Umsatzfinanzierung ist auch in der Krise gefragt

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Die Energiekrise und der Ukraine-Krieg setzen dem deutschen Mittelstand weiter unter Druck. Finanziell wird die Situation in vielen Betrieben angespannter. Eine Studie des BFM zeigt, das Factoring als Umsatzfinanzierung etwa im verarbeitenden Gewerbe zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Eine aktuelle Kantar-Umfrage für den Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) unter mehr als 1.900 Unternehmen hat gezeigt: Rund 26 Prozent der Industriebetriebe mit Umsätzen von über 2,5 Millionen Euro denken darüber nach, Factoring als neues Instrument zum Finanzierungsmix hinzuzufügen.

Zudem sehen über 37 Prozent der Unternehmen in dieser Umsatzklasse im Factoring einen Schutzmechanismus vor Forderungsausfällen. Das untermauert die Rolle der Finanzierungsart als Baustein der krisenfesten Liquiditätssicherung.

Der Grund dafür liegt in der Funktionsweise dieses Ansatzes: Mit dem regelmäßigen Verkauf offener Forderungen im Rahmen des Factorings geht das Risiko von Zahlungsausfällen auf den erwerbenden Factor über – beziehungsweise auf seinen Warenkreditversicherer.

Bekanntheit und Nutzung wachsen

Generell hat die Kantar-Studie gezeigt, dass Factoring als krisensicher in seinen Kundensegmenten verankert ist. Nach einem Knick in der Hochphase der Corona-Pandemie besteht heute trotz schwieriger Gesamtwetterlage ein konstanter Anstieg in der Bekanntheit und der Nutzung von Factoring.

Mittlerweile greifen knapp 20 Prozent der Unternehmen mit Umsätzen über 12,5 Millionen auf Factoring zurück. Es ist damit eine beliebte und verbreitete Finanzierungsmethode im mittleren und höheren Segment. Gerade größere Unternehmen sehen den regelmäßigen Forderungsverkauf als ergänzende Komponente ihrer Finanzierungspläne. Das bestätigen 41 Prozent der Befragten mit Umsätzen zwischen 25 und 50 Millionen Euro.

„In der aktuellen Krise und angesichts vieler externer Herausforderungen und Unsicherheiten wird Factoring von Unternehmen zunehmend als ein Mittel begriffen, um Liquidität zu sichern. Dass etwa im verarbeitenden Gewerbe in jedem vierten Unternehmen erwägt wird, die Finanzierungsmethode zu nutzen, macht den derzeitigen Bedarf an krisenresistenten Lösungen deutlich“, sagt Michael Ritter, Vorstandsvorsitzender des BFM.

Anpassungsfähigkeit macht Factoring attraktiv

Dass die Finanzierung mit den Umsätzen der Unternehmen mitwächst, macht Factoring für die Studienteilnehmer ebenfalls interessant. Knapp 45 Prozent der Befragten mit Umsätzen ab 2,5 Millionen Euro können sich vorstellen, Factoring aufgrund dieses Umstands zu nutzen.

Begründet ist auch diese Eigenschaft durch die Funktionsweise des Factorings. Denn statt einen Kredit aufzunehmen, lassen sich Unternehmen hier Umsätze bevorschussen, die sie tatsächlich realisiert haben. Kommt es dabei zu einer Steigerung, können entsprechend auch mehr offene Forderungen an den Finanzierer verkauft werden.

Bewusstsein für Lösungspotenzial ausbauen

Laut der Studie konnten Akteure wie der BFM und seine Mitglieder das Wissen über Factoring in den Unternehmen über die letzten sechs Jahre verankern und konstant ausbauen – ganz unabhängig von Kundenbranche oder Unternehmensgröße. Dennoch sehen der Verband und die Factoring-Dienstleister hier weiterhin eine zentrale Aufgabe:

Auch wenn Factoring bereits von vielen Unternehmen genutzt werde, stecke in dem Finanzierungsansatz Lösungspotenzial für zahlreiche Firmen, die damit noch nicht in Berührung gekommen sind, erklärt Ritter. Eine zentrale Rolle für die Kommunikationsoffensive des BFM spielt der direkte Kontakt zu Kunden und Interessenten. Denn die Befragung hat gezeigt, wie wichtig den Unternehmen der persönliche Austausch im Rahmen ihrer Finanzierung ist: Rund 76 Prozent legen Wert auf diesen Fakt. Hier sind die Factoring-Anbieter bereits gut aufgestellt, werden dieses Feld aber auch künftig weiter ausbauen.