Sebastian Reccius, Vorstandsmitglied der DI Deutschland.Immobilien AG, räumt mit drei großen Irrtümern über diese Art der Kapitalanlage auf.
„Pflegeimmobilien sind in aller Munde und erfreuen sich großer Beliebtheit. Bei dieser Anlageart erwirbt der Investor eine Wohnung oder ein Zimmer in einer Pflegeeinrichtung und schließt sich daraufhin mit anderen Käufern in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zusammen. Gemeinsam verpachten die Besitzer ihre Immobilie an einen Betreiber, der sie dann an pflegebedürftige Personen vermietet.
Die Miete geht – nach Abzügen durch die WEG-Verwaltung – an den Besitzer. Üblicherweise haben Pachtverträge eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren und sichern dem Anleger dementsprechend langfristige Mieteinnahmen, denn auch bei Leerstand zahlt der Betreiber die Miete weiter. Zudem besteht die Möglichkeit, bei eigener Bedürftigkeit auf der Warteliste für einen Pflegeplatz in dieser Einrichtung ganz oben zu stehen. Da das Konzept Pflegeimmobilie allerdings noch relativ neu ist, ranken sich einige Klischees um diese besondere Form der Kapitalanlage.“
Irrtum 1: Viel eigene Arbeit und Erfahrung nötig
„Anders als beim Erwerb von Eigentumswohnungen oder ähnlicher Liegenschaften verringern sich bei einer Pflegeimmobilie die hausverwalterischen Pflichten deutlich – denn: Mieter schließen ihren Vertrag nicht mit dem Anleger selbst, sondern mit der Betreibergesellschaft der jeweiligen Einrichtung ab.
Diese wiederum pachtet die Immobilie vom Besitzer. Daraus entsteht eine Unabhängigkeit von der tatsächlichen Belegung. Außerdem kümmert sich der Vertragspartner eigenverantwortlich um die Instandhaltung der Immobilie. Beteiligungen an Renovierungskosten reduzieren sich auf die in der Dach- und Fachklausel aufgeführten Maßnahmen.“
Irrtum 2: Immobilien bergen immer ein hohes Risiko
„Bekanntermaßen hängt der Erfolg einer Anlageimmobilie immer auch von der Nachfrage ab. Durch den demografischen Wandel und die zunehmende Alterung der deutschen Gesellschaft wächst der Bedarf an Pflegeplätzen exponentiell. Insbesondere in den Jahren 2025 bis 2060 erwartet das Land einen enormen Nachfrageschub, da die geburtenstarke Generation der ‚Baby-Boomer‘ ins Rentenalter eintritt.
Im Jahr 2060 überschreitet jeder dritte Deutsche das 65. Lebensjahr, jeder siebte befindet sich sogar jenseits der 80. Mit einem rapiden Anstieg von 33 Prozent sieht die Branche sich bereits bis 2030 mit der Herausforderung von 3,5 Millionen Pflegebedürftigen konfrontiert, was eine Notwendigkeit von schätzungsweise 371.000 zusätzlichen Pflegeplätzen bedeutet. Bei einem derartigen Wachstum gilt die Nachfrage als gesichert und auch Bedenken gegen die Rentabilität eines bestimmten Standortes entfallen fast vollständig – die Pflegeimmobilie ist demnach eine risikoarme Anlage.
Momentane Mietzinsen zwischen 3,9 und 5 Prozent bergen außerdem zusätzliches Steigerungspotenzial. Zudem erhalten diese förderungswürdigen Sozialimmobilien gemäß Sozialgesetzbuch XI Zuschüsse der staatlichen Sozialhilfeträger, was das Anlagerisiko nochmals deutlich minimiert.“
Irrtum 3: Bei derart großer Nachfrage ist kein eigener Pflegeplatz gewährleistet
„Bereits jetzt liegt die Auslastung von Pflegeeinrichtungen bei 95 Prozent. Trotz großer Nachfrage müssen Immobilienbesitzer keine langen Wartezeiten fürchten. Kommt es beim Anleger zu einer Pflegebedürftigkeit, rückt er aufgrund des bevorzugten Belegungsrechts automatisch auf den ersten Platz auf der Warteliste des Betreibers. Dieses Recht kann sowohl bei eigenem Pflegebedarf genutzt werden als auch für die Betreuung naher Familienangehöriger.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
Das sollten Sie wissen, wenn Sie in Pflegeimmobilien investieren
Deutsche und Geldanlage: Sicherheitsbedürfnis bremst Nachhaltigkeit aus
Denkmalimmobilien im Anlagecheck
AIF Capital investiert in Pflegeimmobilien
Covid-19: Immobilienwirtschaft zeigt sich immun
FinanzPortal24 bietet Software-Paket mit Förderrechnern
Fondskongress 2025 in Mannheim: Neue Trends und alte Herausforderungen
Der Fondskongress 2025 hat einmal mehr bewiesen, dass die Investmentbranche im stetigen Wandel ist. Zwei Tage lang trafen sich führende Experten, Finanzberater und Asset Manager im Congress Center Rosengarten in Mannheim, um über die Zukunft der Finanzwelt zu diskutieren.
Inflation frisst Sparzinsen auf – Festgeld-Realzins wieder negativ
Festgeld bringt Sparerinnen und Sparern im Durchschnitt nicht mehr genug Rendite, um die Inflation auszugleichen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung liegt der Realzins erstmals seit einem Jahr wieder im negativen Bereich. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sich gegen den schleichenden Wertverlust zu schützen.
Finanzplanung auf dem Tiefpunkt: Nur 26 Prozent der Deutschen planen ihre Finanzen aktiv
Die finanzielle Absicherung wird in Zeiten unsicherer Rentensysteme und wachsender Altersarmut immer wichtiger. Dennoch haben nur 26,3 Prozent der Menschen in Deutschland einen Finanzplan für 2025, wie eine aktuelle Umfrage der LV 1871 zeigt.
Die beliebtesten Geldanlagen 2024/2025
Immobilien, Tagesgeld, Gold und Fonds sind die Favoriten der Deutschen für das kommende Jahr. Sicherheit bleibt der wichtigste Faktor bei der Geldanlage.
Revolut startet kostenfreie ETF-Sparpläne in Deutschland
Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot im Bereich Kapitalmarktanlagen.
Wie Edelmetalle als Krisenversicherung für Selbstständige dienen können
Wie Edelmetalle Selbstständigen dabei helfen können, ihr Kapital zu sichern und in Krisenzeiten stabil zu bleiben, erklärt Heyla Kaya im Gastbeitrag.