Nachhaltigkeit spielt bei konkreten Anlageentscheidungen der Deutschen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Dies geht aus einer Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hervor. Im Vergleich zur Sommerbefragung 2021 gibt es nur geringfügige Veränderungen zu verzeichnen.
Die hohe Präsenz von Themen wie Klima- und Umweltschutz in der öffentlichen Diskussion und nicht zuletzt die Debatte um die EU-Taxonomie haben Nachhaltigkeit auch in Kriterien der Geldanlage fest verankert. Das Angebot für entsprechende Produkte ist hoch – ebenso wie das Bewusstsein der Menschen. Mehr als die Hälfte der Befragten (53,6 Prozent) ist überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen auch zu einer nachhaltigeren Gesamtwirtschaft beitragen können.
Sicherheit dominiert bei Anlageentscheidungen
Kommt es zu konkreten Anlageentscheidungen, haben Nachhaltigkeitsambitionen jedoch das Nachsehen. Bei der Verteilung der Prioritäten der Befragten dominiert der Faktor Sicherheit mit einem Wert von 40 Prozent, gefolgt von Rentabilität (27 Prozent) und Liquidität (18 Prozent). Nachhaltigkeit bildet mit 15 Prozent das Schlusslicht. Der aktuelle Wert liegt dabei immerhin um zwei Prozentpunkte über dem Wert der Sommerbefragung. Professor Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, erläutert:
Anleger – und Anleger in Deutschland allemal – lieben Sicherheit. Um im aktuellen Umfeld der niedrigen Zinsen bei gleichzeitiger Inflation eine vernünftige Realrendite zu erzielen, erwägen zwar mehr und mehr auch aktienbasierte Anlagen. Im Vordergund steht dabei aber die Suche nach dem besten Verhältnis zwischen Sicherheit und Rendite. Die Ergebnisse können Produktanbietern wertvolle Hinweise geben. Die Deutschen haben ein hohes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Das wird sich in den Anlageentscheidungen niederschlagen, sobald die Anleger überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit dem hohen Sicherheitsbedürfnis und einer positiven Realrendite nicht im Wege steht, sondern sogar begünstigen kann. Derzeit ist das noch zu selten der Fall.
Rentabel und nachhaltig muss kein Widerspruch sein
Immerhin gehen aktuell 38,5 Prozent davon aus, dass nachhaltige Geldanlagen risikoärmer sind als Anlagen ohne Nachhaltigkeitsfokus. 40 Prozent glauben, dass nachhaltige Geldanlagen langfristig eine höhere Rendite erwirtschaften. Dabei nimmt das Vertrauen in einen positiven Zusammenhang zwischen Rendite und Nachhaltigkeit mit zunehmendem Alter ab. In der Gruppe der 19- bis 29-Jährigen sehen 51,2 Prozent eine positive Kopplung, bei Menschen ab 65 Jahren trifft dies lediglich auf 28,2 Prozent zu. Dr. Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), sagt:
Viele Bürger möchten ihre Geldanlage nachhaltig gestalten, fürchten aber, dafür auf Sicherheit oder Rendite verzichten zu müssen. Nachhaltigkeit und traditionellere Kriterien in Einklang zu bringen, ist kein Ding der Unmöglichkeit, erfordert allerdings Fachkompetenz.
Die Finanzberatung in Deutschland ist laut Lach auf einem guten Weg – zumal spätestens ab August 2022 Berater dazu verpflichtet sind, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen und in den Beratungsprozess zu integrieren. Viele tun dies schon jetzt, so Lach abschließend.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Deutsche und Geldanlage: Nachhaltigkeit noch im Hintertreffen
Sind Geldanlagen (k)eine Frauensache?
Finanzen gelten gemeinhin nicht als Frauensache. Gender Pay Gap, Gender Wealth Gap und Gender Pension Gap sind nur einige Schlagworte, wenn es um Vermögen und Finanzen von Frauen und Männern geht.
Finanzielle Unabhängigkeit und die 5 größten Irrtümer
Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist von Vorurteilen verbaut. Häufig mangelt es an soliden Finanzkonzepten, die dem eigenen Lebensplan angepasst sind. Dabei ist eine umfassende Anlagestrategie weder eine Frage des Verzichts noch des Alters.
Pangaea Life startet nachhaltige Immobilien-Fonds
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
PKV-Initiative „Heal Capital 2“: Neuer Fonds, neue Investoren, neue Start-ups
Digitale Wartung, KI-Zertifizierung, stärkere europäische Vernetzung: Der PKV-Investitionsfonds Heal Capital geht mit neuer Schlagkraft an den Start – und will die digitale Versorgung nachhaltig verändern. Doch welche Start-ups profitieren zuerst?
„Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch“
Von unseriösen Werbeversprechen bis KI-Euphorie: Im zweiten Teil des Interviews mit Tim Grüger geht es um Trends im Daytrading, die Erwartungen von Kunden und den Kampf gegen Finanz-Fake-News. Plus: Was TradingFreaks für die Zukunft plant – und welchen Rat der Gründer Anfängern mit auf den Weg gibt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.