Die nachhaltige Bewältigung der Polykrise steht im Fokus

© Victoria – stock.adobe.com

Angesichts der aktuellen Polykrise – die durch steigende Inflation, Energie- und Ernährungsunsicherheit sowie Unterbrechungen der Lieferketten angeheizt wird – zeigen sich die Anlagestrategen von Triodos IM in ihrem Anlageausblick für Industrie- und Schwellenländer für das 3. Quartal besorgt über die nachteiligen Auswirkungen der Situation auf die weitere nachhaltige Entwicklung.

Kurzfristige Lösungen zur Linderung der wirtschaftlichen Probleme stehen meist im Konflikt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs), bei denen die Fortschritte bereits im vergangenen Jahr stagnierten – so bei der Bekämpfung von Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt, sozialer Ungleichheit und Ernährungsunsicherheit.

Es sei der Umgang mit natürlichen Ressourcen dringendst zu überdenken, denn eine Weltwirtschaft, die bereits fünf von neun planetarischen Grenzen überschritten hat, sei nicht nachhaltig, sagt Hans Stegeman, Hauptanlagestratege bei Triodos IM. Er warnt:

Wenn wir jetzt nicht handeln, erledigt das die Natur für uns.

Katastrophen, von extremen Dürren, Hungersnöten und Überschwemmungen bis hin zum Verlust von Ökosystemleistungen, werden immer häufiger auftreten und schließlich zu einem Zusammenbruch der Wirtschaftstätigkeit führen, prognostiziert der Hauptanlagestratege. Dies werde große Auswirkungen auf die Gesellschaft insgesamt haben. Es sei an der Zeit, das Wachstumsparadigma zu überdenken und andere Wege zur Messung des globalen Wohlstands zu erkunden.

Hohe Inflation trübt Wirtschaftsaussichten für Industrieländer 

Da die Inflation aufgrund eines giftigen Cocktails aus Krieg, westlichen Sanktionen, russischen Vergeltungsmaßnahmen und Lockdowns in China hartnäckig hoch geblieben ist, haben sich die globalen Wirtschaftsaussichten eingetrübt. Die anhaltenden Preissprünge haben die Aussichten für die Geldpolitik drastisch verändert. Die Zentralbanken scheinen nun fest entschlossen zu sein, die Inflation durch eine rasche und aggressive Straffung einzudämmen. Fortgeschrittene Volkswirtschaften stehen vor einer Gratwanderung, um eine Rezession zu vermeiden, aber starke Haushalts- und Unternehmensbilanzen und angespannte Arbeitsmärkte implizieren vorerst ausreichende Ressourcen für Widerstandsfähigkeit. Weitere steigende Inflationsüberraschungen könnten die Weltwirtschaft jedoch leicht in eine Rezession stürzen.

Die Entscheidung für kurzfristige Lösungen zur Bewältigung der Vielzahl von Krisen gefährde weitere Fortschritte bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung, so Joeri de Wilde, Anlagestratege bei Triodos IM. „Die größten Herausforderungen für Industrieländer liegen in der Eindämmung des Klimawandels, dem Schutz der biologischen Vielfalt und der Verringerung der Ungleichheit. All diese Probleme erfordern eine längerfristige Perspektive, erklärt de Wilde. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen bestehe eine große Gefahr darin, dass sich kurzfristige Lösungen langfristig als nachteilig erweisen werden.

Nachhaltige Energiewende in den Schwellenländern verzögert sich

Obwohl ursprünglich erwartet wurde, dass die Importverbote für russische Energie die Energiewende beschleunigen würden, drohen sie nun, die Zusagen für eine nachhaltige Entwicklung zu verzögern. Angeheizt durch steigende Lebensmittel- und Energiepreise, steht die Weltwirtschaft unter wachsendem sozialem und politischem Druck, was Entscheidungsträger dazu veranlasst, sich für die schnellste Lösung zu entscheiden. Dadurch wird es immer schwieriger, eine nachhaltige Entwicklung und einen besseren Lebensstandard zu erreichen. Eine der Hürden für Schwellenländer war der Zugang zu Finanzmitteln und die Reduzierung oder sogar Kürzung der Finanzierung von Aktivitäten, die im Widerspruch zu den SDGs stehen.

Maritza Cabezas Ludena, Anlagestrategin bei Triodos IM mahnt, dass es dringend erforderlich sei, die Ziele für nachhaltige Entwicklung fortzusetzen und im Wesentlichen die Inflationserwartungen zu verankern, indem gemeinsam an Themen gearbeitet werde, die sich auf das langfristige Wachstum auswirken. Die Rückkehr auf den SDG-Pfad durch die Koordinierung der Entschuldungsbemühungen in Ländern mit niedrigem Einkommen wäre ein Anfang, um die Bedrohungen durch zunehmende Ungleichheit und zunehmende soziale Unzufriedenheit zu verringern. Politiker und Investoren müssen zeigen, dass eine globale Fragmentierung von Handel, Finanzen und Investitionen keine Option sei.

Der Anlageausblick Q3 2022 für Industrieländer sowie der Anlageausblick Q3 2022 für Schwellenländer stehen auf der Website von Triodos Investment Management zum Download zur Verfügung.