Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft führten in der Vergangenheit zu Innovationen und Entwicklungen, aus denen neue Arbeitsplätze, neue Firmen, gar neue Wirtschaftszweige wuchsen. Die letzten zwei Jahre hinterließen Spuren am Markt. Einige Branchen trafen die Maßnahmen hart, andere profitierten von ihnen.
Ob die Wirtschaft insgesamt stärker und mit mehr oder weniger Marktteilnehmer*innen seit 2019 aus der Krise hervorgeht, analysiert Wirtschaftsinformationsanbieter databyte aus den Daten des Handelsregisters.
Mehr Neugründungen als Insolvenzen
Im Vergleich zu 2019 stiegen die Gründungen 2020 um 5 Prozent. 2021 überholte sein Vorjahr an Neugründungen nochmals um 3 Prozent, sodass 136.121 frische Marktteilnehmer*innen die deutsche Wirtschaft stärken. Dabei stiegen die Gründungszahlen 2020 besonders in den Monaten ab September und 2021 in der ersten Jahreshälfte.
Insolvenzen nahmen von einem Jahr aufs andere ab. Noch 2019 bei 8.646 stehend, sank die Zahl 2020 um 8 Prozent auf 7.947 illiquide Firmen und erreichte ihren Tiefpunkt 2021 bei minus 18 Prozent und 6.496 Insolvenzen.
Branchenplus bei Finanzen und Versicherungen
Den größten Zuwachs verbuchten mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten – der Digitalisierung sei Dank. Nach einem geringen Wachstum von 9 Prozent verbucht dieser Wirtschaftszweig 2021 eine massive Gründungssteigerung von 135 Prozent oder 3.878 neue Handelsregistereintragungen. Auch der Markt um das Veterinärwesen expandierte deutlich: 80 Prozent betrug der Anstieg von in diesem Bereich verorteten Unternehmen.
Rundfunkveranstalter, die 2020 noch mit einem Minus an Gründungen umgehen mussten, nahmen im letzten Jahr um 56 Prozent zu. Ebenfalls gehören die Schifffahrt mit 39 Prozent sowie die Sparte Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten mit 26 Prozent zu den Gewinnern des Vorjahres.
Insolvenzen im Minus
Wie in der Gesamtwirtschaft zeigt auch ein Blick in die Branchenaufschlüsselung die Abnahme von Insolvenzen. Nur wenige Wirtschaftszweige kämpfen mit einem Auf und Ab. Betriebe im Bereich Forstwirtschaft und Holzeinschlag meldeten 2020 50 Prozent weniger Konkurse als 2019. 2021 stieg der Wert jedoch um 120 Prozent. Eine entgegengesetzte Entwicklung, die viele andere Branchen in den vergangenen zwei Jahren ähnlich erlebten, zeigt der Insolvenzverlauf in der Tabakverarbeitung: Um 400 Prozent stiegen die Anträge 2020, 2021 verbuchte 60 Prozent weniger.
Positiv traten nicht nur bei den Gründungen, sondern auch bei den Insolvenzen Rundfunkveranstalter hervor. Vorletztes Jahr 50 Prozent, letztes Jahr noch einmal 75 Prozent weniger Illiquidität. Auch das zu Beginn der Pandemie totgesagte Feld der Werbung und Marktforschung schlug sich wacker und zeigte mit einem Minus von zuerst 8 Prozent und darauf 35 Prozent seine Stärke.
"Gründungslust der Innovativen"
Trotz der vielen Hindernisse und Umstellungen, die Wirtschaftsteilnehmer*innen 2021 hinnehmen mussten, bewältigten deutsche Firmen sie souverän. Insbesondere der Ausbau digitaler Alternativen in tradierten Zweigen, wie der Finanz- und Versicherungsbranche, kurbelte den Ideenreichtum von Unternehmer*innen an, um selbst bürokratiereiche Wirtschaftssektoren am Laufen zu halten.
Zu Beginn des Jahres bestimmte die Aussetzung der Insolvenzpflicht den Diskurs, betont Alexander Hiller, Geschäftsführer der databyte GmbH. Über die Gründungslust der Innovativen, die diese Situation als Chance verstünden, freue sich die Wirtschaft nun 12 Monate später.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Niederländischer Hypothekendienstleister Stater betritt deutschen Markt
In den Niederlanden ist Stater inzwischen marktführend. Jetzt will der niederländische Hypothekendienstleister Stater auch den deutschen Markt erobern.
Die Fintech-Szene in Deutschland: Experten-Interview mit Tobias Gillen
In Deutschland gibt es über 1.000 Fintechs. Neobroker, Neobanken und Start-ups haben im Finanzsektor inzwischen einen hohen Stellenwert. Tobias Gillen skizziert die Entwicklungen der Fintech-Szene.
Geschäftsklima in der Digitalbranche wieder auf Vor-Corona-Niveau
Das denken Verbraucher über Versicherer und Nachhaltigkeit
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Kryptowährungen als riskantes Investment – gehören sie in ein modernes Portfolio?
J O Hambro: SAP, Siemens und Rheinmetall als Gewinner globaler Wachstumstrends
Trotz schwacher Konjunktur sieht J O Hambro neue Chancen für deutsche Unternehmen. Warum fiskalische Impulse und strukturelle Reformen den DAX beflügeln könnten – und welche Branchen unter Druck geraten.
Zwischen Zauber und Zahlen: Warum deutsche Aktien wieder Chancen bieten
Trotz Konjunktursorgen, geopolitischer Spannungen und struktureller Probleme sehen viele Anleger wieder Potenzial im deutschen Aktienmarkt. Portfoliomanager Olgerd Eichler von MainFirst nennt sechs gute Gründe – mit überraschend positiven Langfristaussichten.
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab 1. Juli 2025: Was das für Gläubiger bedeutet
Zum 1. Juli 2025 steigen die Pfändungsfreigrenzen – für Schuldner:innen bedeutet das mehr finanzieller Spielraum, für Gläubiger hingegen weniger pfändbare Beträge und längere Rückzahlungszeiträume. Was das konkret heißt und worauf Gläubiger jetzt achten müssen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.