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Die Pegelstände in den Hochwassergebieten sinken langsam, aber für Entwarnung ist es noch zu früh, denn der Druck auf die Deiche ist vielerorts noch groß. Für die Versicherer Grund genug, mehr Prävention anzumahnen.
Mit Blick auf die Hochwassersituation in vielen Regionen Deutschlands appellieren die Versicherer an die Politik, mehr zum Schutz vor Wetterextremen zu unternehmen. „Länder und Kommunen haben beim Thema Flächen- und Bauplanung sowie bei der Prävention große Defizite. Hier wurde jahrzehntelang zu wenig investiert“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Das sehe man in diesen Tagen sehr deutlich, wenn man sich die Situation der Deiche in den betroffenen Gebieten vor Augen führt. Viele Probleme, vor allem beim Hochwasserschutz, seien hausgemacht, so Asmussen. Der langanhaltende Regen habe sie jetzt lediglich sichtbar gemacht.
Drei Maßnahmen halten die in Deutschland tätigen Versicherer jetzt für dringend notwendig: „Die Errichtung von Gebäuden in ausgewiesenen Gefahrengebieten sollte enden. Prävention und Klimafolgenanpassung sollten in den Landesbauordnungen verankert werden. Und die öffentliche Hand sollte über ein bundesweites Naturgefahrenportal deutlich die Gefahrenlagen benennen“, erläutert Asmussen. Er mahnt:
Ohne transparenten Umgang mit Gefahren werden die Betroffenen nur schwer zu überzeugen sein, präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Andere Länder wie etwa Österreich und die Schweiz seien Deutschland um Jahre voraus.
Nur Prävention ist wirksam
Eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden als alleinige Maßnahme zum Schutz vor Wetterextremen, wie sie von den Bundesländern gefordert wird, lehnt die Versicherungswirtschaft weiter ab. „Ein großer Teil der Schäden entsteht, weil die Anpassung an den Klimawandel immer noch nicht ernst genommen wird“, so Asmussen.
Nur Prävention verhindere Schäden oder mindere deren Höhe, erklärt der GDV-Hauptgeschäftsführer. Eine Versicherungspflicht allein löse kein einziges Problem. In Deutschland werde weiterhin so geplant, gebaut und saniert, als ob es den Klimawandel und Extremwetterereignisse nicht gäbe.
Vor diesem Hintergrund hat der Versicherungssektor ein Gesamtkonzept vorgelegt. „Es sieht neben Versicherungsschutz auch die Bausteine Prävention, Klimafolgenanpassung und eine Lösung mit staatlicher Beteiligung im Fall einer Naturkatastrophe mit extrem hohem Schadenaufkommen vor“, sagt Asmussen. „Nur so können die Prämien auf mittlere Sicht einigermaßen stabilisiert werden. Denn wenn Prävention und Klimafolgenanpassung weiterhin vernachlässig werden, wird es mittel- und langfristig teuer für die Kunden. Die Preise dürften sich dann binnen weniger Jahre verdoppeln.“ Und das gelte bei Bund, Ländern und Kommunen sowie bei Privatpersonen und Gewerbetreibenden gleichermaßen.
Bilanz: 4,9 Mrd. Euro Schäden durch Wetterextreme
Wetterextreme wie Sturm, Hagel und Überschwemmungen in Folge von Starkregen haben auch in 2023 hohe Schäden verursacht. „Die versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen sind 2023 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 900 Millionen Euro auf 4,9 Milliarden Euro gestiegen“, erläutert Jörg Asmussen. „Sie liegen damit leider ziemlich stabil auf dem hohen Niveau des langjährigen Durchschnitts von 4,9 Milliarden Euro.“
Der aktuellen GDV-Naturgefahrenbilanz zufolge entfielen auf die Sachversicherung Schäden in Höhe von 3,6 Milliarden Euro: 2,7 Milliarden für Schäden durch Sturm und Hagel und 900 Millionen Euro durch weitere Naturgefahren wie Überschwemmungen in Folge von Starkregen. Die Schadenbilanz fällt hier leicht unterdurchschnittlich aus. Für die Kraftfahrtversicherer war 2023 mit rund 465.000 Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro hingegen überdurchschnittlich hoch. Der langjährige Durchschnitt liegt hier bei 1,1 Milliarden Euro.
Schadenträchtige Sommermonate
Große Schäden durch Winter- und Herbststürme sind 2023 weitgehend ausgeblieben. Ganz anders zeigte sich das Bild im Sommer: Allein im August verursachten heftige Unwetter versicherte Schäden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, also fast ein Drittel des Gesamtschadens. Die Sachversicherer waren hier mit 950 Millionen Euro und die Kfz-Versicherer mit 550 Millionen Euro betroffen. Bereits im Juni hatten die Unwetter „Kay“ und „Lambert“ schwere Schäden in Höhe von 740 Millionen Euro angerichtet. Davon entfielen 390 Millionen Euro auf die Sachversicherung und die übrigen 350 Millionen Euro auf die Kraftfahrtversicherer.