Wie Versicherungen möglichem Betrug auf die Spur kommen

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Versicherungsbetrug. Das Wort ist den meisten Menschen durchaus bekannt und viele kennen jemanden, der jemanden – der Rest des Satzes ist ebenso bekannt. Dabei ist Versicherungsbetrug eine echte Straftat und nicht mit der Mutprobe im Jugendalter, das Kaugummi aus dem Supermarkt mitzunehmen, zu vergleichen.

Versicherungsbetrug richtet Schäden an. Schäden, die letztendlich alle aufrichtigen Versicherungsnehmer mit ihren Beiträgen bezahlen. Doch wie kommen Versicherungen den Betrügern auf die Spur?

Dubiose Schadensmeldungen werden geprüft

Es heißt, dass rund jede zehnte Schadensmeldung dubios ist. Dahinter verstecken sich nicht unbedingt Betrugsfälle, denn einige Versicherungsnehmer geben ungenaue oder unklare Angaben in den Meldungen an, sodass die Angelegenheit dubios erscheint. Aber auf was wird geschaut?

  • Versicherungsstatus – die erste Prüfung gilt natürlich dem Versicherungsstatus. Die eigene Haftpflichtversicherung wird niemals dafür aufkommen, dass der Rotwein über das weiße Stoffsofa kippte – anders sieht es aus, wenn der Versicherungsnehmer den Wein über das Stoffsofa einer dritten Person schüttete.
  • Hergang – der geschilderte Hergang wird vorab geprüft. Während der ersten Prüfung wird schlichtweg überlegt, ob dies so sein könnte. Sollte es zu Fragen kommen, gehen Versicherungen jedoch hin und prüfen den Schadenshergang wahlweise in Person beim Geschädigten, alternativ ziehen sie Gutachter und weitere Fachleute zurate.
  • Schadenshöhe – hier geschehen auch unabsichtlich viele Fehler. Viele Betroffene verwechseln den Wert des beschädigten Gegenstands mit dem Neuwert und gehen somit davon aus, dass das zehn Jahre alte und nun gesprungene Cerankochfeld noch den Wert wie vor zehn Jahren hat.

Viele Prüfungen werden mittlerweile automatisiert durchgeführt. Gerade die Wertbestimmung kann automatisch erfolgen, da der Computer nur die entsprechenden Listen und Verkaufsseiten abgleichen muss. Schadenhergänge können ebenfalls am PC nachgestellt werden. So manches Prüfungsprogramm bringt letztendlich sogar zum Vorschein, dass der Unfall ob aller Unglaublichkeit so passiert sein konnte.

Zuletzt bleibt immer die Prüfung vor Ort. Diese hat für Versicherungsangestellte, die tatsächlich nicht nur in der TV-Serie Versicherungsdetektiv heißen, einen doppelten Nutzen. Viele Betrüger verraten sich nämlich durch unbeabsichtigte Details, ihre Körpersprache oder ein anderes Fehlverhalten. Während Fälle, die offensichtlich nach Betrug aussehen, durch die Betroffenen ganz klar, deutlich und nachvollziehbar in Person erklärt werden können.

Bei Verdacht wird eine Detektei eingeschaltet

Große Versicherungen beschäftigen oft ihre eigenen Detektive, kleinere hingegen setzen auf Detekteien. Wie eine Detektei bei einem vermuteten Versicherungsbetrug arbeitet, hängt natürlich vom Fall ab. Eine Krankenkasse, die vermutet, dass ein Versicherungsnehmer während der Krankengeldphase schwarz arbeitet, bietet einen anderen Fall als die Haftpflichtversicherung, die davon ausgeht, dass das TV-Gerät nicht vom Nachbarn, sondern vom eigenen Versicherungsnehmer zerstört worden ist. Grundsätzlich könnten folgende Arbeitsweisen angewandt werden:

  • Überwachung – diese kommt meist beim Erschleichen von Leistungen, also beispielsweise beim vermutet falschen Krankengeldbezug zum Einsatz. Überwachungen werden jedoch auch im betrieblichen Umfeld angewandt, wenn ein Unternehmer ständig Verlustmeldungen einreicht, es aber im Raum steht, dass mitunter Mitarbeiter die Ware aus dem Lager entwenden.
  • Gutachter – sie gehören fest zum Versicherungsgeschäft und werden auch von Detekteien eingesetzt. Schadensgutachter bieten eine rechtssichere Aussage zum Schadenhergang und dem Wahrheitsgehalt des Schadensbilds. Mittlerweile gibt es verschiedene Gutachter. So konzentrieren sich einige voll und ganz auf die IT und prüfen beispielsweise, ob ein defekter PC mitunter schon früher oder erst viel später einen Defekt aufwies. Zugleich können sie herausfinden, ob Daten abgezweigt wurden.
  • Ortsbesichtigung – auch Detektive können ganz offen im Auftrag der Versicherung eine Ortsbesichtigung mit allen Beteiligten durchführen. Wieder geht es um den Hergang des Schadens, aber auch darum, die Beteiligten anhand ihrer Aussagen und Körpersprache einzuschätzen.

Versicherungsbetrug und dessen Aufklärung lässt sich durchaus klischeehaft mit Sherlock Holmes und dessen Verbrechensaufklärung vergleichen. Zu Beginn steht nur die Schadensmeldung, Versicherung und Detektive müssen aus ihr den Hergang und die Plausibilität ableiten. Zum Glück finden Unternehmen heute gute Dienstleister in fast jeder Stadt. So ist es kein Problem, eine passende Detektei in Stuttgart, München, Köln oder Hamburg zu finden.

Was passiert bei einer Aufklärung?

»Mal eben den Kratzer am Wagen von der Versicherung bezahlen lassen.« Viele Menschen denken so und finden natürlich immer im Freundeskreis jemanden, der ›unabsichtlich‹ den Einkaufswagen vor den Kotflügel hat rollen lassen. Vielerorts wird der Versicherungsbetrug als Lappalie betrachtet, dabei steht dahinter eine echte Straftat. Zwar wird Versicherungsbetrug im Gesetz einfach nach § 263 Strafgesetzbuch mit der Bezeichnung Betrug geführt, doch steht darauf eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, wie auch eine Geldstrafe. In Extremfällen kann das Strafmaß zehn Jahre betragen. Es gilt allgemein:

  • Versicherungskündigung – die Versicherung wird dem Versicherungsnehmer direkt und fristlos kündigen. Diese Kündigung umfasst meist alle Verträge, die der Versicherungsnehmer bei dem Unternehmen hat.
  • Strafanzeige – die Versicherung erstattet Anzeige gegen den Versicherungsnehmer. Hieraus entwickelt sich ein Strafverfahren, welches letztendlich das Strafmaß bekannt gibt. Dabei brauchen Versicherungsbetrüger nicht auf Milde zu hoffen, wenn der Schaden nur gering ist. Das Gericht beurteilt die Gesamtsituation – sollte ein Betrüger bis zuletzt die Lügen aufrechtgehalten haben und keinerlei Reue gezeigt haben, so wird das Strafmaß hoch ausfallen.
  • Folgestrafen – eine Verurteilung wegen Versicherungsbetrug ist im polizeilichen Führungszeugnis sichtbar. Zugleich gibt es zwar keinerlei Beweise, dass Versicherungen sich untereinander über Betrüger austauschen, doch die Vermutung ist durchaus belegt. Zumindest haben Versicherungsbetrüger wenigstens in den nächsten Folgejahren Schwierigkeiten, neue Versicherungen abzuschließen. Die einzige Ausnahme ist die Kfz-Haftpflichtversicherung in der reinen Basisvariante, da sie eine Pflichtversicherung ist.

Eine weitere Folge ist natürlich, dass jede Versicherungsgesellschaft bei neuen Schäden ganz genau hinschauen wird. So könnte sich auch die Regulierung des Autounfalls verzögern. Wurde dem Versicherungsnehmer tatsächlich hintendrauf gefahren oder hat er den Unfall herausgefordert?

Fazit – eine Straftat mit Folgen

Wird ein Versicherungsbetrug aufgedeckt, so hat dies massive Folgen für den Betrüger. Heute haben Versicherungen ein recht leichtes Spiel, um Betrugsfälle aus der Masse herauszufinden. Schon die automatische Prüfung der Schadensfälle gibt sichere Hinweise auf Ungereimtheiten. Werden nun noch Detektive und Gutachter mit ins Boot geholt, ist die Aufklärung ziemlich gewiss. Die Folgen eines Versicherungsbetrugs sind für Verbraucher enorm, denn bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe plus Geldstrafen stehen immer im Raum. Dass Verurteilte später nur noch schwer Versicherungsverträge abschließen können, kommt noch hinzu.