Biometrie: 150 Prozent Wachstum ist möglich

Biometrie-Produkte könnten Versicherern durch die Corona-Krise helfen. Doch dafür müssen die Unternehmen ihren Vertrieb noch mehr stärken und mehr in die Digitalisierung investieren.

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Neue Virusmutationen und steigende Infektionszahlen – Covid-19 stellt auch weiterhin eine extreme Belastung für Gesellschaft und Wirtschaft dar. Auch die Versicherungsbranche könnte härter getroffen werden als zunächst angenommen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schaute in seinem Jahresausblick zwar „vorsichtig optimistisch“ auf 2021.

Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner und Leiter der Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher & Partners, sagt: „Dies basierte aber auf der Annahme, dass die Corona-Maßnahmen im Frühjahr gelockert werden. Aktuell ist aber das Gegenteil der Fall.“

Lebensversicherer von Corona schwer getroffen

Die Versicherungsbranche stehe laut Schmidt-Gallas daher auch im Jahr 2021 unter erheblichem Druck.

„Wie schon 2020, werden hohe Schadenaufwendungen, insbesondere im Industrie- und Gewerbesektor, die Bilanzen belasten. Dabei waren die Ergebnisse der Industrieversicherer auch schon vor Covid-19 defizitär.“

Zwar habe die Branche Ende 2020 ein Beitragsplus von 1,2 Prozent verzeichnet, dies sei aber deutlich weniger als die etwa sieben Prozent, die 2019 erzielt wurden.

Besonders die Lebensversicherer litten unter den Folgen der Corona-Krise, laut GDV sei die Zahl abgeschlossener Verträge um 12 Prozent gesunken. Schmidt-Gallas analysiert dazu:

„Hinzu kommt, dass sich der Anlagenotstand der Lebensversicherer mit dem milliardenschweren Ankaufprogramm der EZB weiter verschärft hat.“

Darüber hinaus wurde nun der Höchstrechnungszins von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent abgesenkt – somit werden Lebensversicherungen immer unattraktiver.

Biometrie bietet Wachstumschancen von bis zu 150 Prozent

Versicherer müssen sich daher nun auf ihr Alleinstellungsmerkmal konzentrieren – die Biometrie. Diese bietet gute Perspektiven: „Der Staat hinterlässt hier viele Absicherungslücken,“ so Schmidt-Gallas. Professionell investieren könnten auch andere,

„aber die Expertise in der Absicherung biometrischer Risiken liegt bei den Versicherungen.“

Selten sei die Sensibilität bezüglich der eigenen Gesundheit so hoch gewesen wie aktuell. Die Sorge vor möglichen Langzeitfolgen von Covid-19 könnte das Interesse für biometrische Risiken erhöhen. Schmidt-Gallas erklärt: „Richtig angegangen, sollten Versicherer in der Biometrie um 150 Prozent wachsen können.“

Vertrieb stärken und in Digitalisierung investieren

Schmidt-Gallas erläutert: „Der Vertrieb muss auf neue Beine gestellt werden.“ Dabei sei es wichtig, dass die Versicherungsberater in Sachen Biometrie besser geschult werden – sowohl inhaltlich als auch vertrieblich. Da biometrische Versicherungsprodukte äußerst komplex sind, sei hier viel Guidance nötig. Hier bestehe Nachholbedarf.

Außerdem seien Digitalisierungsstrategien und ihre konsequente Umsetzung wichtig. Schmidt-Gallas erklärt weiter:

„Dabei geht es nicht darum, den Berater zu ersetzen, sondern ihn smart zu unterstützen.“

Gerade in unsicheren Zeiten seien die empathischen Fähigkeiten eines Beraters unersetzlich und bei der Absicherung komplexer biometrischer Risiken sogar essenziell. Schmidt-Gallas betont abschließend: „Digitaler Support durch Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Big Data und Machine Learning kann die Beratungsleistung massiv steigern – und somit zu mehr Versicherungsabschlüssen führen.“

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