Bei den Landesbausparkassen wurden im vergangenen Jahr 578.000 neue Bausparverträge mit einem Volumen von 41,4 Milliarden Euro abgeschlossen. Dies entspricht einem Plus von 26 Prozent im Vergleich zu 2021 bei der Zahl der Verträge und einem Plus von 47 Prozent bei der Bausparsumme. Mit einem Marktanteil von 35 Prozent ist die LBS-Gruppe unverändert die Nummer Eins der Branche.
Mit dem extrem steilen Anstieg der Kapitalmarktzinsen seit Anfang letzten Jahres und der damit einhergehenden Verteuerung von Immobilienkrediten werde das Bausparen wieder verstärkt als das wahrgenommen, was es seit jeher sei: sichere Eigenkapitalbildung gepaart mit dem Anspruch auf ein niedrig verzinsliches Darlehen, erklärte LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann.
Die hohe Nachfrage nach langfristiger Zinssicherheit – für aktuelle Finanzierungen ebenso wie für künftige – sei auch abzulesen am Spargeldeingang, der mit 8,8 Milliarden Euro sogar um 1,5 Prozent über dem Vorjahr lag, in dem Corona-bedingt die Sparquote in Deutschland Rekordhöhen erreichte.
„In einem für Bau- und Kaufwillige toxischen Mix aus steigenden Zinsen und davonlaufenden Baupreisen haben die Landesbausparkassen einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung der Wohnungsbaufinanzierung leisten können“, erklärte Guthmann. Die Landesbausparkassen stellten dem Wohnungsmarkt im abgelaufenen Jahr 10,2 Milliarden Euro zur Verfügung – das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg der Kapitalauszahlungen um 10,1 Prozent.
Trotz der vielerorts schwierigen Erwerbsbedingungen am Immobilienmarkt sei die Bereitschaft breiter Bevölkerungsschichten, für das Ziel der eigenen vier Wände zu sparen, ungebrochen. „Wenn es enger wird, schränken sich die Menschen eher beim Konsum ein als bei ihren Wohnwünschen“, erklärte LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann. Jetzt zahle sich auch aus, dass der Staat mit der 2019 verbesserten Wohnungsbauprämie einen Anreiz für den langfristigen Vermögensaufbau setze.
Belastet wird das Jahresergebnis durch rückläufige Neuabschlüsse von Wohn-Riester-Verträgen (minus 23 Prozent). Dazu erklärte der LBS-Verbandsdirektor: „Die Menschen sind maximal verunsichert, wie es bei der privaten Altersvorsorge nun weitergeht.“
Die von der Ampel-Regierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ müsse seines Erachtens Wege aus dem Dilemma aufzeigen, dass die zweifellos nötige Riester-Reform in der Vergangenheit immer wieder auf die lange Bank geschoben worden, aber der Bedarf an privater Vorsorge unverändert groß sei. Riester sei zu oft schlechtgeredet worden, dabei sei die Förderung besser als ihr Ruf. Vor allem Familien mit jüngeren Kindern profitieren.
Es sei also gut, dass die Fokusgruppe das Thema nun angehe. Die Landesbausparkassen seien weiterhin davon überzeugt, dass ein möglichst vielfältiges Angebot an förderfähigen Altersvorsorge-Produkten den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen am besten gerecht werde, so Guthmann.
Und dazu gehöre auch das selbst genutzte Wohneigentum. Es werde in Befragungen stets als beliebteste Form der privaten Altersvorsorge genannt. Deshalb sollte die Wohneigentumsbildung in allen Reformkonzepten berücksichtigt werden, konstatiert der LBS-Verbandsdirektor.
Dies gilt umso mehr, als sich die Eigenheimrente – oft auch als Wohn-Riester bezeichnet – seit ihrer nachträglichen Einführung im Jahr 2008 zu einem echten Erfolgsmodell gemausert hat. Die Förderung kann nicht nur zur Bildung von Eigenkapital für den Immobilienerwerb genutzt werden, sondern auch zur Tilgung von Krediten, zum altersgerechten Umbau und ganz neu ab 2024 auch für die energetische Sanierung der eigenen vier Wände.
Die zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden acht Landesbausparkassen führten zum Jahreswechsel insgesamt 8,1 Millionen Verträge mit einem Rekordvolumen von 313 Milliarden Euro.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Lage, Lage, Finanzierbarkeit: der deutsche Immobilienmarkt im Wandel
Nach der langanhaltenden Phase rückläufiger Zinsen traf die abrupt eintretende Zinswende im Sommer 2022 auf eine Gemengelage weiterer negativer Einflüsse im Immobilienmarkt. Ein Überblick über die Auswirkungen der unterschiedlichen Faktoren.
Riester-Förderung: Die grüne Eigenheimrente kommt ab 2024
Gefördertes Altersvorsorge-Kapital kann ab 2024 für die Verbesserung des energetischen Zustands von selbstgenutztem Eigenheim eingesetzt werden. Bisher war dessen Verwendung nur für den Bau und Kauf sowie für den altersgerechten Umbau förderunschädlich zulässig.
Eigenheim als optimale Altersvorsorge
Geschenktes Geld: Mit Förderungen ist mehr drin
Bausparer können Zuschüsse vom Staat nutzen, um für ein Eigenheim zu sparen oder bei der Finanzierung schneller schuldenfrei zu werden. Wohnungsbauprämie, Arbeitnehmer-Sparzulage und Wohn-Riester können bis zum 31. Dezember noch in voller Höhe für das Jahr 2022 gesichert werden.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
PKV-Initiative „Heal Capital 2“: Neuer Fonds, neue Investoren, neue Start-ups
Digitale Wartung, KI-Zertifizierung, stärkere europäische Vernetzung: Der PKV-Investitionsfonds Heal Capital geht mit neuer Schlagkraft an den Start – und will die digitale Versorgung nachhaltig verändern. Doch welche Start-ups profitieren zuerst?
„Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch“
Von unseriösen Werbeversprechen bis KI-Euphorie: Im zweiten Teil des Interviews mit Tim Grüger geht es um Trends im Daytrading, die Erwartungen von Kunden und den Kampf gegen Finanz-Fake-News. Plus: Was TradingFreaks für die Zukunft plant – und welchen Rat der Gründer Anfängern mit auf den Weg gibt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.