Das Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte ist an einem Tiefpunkt. Seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren war es nicht mehr so schlecht wie im Augenblick. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Ausblick von Morningstar mit Daten und Analysen zu den europäischen Aktienmärkten für das vierte Quartal.
In diesem Jahr seien die Aktienmärkte bisher in jedem Quartal gefallen, kommentiert Michael Field, Marktstratege bei Morningstar. Das habe im bisherigen Jahresverlauf zu Verlusten in Höhe von mehr als 20 Prozent geführt und die Gewinne des Jahres 2021 zunichte gemacht hat.
Als Gründe für den Vertrauensschwund nennt der Bericht die hohe Inflation, steigende Zinssätze und eine mögliche Eskalation des Krieges in der Ukraine, die dazu führen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Europa steigt. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Capital Economics, ein unabhängiges Wirtschaftsforschungsunternehmen mit Sitz in London, geht davon aus, dass die Zinssätze der Europäischen Zentralbank bis 2023 auf drei Prozent steigen. Derzeit liegen sie bei 75 Basispunkten. Im Zusammenspiel mit den massiv anziehenden Energiepreisen führe das dazu, dass die Haushalte in diesem Winter stark belastet würden.
Trotz des eingetrübten makroökonomischen Bildes hat sich laut Field die aggregierte Fair-Value-Schätzung von Morningstar nicht wesentlich verändert. Das Researchhaus sieht weiterhin attraktive Aufwärtsmöglichkeiten.
Gemessen am Verhältnis von Kurs zu Fairem Wert sei der europäische Markt im Moment so günstig wie seit Beginn der Pandemie nicht. Vom aktuellen Niveau habe er ein Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent, so Field. Die Rezessionsängste in der Eurozone, so der Experte, seien real, aber nicht das wirkliche Problem: „Der Markt konzentriert sich zu stark auf die kurzfristige Negativität und ignoriert die längerfristigen Perspektiven.“
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