Photo credit: depositphotos.com
Der ECON-Ausschuss des Europäischen Parlaments hat sich zum Legislativvorschlag eines offenen Finanzwesens positioniert. Die Versicherer kritisieren den zu weiten Anwendungsbereich.
Mit der Financial Data Access Regulation (FiDA) will die Europäische Union eine moderne Datenökonomie im Finanzsektor schaffen. Das Ziel: Nach Kundenzustimmung sollen Finanzinstitute und Dritte Zugriff auf Kundendaten und generierte Daten bekommen, um digitale Innovationen voranzutreiben.
Der GDV bewertet vor allem den Anwendungsbereich kritisch, der zu weit sei und keine zeitlichen und inhaltlichen Abstufungen habe. Im Versicherungsbereich wären nach derzeitigem Stand rund 400 Millionen Verträge betroffen.
„Die Positionierung des ECON-Ausschusses ist für ein derart wichtiges Projekt überhastet, viele problematische Fragestellungen hätten noch diskutiert werden sollen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Sinnvoller sei eine schrittweise Einführung, die den Anwendungsbereich über die Datentiefe eingrenze. „Die Datensätze müssen sich am realen Kundendenken orientieren. Wenn der Kunde dem Datenaustausch nicht zustimmt, ist die gesamte Infrastruktur umsonst gebaut“, so Asmussen. Um Unternehmen nicht von Anfang an zu stark unter Druck zu setzen, sollte der Anwendungsbereich sukzessive an die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden.
Echtzeitübertragung muss technisch machbar sein
Die pauschale Anforderung des ECON-Ausschusses nach einer Datenübertragung in Echtzeit würde die Dateninhaber vor große Probleme stellen. In diesem Kontext verweist der Verband auf die hohen Kosten und Ressourcen, die mit einer Echtzeitübertragung einhergehen. Daher sei die Ergänzung im Gesetzestext „wo relevant und technisch machbar“ unverzichtbar. „Wir Versicherer sind digital gut aufgestellt, dennoch dürfen Anforderungen an Datenübertragung die tägliche Praxis nicht lähmen“, betont Asmussen.
Weiteren Handlungsbedarf sieht der GDV im Umgang mit personenbezogenen Daten. Die aktuelle Formulierung schließt die Bereitstellung besonderer Kategorien, wie etwa Gesundheitsdaten, nicht mehr aus. „Unsere Kunden vertrauen darauf, dass wir verantwortungsbewusst mit ihren persönlichen Informationen umgehen. Es ist wichtig, dass der Gesetzgeber Klarheit schafft und das Teilen besonders geschützter Daten gemäß der DSGVO eindeutig ausschließt“, so Asmussen.
Weiterer Gesetzgebungsprozess
Die nächste Ratsarbeitsgruppe zu FiDA ist für den 15. Mai angesetzt. Es bleibt fraglich, ob während der belgischen Ratspräsidentschaft bis Ende Juni eine politische Einigung erzielt wird. Die Abstimmung im Plenum wird voraussichtlich erst nach den Wahlen zum Europäischen Parlament stattfinden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
KI – eine Chance für die Versicherungswirtschaft
Künstliche Intelligenz als technologischer Entwicklungsschritt, eröffnet der Versicherungswirtschaft viele Chancen. Dafür bedarf es aber geeigneter Regulierungen sowie technologieoffener Kontrollmechanismen. Aktuarinnen und Aktuare können einen wichtigen Beitrag leisten, um KI in der Branche zu etablieren.
GDV übt Kritik an EU-Zahlungsverzugsverordnung
Europäische Unternehmen sollen Zahlungsziele künftig nicht mehr frei vereinbaren dürfen und ihr Zahlungsverhalten sogar behördlich kontrollieren lassen. Die Versicherer warnen vor den wirtschaftlichen Konsequenzen.
FIDA-Verordnung: So machen sich Versicherer für Open Insurance fit
Mit der Verabschiedung von FIDA sind in 2025 massive Veränderungen zu erwarten. Versicherer beginnen somit idealerweise schon jetzt sich auf die neue Regulatorik vorzubereiten.
GDV beklagt Defizite bei der Hochwasserprävention
Eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden als alleinige Maßnahme zum Schutz vor Wetterextremen lehnen die Versicherer weiter ab, denn ein großer Teil der Schäden entstehe, weil die Anpassung an den Klimawandel immer noch nicht ernst genommen wird.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.