Trading lernen statt kopieren: Warum Eigenverantwortung Trumpf ist

Vom Seychellen-Urlaub zur Trading-Ausbildung: Tim Grüger, Gründer der TF Daytrading GmbH, erklärt im Gespräch, warum seine Methode bewusst gegen Copy Trading positioniert ist, wie Daytrading funktioniert und wer überhaupt geeignet ist. Einblicke in eine Branche zwischen Hype, Disziplin und echter Verantwortung.

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Tim Grüger, Gründer der TF Daytrading GmbHTim Grüger, Gründer der TF Daytrading GmbHTF Daytrading GmbH

Herr Grüger, Sie gelten als einer der führenden Experten für Daytrading-Ausbildung im deutschsprachigen Raum. Wie kamen Sie persönlich zum Trading – und wie entstand daraus die Idee für TradingFreaks?

Tim Grüger: Meine Begeisterung für das Trading begann bereits in meiner Jugend. Mit 18 Jahren wurde ich von einem Freund und seinem Vater auf die Seychellen eingeladen. Dort entdeckte ich zufällig ein Buch von Warren Buffett – der Auslöser für mein Interesse an Geld, Aktien und überhaupt Investments. Daher begann ich 2008 auch eine Ausbildung zum Bankkaufmann, wobei mich besonders der Schwerpunkt auf Wertpapieren begeisterte. Nach einem Trainee-Programm in London baute ich mein Wissen weiter aus. Frustriert von falschen Versprechungen auf Social Media, gründete ich schließlich den Blog TradingFreaks, um meine Erfahrungen und Learnings transparent und authentisch zu teilen.

Was unterscheidet Ihre TF-Methode grundlegend von klassischen Trading-Kursen oder automatisierten Strategien?

Im Gegensatz zu klassischen Trading-Kursen oder automatisierten Strategien setzt unsere TF-Methode darauf, Einsteigern das nötige Wissen zu vermitteln, um eigenständig und unabhängig zu traden. Unser Ziel ist dabei ganz klar: finanzielle Selbstbestimmung mit striktem Risikomanagement zu fördern. Anstatt als Copytrader also in Abhängigkeiten zu geraten, lernt jeder Teilnehmer bei uns, eine individuelle Strategie zu entwickeln, die sich nicht nur langfristig auszahlt, sondern auch zu den eigenen Zielen und Lebensumständen passt. Dafür erhalten Kursteilnehmer alle Werkzeuge, die sie brauchen, um ein belastbares System zu finden, unabhängig davon, ob sie als Daytrader, Swingtrader oder langfristiger Investor tätig sind. Unser Baukastensystem führt Schritt für Schritt durch alle wichtigen Aspekte des Tradings, etwa welche Strategien es gibt sowie wie ein erfolgreiches Backtesting durchgeführt wird, und liefert fundiertes Fachwissen, damit Einsteiger ihre finanzielle Zukunft selbstbestimmt gestalten können.

Welche Rolle spielen Disziplin, Eigenverantwortung und fundiertes Wissen in Ihrem Ausbildungskonzept – und wie bringen Sie diese Werte den Teilnehmenden nahe?

Für viele Personen klingt Daytrading simpel – ein paar Klicks und die Gewinne fließen. Das ist ein Mythos, ein Märchen vom leicht verdienten Reichtum, das vor allem Fake Broker im Internet oder andere dubiose Finfluencer in den sozialen Medien mit großspurigen Renditeversprechen propagieren. Ohne feste Regeln und strukturiertes Vorgehen läuft jeder noch so aufmerksame Trader Gefahr, dass der Markt sich gegen ihn wendet und er die Kontrolle über seine Finanzen verliert. Erfolgreiches Trading basiert auf einer klaren Strategie, eiserner Disziplin und professionellem Risikomanagement. Das heißt: Einsätze begrenzen, lernen, Verluste zu akzeptieren, und Disziplin über Emotion stellen. Um das zu trainieren, üben Kursteilnehmer beispielsweise mit Demokonten. Außerdem lernen sie, sich durch das Führen eines Trading-Journals selbst zu überprüfen, wiederkehrende Muster zu erkennen, Fehler zu vermeiden und das eigene Verhalten gezielt zu verbessern.

Sie fokussieren sich besonders auf die Kombination von Newstrading und technischer Analyse. Können Sie erklären, wie dieses Zusammenspiel in der Praxis funktioniert?

Als Trader suchen wir stets nach Bewegungen im Markt. Nachrichten aus der Geld- und Geopolitik oder auch in Bezug auf Unternehmen können sowohl Währungen als auch Indizes und Aktien stark bewegen. Die Trade-Idee holen wir uns somit aus der Fundamentalanalyse. Die konkreten Ein- und Ausstiege mithilfe von charttechnischen Tools sowie Stop-Loss- und Take-Profit-Orders, die den Trade automatisch schließen, sobald der definierte Gewinn oder Verlust erreicht ist, sowie das passende Risikomanagement ergeben sich dann aus der Charttechnik, bei der vergangene Kursverläufe untersucht werden, um wiederkehrende Muster im Marktverhalten zu erkennen.

Viele Plattformen setzen auf Copy-Trading oder signaldienstbasierte Strategien. Warum gehen Sie bewusst einen anderen Weg?

Als ich CFDs entdeckte und anfing, mit ihnen zu traden, stieß ich in einem Forum auf einen professionellen Trader, dessen Strategien ich zunächst erfolgreich kopierte – bis Verluste meine Margin auffraßen und mir schmerzhafte 20.000 Euro Verlust bescherten. Diese Erfahrung war der Auslöser für „TradingFreaks“ – ein Projekt, das aus meiner Erkenntnis zum Thema Risikomanagement entstand. Menschen neigen generell zur Bequemlichkeit. Und beim Trading scheint der vermeintlich einfachste Weg das Kopieren oder Nachahmen von anderen zu sein. Einsteiger hängen sich also an erfahrene Trader und glauben, automatisch von deren Gewinnen zu profitieren. In der Realität zeigen die Plattformen aber meist nur die abgeschlossenen Trades, nicht die offenen Buchverluste. Es besteht also keine Transparenz bezüglich des eingegangenen Risikos. Wählen Anfänger dann lediglich Trades nach den höchsten Renditen aus, hat das oft fatale Folgen. Bei mir waren es schmerzhafte 20.000 Euro Miese, bis ich kapierte, dass meine Margin von meinen Verlusten aufgefressen wurde. Deshalb liegt mir besonders am Herzen, dass Trading- Interessierte lernen, selbstständig und unabhängig zu handeln. Es geht darum, die finanzielle Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen und nicht blind einer fremden Strategie zu folgen, die weder zur eigenen Risikobereitschaft noch zur Kontogröße passt. Nachhaltiger Erfolg entsteht nur durch eine bewährte Strategie, striktes Risikomanagement und Eigenverantwortung – nicht durch Nachahmung.

Für wen ist die TF-Methode geeignet – und für wen eher nicht?

Wer schnelle Gewinne ohne eigenen Lernaufwand erwartet oder sich nicht wirklich für das Thema interessiert, ist bei TradingFreaks falsch. Die TF-Methode richtet sich ganz klar an Menschen, die beruflich oder privat stark eingebunden sind, aber dennoch den Wunsch haben, sich ein zusätzliches Einkommen über das Trading aufzubauen – und zwar auf eine strukturierte, realistische und alltagstaugliche Weise. Besonders geeignet ist sie für Berufstätige, Eltern oder Selbstständige, die sich nebenbei, mit einem überschaubaren Zeitaufwand von etwa 30 bis 60 Minuten am Tag, mit dem Thema Trading beschäftigen möchten. Wichtig ist dabei: Man muss nicht aus der Finanzbranche kommen. Viele Teilnehmer starten ohne spezifisches Vorwissen, bringen aber eine hohe Eigenmotivation mit, sich neue Kompetenzen anzueignen.

Welches Bedürfnis stillen Sie bei Ihren Kundinnen und Kunden? Was sind typische Motive, mit denen Menschen zu Ihnen kommen?

Viele unserer Kundinnen und Kunden haben als klares Ziel die finanzielle Unabhängigkeit. Sie möchten sich aus dem Hamsterrad des Angestelltenverhältnisses befreien, ihre finanzielle Zukunft eigenständig gestalten und idealerweise ortsunabhängig Geld verdienen. In zahlreichen unserer Erstgespräche zeigt sich, dass steigende Lebenshaltungskosten viele Menschen vor Herausforderungen stellen. Das aktuelle Einkommen reicht oft nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Auch der Wunsch nach finanzieller Sicherheit für die Familie, die mit einem zusätzlichen Einkommen verbunden ist, führt viele unserer Kundinnen und Kunden zum Börsenhandel. Gleichzeitig spielen Neugier und die Freude am Handeln an den Märkten eine Rolle. Börsenhandel fasziniert und bietet neue Perspektiven.

Wie schätzen Sie die aktuelle Trading-Community im deutschsprachigen Raum ein? Wie tickt Ihre Zielgruppe?

Wir bekommen vermehrt Anfragen von Menschen, die ihr Vermögen strukturiert aufbauen oder auch einfach nur ihr Einkommen vergrößern möchten. Viele haben bislang Langzeitinvestments in Form von einem klassischen Wertpapierdepot mit ETF- und Aktieninvestments. Um auch von fallenden Kursen profitieren zu können, selbst aktiv zu werden und den Vermögensaufbau zu beschleunigen, haben wir ganzheitliche Ausbildungskonzepte für Einsteiger und Fortgeschrittene konzipiert. Übrigens ist es ein Mythos, dass Frauen sich nicht mit Trading auseinandersetzen – denn der Frauenanteil in unserer Kundschaft steigt stetig, viele melden sich auch während der Elternzeit. Dabei ist die Altersstruktur von unseren Kursteilnehmern breit gefächert zwischen 25 und 65.

Ausblick:
Im zweiten Teil spricht Tim Grüger von Tradingfreaks über die Trading-Community in Deutschland, aktuelle Trends und Risiken – und warum Trading kein Ort für schnelle Geldversprechen ist.

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