Der ehrenamtliche Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), Uwe Klemens, fordert die Politik auf, rasch einen neuen Anlauf zu nehmen, um die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für 2024 nachhaltig zu stabilisieren.
Zwar seien die Finanzen in 2023 gesichert. Die Ausgabenspirale aber drehe sich weiter, so der Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), Uwe Klemens . Und weiter: "2023 erwarten wir einen Anstieg der Ausgaben um rund 5 Prozent, in 2024 um weitere 4 Prozent, verursacht durch Mengen- und Preissteigerungen in allen Leistungsbereichen.“
Gleichzeitig werden sich die Einnahmen verringern, weil einmalige Maßnahmen für das Jahr 2023 entfallen wie der erhöhte Bundeszuschuss oder der Vermögensabbau der Krankenkassen mit einem Gesamtvolumen von rund 9 Milliarden Euro. „Wir brauchen nachhaltige Finanzreformen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite“, so Klemens.
Mehr Beteiligung der Selbstverwaltung an politischen Entscheidungen Klemens wandte sich gegen weitere unmittelbare Eingriffe des Staates in die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, um damit kurzfristig politische Projekte umzusetzen. Klemens betont: „Dies sind die Beitragsmittel der Versicherten und Arbeitgeber.“
Problematisch sei seines Erachtens daher auch die geplante Finanzierung der Unabhängigen Patientenberatung (UPD), wofür die Krankenkassen 15 Millionen Euro jährlich zahlen sollen, ohne dass sie über die Selbstverwaltung an der Entscheidung über die Verwendung der Gelder beteiligt werden.
Auch bei der Krankenhausreform verweigere der Bundesgesundheitsminister der gemeinsamen Selbstverwaltung das Mitgestaltungsrecht. Mit Blick auf die bevorstehende Sozialwahl 2023 forderte der Verbandsvorsitzende ein Umdenken und klare Signale der Politik zur Stärkung der Selbstverwaltung.
Mehr Drive für die elektronische Patientenakte (ePA)
Mehr Tempo forderte Klemens in Sachen ePA. Erst 1 Prozent aller GKV-Versicherten hätte eine ePA angelegt, das seien nur 600.000 Versicherte. Positiv wertete er, dass die Bundesregierung in den nächsten Monaten die Rahmenbedingungen für das geplante Opt-Out-Verfahren (alle Versicherten erhalten eine ePA, es sei denn sie widersprechen) – schaffen will.
Das OptOut-Verfahren sollte auch für das Lesen und Einstellen der Informationen gelten, damit die ePA rasch und unkompliziert befüllt und gelesen werden kann. „Um eine Versorgungsverbesserung zu erreichen, müssen wir die Balance zwischen Datenschutz und Nutzen besser austarieren“, so Klemens Appell an den Datenschutz und die Politik.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Gesundheitsdaten: Vorbehalte müssen endlich überwunden werden!
Die von der Politik angestoßene digitale Aufholjagd ist längst überfällig. Um Gesundheitsdaten adäquat auswerten zu können, muss der Datenschutz deren bestmögliche Nutzung stärker in den Vordergrund stellen und Versicherten eine verantwortungsvolle Nutzung ihrer Daten ermöglichen.
Assekurata-Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2023
Die private Krankenversicherung entwickelte sich auch im Geschäftsjahr 2022 sehr stabil. Die Prämieneinnahmen stiegen weiter. Zusammen mit den gleichzeitig gestiegenen Leistungsausgaben verbuchte die Branche jedoch einen Rückgang des versicherungsgeschäftlichen Ergebnisses.
Einseitige Belastung der Beitragszahlenden stoppen!
Verwaltungskosten: Viele kleine Krankenkassen wäre deutlich günstiger!
Seit der Sozialverband VdK gefordert hat, die Zahl der Krankenkassen in Deutschland zu reduzieren, um Verwaltungskosten zu sparen, schlagen die Wellen hoch. Viel Spekulation und auch viel Lärm um Nichts. Denn viele kleine Krankenkassen haben deutlich günstigere Verwaltungskosten als die großen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.