Trotz des jüngsten Ausverkaufs an den Börsen verhalten sich deutsche Anleger*innen relativ krisenfest. Infolge der aktuellen Turbulenzen trennten sich nur 9 Prozent von ihren Investments, 59 Prozent hielten ihre Anlagen und 32 Prozent nutzten die günstigen Kurse sogar zum Nachkaufen.
Dies zeigt der jüngste Retail Investor Report der sozialen Investment-Plattform eToro mit einer repräsentativen Umfrage unter 1000 Privatanleger*innen in Deutschland.
Trotz einer Flut von Rückschlägen auf den globalen Finanzmärkten haben Privatanleger*innen über die kurzfristige Volatilität hinweggesehen und die aktuellen Kursrückgänge genutzt, um ihre Portfolios langfristig zu stärken, kommentiert Ben Laidler, Global Market Strategist bei eToro.
Für viele Privatanleger*innen sei dies die erste Erfahrung mit einem deutlichen Marktrückgang. Das Risikomanagement, die Psychologie und die Konzentration auf langfristige Ziele seien Faktoren, mit denen selbst sehr erfahrene Anleger*innen zu kämpfen haben. Die aktuelle Umfrage zeige aber, dass Privatanleger*innen dem Sturm trotzen, investiert bleiben und ihre Portfolios diversifizieren, so Laidler. Da Bullenmärkte letztlich auf den Schultern von Bärenmärkten aufbauen und fast viermal so lang dauern, sollte es für diese Anleger von Vorteil sein, den Kurs beizubehalten.
Steigende Inflation als größtes Risiko für das Portfolio
Angesichts der jüngsten Marktvolatilität haben deutsche Privatanleger*innen ihre Portfolios jedoch neu positioniert. Insbesondere haben sie ihr Engagement in Rohstoffen und inländische Aktien (jeweils 14 Prozent), Kryptowährungen und ausländische Aktien (jeweils 13 Prozent) sowie Immobilien und Private Equity (10 Prozent) erhöht.
Als größtes externes Risiko für ihr Portfolio sehen die Umfrageteilnehmer*innen nach wie vor die steigende Inflation (58 Prozent, gegenüber 57 Prozent im ersten Quartal 2022). Abgenommen hat hingegen die Sorge vor den Auswirkungen von internationalen Konflikten (45 Prozent, gegenüber 59 Prozent im ersten Quartal). Den Zustand der Weltwirtschaft bewerten fast 39 Prozent als riskant für ihr Portfolio; im ersten Quartal waren es noch 26 Prozent. Und schließlich sehen 25 Prozent der deutschen Befragten die steigenden Zinsen als Gefahr, gegenüber 18 Prozent im ersten Quartal.
Energie und Immobilien seien zwar zwei der kleinsten globalen Sektoren, haben sich aber in der Vergangenheit als gute Absicherung gegen die Inflation erwiesen und stehen bei Privatanleger*innen weiterhin ganz oben auf der Kauf- und Beobachtungsliste, so Laidler. Über alle Erfahrungsstufen hinweg haben die Anleger*innen ihre Allokationen in eine Reihe defensiver Sektoren erhöht und scheinen nicht die Absicht zu haben, sich zu bremsen.
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