Die Zukunft der Landwirtschaft ist nachhaltig und smart! Studien gehen von einem rasanten Wachstum des Marktes aus. Längst haben auch Anleger das Potenzial des Sektors erkannt. Welche Unternehmen im Bereich landwirtschaftlicher Zukunftstechnologien einen näheren Blick wert sind.
Die Landwirtschaft steht vor gigantischen Herausforderungen: Während einerseits die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung gewährleistet werden muss, führen auf der anderen Seite Klimawandel und Ressourcenknappheit zu immer größeren Beeinträchtigungen bei der Ausbringung. Zunehmende Extremwettersituationen wie Dürre oder Starkregen vernichten vielerorts ganze Ernten.
Hinzu kommt eine restriktivere Gesetzgebung. So sieht das klimapolitische Reformkonzept der EU, der sogenannte Green Deal, massive Reduktionsziele für landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen vor. Zudem sollen bis zum Jahr 2030 nach den Vorgaben der „Farm-to-Fork“-Strategie die Menge der ausgebrachten Pestizide und Pflanzenschutzmittel halbiert werden; dies gilt ebenso für die Reduktion der Nährstoffverluste in der Düngung.
Verdreifachung des Marktvolumens erwartet
Fast scheint es, als hätte es die Agrarwirtschaft mit der Quadratur des Kreises zu tun: Die Produktion soll ökologisch ausgewogen und gleichzeitig ökonomisch tragfähig sein. Die Flächenerträge sollen maximiert, die Kosten möglichst minimiert werden.
Eine Lösung aus diesem Dilemma bieten neue innovative Technologien. Sie können dazu beitragen, die Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft auf nachhaltige Weise zu optimieren. Experten gehen davon aus, dass entsprechende Produkte, Anwendungen und Dienstleistungen in den kommenden Jahren dynamisch wachsen werden.
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie der Beratungsgesellschaft Roland Berger. Demnach wird der globale Markt für nachhaltige Agrar- und Forstwirtschaft bis zum Jahr 2030 durchschnittlich um 11,3 Prozent pro Jahr zulegen und dann ein Volumen von 373,4 Milliarden Euro erreichen.
Breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen
Zum Markt für nachhaltige Agrarwirtschaft zählen insbesondere zwei Bereiche. Beim ersten Segment handelt es sich um smarte Agrartechnologien. Hierzu zählen zum Beispiel automatisierte Feldbearbeitungssysteme mit Robotern, Drohnen oder selbstfahrenden Fahrzeugen. Auch die datenbasierte, computergestützte Präzisionslandwirtschaft und effiziente Bewässerungssystem wie die Tröpfchenbewässerung sind hier aufzuführen.
Im zweiten Bereich geht es um biologische Aspekte beim Anbau und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter, wie beispielsweise umweltverträgliche Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Einen nachhaltigen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln fordert auch Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Agrar (IVA).
Gemmer stellt klar: „Wir brauchen einen integrierten Pflanzenschutz, der innovative Applikationstechniken, effizientes Datenmanagement und zukunftsorientierte Forschung auf intelligente Weise miteinander verbindet und die Landwirte dabei unterstützt, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu reduzieren“.
Grüne Agrartechnologien steht hoch im Kurs
Angesichts des enormen Wachstumspotenzial ist smarte Agrartechnologie längst auch an der Börse ein Thema. So legte der von der Schweizer Bank Vontobel vor rund vier Jahren lancierte Strategieindex „Smart Farming & FoodTech“ nach Auflegung zwischenzeitlich um mehr als 50 Prozent zu. Der Index enthält Aktien von Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen zur Effizienzsteigerung, Qualitätsverbesserung und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft beitragen.
Im Index enthalten sind zum Beispiel Deere & Co, GEA Group, AGCO Corporation, Trimble Navigation oder Symrise. Zwar hat der „Smart Farming & FoodTech Index“ im Zuge der allgemeinen Börsenschwäche im vergangenen Jahr einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben, langfristig bleibt der Markt aber interessant. Grund genug, einige Akteure näher unter die Lupe zu nehmen.
Grüne Alternative zu Pestiziden
Eine grüne Alternative zu Pestiziden bietet das 2009 als Forschungs- und Entwicklungsinstitut gegründete US-amerikanische Agrarunternehmen Save Foods. Dessen auf einer Mixtur aus Lebensmittelsäuren und Oxidationsmitteln basierende Lösungen sorgen dafür, dass sich die Haltbarkeit von Obst und Gemüse auf Einzelhandelsebene um mindestens 50 Prozent verlängert und gleichzeitig die Kontamination mit Krankheitserregern verhindert wird. Dabei funktioniert die Save Foods-Technologie, die bereits durch zehn Patente geschützt ist, ebenso einfach wie kostengünstig. Seit 2021 ist Save Foods an der US-Hightech-Börse Nasdaq (ISIN: US80512Q3039) gelistet.
Nach dem erfolgreichen Abschluss zahlreicher Pilotprojekte weltweit sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt. In den USA, Mexiko und Israel ist Save Foods bereits kommerziell tätig. Schätzungen zufolge wird der globale Markt zur Nachbehandlung von Obst und Gemüse bis 2026 durchschnittlich um 6,5 Prozent pro Jahr zulegen. Das eröffnet gute Wachstumsperspektiven für Save Foods. Immerhin werden in diesem Bereich weltweit mehr als zwei Milliarden US-Dollar umgesetzt.
„Landwirtschaft 4.0“ setzt auf Roboter und Drohnen
Wie bereits erwähnt, bietet auch die digitale Landwirtschaft (auch als Landwirtschaft 4.0 bezeichnet) Farmern neue Optimierungsmöglichkeiten. So überwachen Drohnen oder GPS-gesteuerte Maschinen das Feld, während Roboter es von Unkraut befreien und Microdropping-Anlagen für eine gezielte und effiziente Bewässerung sorgen.
Zu den größten Playern im Markt für Agrartechnologie gehört der US-Konzern Deere & Co. Das Unternehmen stellt zum Beispiel digital hochgerüstete Traktoren für die Präzisionslandwirtschaft her. Mit Erfolg: Im zurückliegenden Geschäftsjahr (Stichtag: 31. Oktober 2022) legte der Umsatz der Gesellschaft um rund 20,7 Prozent auf 47,9 Milliarden US-Dollar und der Nettogewinn um 25, 7 Prozent auf 7,1 Milliarden US-Dollar zu.
Kampf gegen die Wasserknappheit
Aufgrund der zunehmenden Wasserknappheit in vielen Regionen der Erde kommt intelligenten Bewässerungstechnologien in der Landwirtschaft eine besondere Bedeutung zu. Dazu zählen zum Beispiel solarbetriebene, sensorintegrierte Bewässerungssprinkler und Tropfsysteme.
Vernetzt mit intelligenten Mess- und Steuerungsplattformen, etwa zur Bodenfeuchtigkeitsmessung und Temperaturvorhersage, ermöglichen sie eine präzise Bewässerung bei minimalen Personalaufwand. Das schont nicht nur den Wasserverbrauch, sondern trägt auch zu einer höheren Produktivität bei.
Zu den Marktführern im Bereich der smarten Bewässerung zählen die beiden US-Konzerne Valmont und Lindsay. Ein noch relativ kleiner, dafür nicht weniger interessanter Akteur ist Water Ways Technologies. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz zwar in Toronto, Kanada, seine Wurzeln liegen aber in Israel, also in einem Land, das für seine herausragende Agrartechnologie weltweit bekannt ist.
Die Angebotspalette des Unternehmens reicht von der Lieferung hochwertiger Bewässerungskomponenten und Systemen bis hin zum kompletten Projektmanagement. Um die Expansion voranzutreiben, übernahm Water Ways Technologies im August des vergangenen Jahres die Aktienmehrheit bei Hidrotop, einem chilenischen Anbieter von Bewässerungstechnologie. Die Aktie von Water Ways Technologies ist an der Börse Toronto gelistet und wird auch in Deutschland an der Frankfurter Wertpapierbörse (ISIN: CA9411881043) gehandelt.
Fazit
Die wachsende Weltbevölkerung und der Klimawandel stellen die Landwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Es müssen nicht nur immer mehr Menschen ernährt werden, dies muss auch auf nachhaltigere Weise geschehen. Smarte und effiziente Technologien sind also gefragt. Angesichts des zu erwarteten Wachstums stellen die Aktien entsprechender Problemlöser für Anleger eine chancenreiche Investmentmöglichkeit dar.
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