Auf EU-Ebene wird gerade, angestoßen durch eine Initiative der EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness, über die Einführung eines Provisionsverbotes bei der Vermittlung von Finanzanlagen an Kleinanleger debattiert. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) fordert, diese Pläne ad acta zu legen und wird dafür in diesem Jahr eine Reihe von Gesprächen dazu mit EU-Entscheidungsträgern führen. Diese Woche bildet dafür den Auftakt.
„Wir wollen, dass ein Ruck durch die Branche gegen dieses unsinnige Vergütungsverbot geht“, sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Dazu führten wir bereits mit Vertretern unserer BVK-Kommission für EU und Auslandsfragen am 8. Februar Gespräche mit den deutschen Vertretern bei der Ständigen EU-Vertretung."
Deutschland trage hier als mitgliedsstärkster EU-Staat besondere Verantwortung für den Erhalt des Provisionssystems und könne bei dieser Debatte ein bedeutendes Votum in die Waagschale legen, so Heinz weiter. Schließlich wolle man nicht in der EU solche Defizite in der Anlage- und Versicherungsvermittlung wie in Großbritannien und der Niederlande, wo nach Einführung von Provisionsverboten die Nachfrage nach Absicherung und qualifizierter Beratung bei Geringverdienern eingebrochen sei.
Eine weitere Gelegenheit gegen das Provisionsverbot vorzugehen, bildete das am 9./10. Februar stattfindende Mid-term Meeting des europäischen Dachverbandes der Vermittler BIPAR. Hier konnten die BVK-Vertreter weitere Gespräche mit führenden Repräsentanten der EU führen.
Als BIPAR-Mitglied und größter deutscher Vermittlerverband habe man gewichtige Argumente vorgetragen, um das bestehende Vergütungssystem in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern zu erhalten, sagt Dr. Wolfgang Eichele, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied und BVK-Hauptgeschäftsführer im Vorfeld der BIPAR-Tagung.
Seines Erachtens habe das Provisionssystem zwei entscheidende Vorteile: Es gewähre zum einen breiten Bevölkerungsschichten einen kostengünstigen, unkomplizierten und bewährten Zugang zu Finanzdienstleistungen und zur Versicherungsvermittlung. Und es sichere zweitens die Existenz von rund 190.000 Vermittlerbetrieben in Deutschland. Der BVK-Hauptgeschäftsführer erklärt entschieden:
Ein Provisionsverbot ist daher für den BVK absolut inakzeptabel.
Auf dem Mid-term Meeting des BIPAR sprachen Repräsentanten des europäischen Versicherungsmarktes, wie unter anderem die Präsidentin der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) Petra Hielkema und Didier Millerot, Leiter des Referats Versicherungen und Renten bei der Europäischen Finanzaufsicht (FISMA). Auch der Abgeordnete des Europäischen Parlaments und Mitglied des Finanz- und Währungsausschusses Markus Ferber (CSU) sowie Karel van Hulle, ehemaliger Leiter der Generaldirektion Versicherungen und Pensionen bei der EU-Kommission, waren Teilnehmer des BIPAR Mid-term Meetings.
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