor (zu viel) Selbstbewusstsein

43 Prozent der Gen Z sind der Überzeugung, sich auf ihr eigenes Finanz-Fachwissen verlassen zu können. Etwas mehr als die Hälfte denkt dabei, stets die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte am Aktienmarkt zu erkennen. Profianleger hingegen behaupten dies nur selten von sich.

Block chain concept.Block chain concept.your123 – stock.adobe.comBlock chain concept.your123 – stock.adobe.com
Digitalisierung

Blockchain-Trends bei der Digitalisierung von Unternehmen

Blockchain-Technologien bieten ein hohes Maß an Sicherheit und Transparenz, indem sie eine dezentrale und unveränderliche Datenspeicherung ermöglichen. Damit liegt in ihnen auch für die Digitalisierung in Unternehmen ein immenses Potenzial. Diese 5 Anwendungstrends sind für 2023 entscheidend.

Mehr zum Thema

Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-SpitzenverbandesGKV-SpitzenverbandDr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-SpitzenverbandesGKV-Spitzenverband
Digitalisierung

Elektronische Patientenakte gestartet: Modellregionen testen neues System

Seit Mitte Januar wird die „ePA für alle“ schrittweise eingeführt – zunächst in ausgewählten Regionen. Der GKV-Spitzenverband betont, dass das System ausreichend getestet werden muss.

Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für eine Regulierung von Open Finance aufgegeben.Foto: AdobestockDie Europäische Kommission hat ihre Pläne für eine Regulierung von Open Finance aufgegeben.Foto: Adobestock
Digitalisierung

EU-Kommission hält an FIDA-Verordnung fest – Open Finance bleibt auf der Agenda

Nachdem zunächst Berichte die Runde machten, dass die EU-Kommission ihre Pläne zur Regulierung von Open Finance gestoppt habe, zeigt das finale Arbeitsprogramm nun ein anderes Bild: Die FIDA-Verordnung bleibt auf der politischen Agenda. Branchenverbände begrüßen die Kehrtwende und fordern eine praxisnahe Umsetzung.

LVM bedankt sich beim eine millionsten Kundenportal-Nutzer. Christian Wilkes (LVM-Agenturinhaber), Philipp Harpering (LVM-Kunde), Marcus Loskant (IT-Vorstand LVM)LVM Versicherung/ Bernd SchwabedissenLVM bedankt sich beim eine millionsten Kundenportal-Nutzer. Christian Wilkes (LVM-Agenturinhaber), Philipp Harpering (LVM-Kunde), Marcus Loskant (IT-Vorstand LVM)LVM Versicherung/ Bernd Schwabedissen
Digitalisierung

LVM: Eine Million Versicherte nutzen Kundenportal

Die LVM Versicherung hat mit ihrem Kundenportal „Meine LVM“ einen wichtigen Erfolg erreicht: Über eine Million Kundinnen und Kunden nutzen inzwischen die digitalen Services des Portals.

Digitalisierung

Künstliche Intelligenz wird erwachsen: Die wichtigsten KI-Trends 2025

Verschärfter Wettbewerb, Agentic AI und wachsender regulatorischer Druck prägen die KI-Welt 2025. Pegasystems wirft einen Blick auf die fünf entscheidenden Trends, die Unternehmen jetzt im Auge behalten sollten.

Die Diskussion um die ePA ist zugleich eine Grundsatzdebatte über die Machbarkeit sicherer, zentralisierter Datensysteme.Foto: AdobestockDie Diskussion um die ePA ist zugleich eine Grundsatzdebatte über die Machbarkeit sicherer, zentralisierter Datensysteme.Foto: Adobestock
Digitalisierung

Elektronische Patientenakte - Schwerwiegende Schwachstellen, Daten nicht sicher

Einen tiefen Einblick in die Problematik liefert der Bericht des Chaos Computer Clubs (CCC), der auf dem 38. Chaos Communication Congress vorgestellt wurde.

Maxim Pertl, Partner für Asset- Owners & Managers DACH & CEE bei Clearwater AnalyticsClearwater AnalyticsMaxim Pertl, Partner für Asset- Owners & Managers DACH & CEE bei Clearwater AnalyticsClearwater Analytics
Digitalisierung

Digitale Betriebsmodelle: Laufen kleinere Versicherer den großen davon?

Veraltete Systeme, demografischer Wandel und regulatorische Anforderungen setzen Versicherer unter Druck. Besonders kleinere Häuser nutzen ihre Agilität, um digitale Betriebsmodelle schneller anzupassen und Marktanteile zu sichern, stellt Maxim Pertl, Partner für Asset- Owners & Managers DACH & CEE bei Clearwater Analytics, im Interview heraus.