Mehrheit der Deutschen ist pro Tempolimit

Sie ist inzwischen schon zum Evergreen der politischen Wahlprogramme geworden: die Forderung nach einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Seit Jahren brennt das Thema nicht nur Politikern, sondern auch Automobilclubs, Kirchenverbänden und Umweltorganisationen unter den Nägeln. Im Zuge des Wahlkampfs 2021 hatten sich SPD und Grüne für eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ausgesprochen und erhofften sich neben Effekten für den Klimaschutz auch eine erhöhte Verkehrssicherheit. Die FDP lehnte ein Tempolimit strikt ab – und konnte sich in diesem Punkt offensichtlich durchsetzen. Nach Abschluss der Sondierungsgespräche soll das Thema für die aktuellen Koalitionsverhandlungen vom Tisch sein. Bereits 2019 und 2016 haben die Meinungsforscher von YouGov im Auftrag von ROLAND Rechtsschutz die Deutschen zu diesem Thema befragt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Wunsch nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen unverändert hoch ist: 53 Prozent der Deutschen sprechen sich für ein Tempolimit aus (2019: 53 Prozent, 2016: 48 Prozent).

(PDF)
Tacho-171242350-AS-UweTacho-171242350-AS-UweUwe – stock.adobe.com

Umfrage-Tempolimit-2021-Roland-RechtsschutzUmfrage-Tempolimit-2021-Roland-Rechtsschutz

Frauen, Ältere und Grünen-Wähler sind bereit zum Bremsen

Bei der Frage nach einer Obergrenze der Fahrgeschwindigkeit zeigen sich – genau wie in den Vorjahren – deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Unter den weiblichen Befragten befinden sich mit 58 Prozent (2019: 58 Prozent, 2016: 55 Prozent) weitaus mehr Befürworter eines Tempolimits als unter den männlichen: Von Letzteren sprechen sich nur 48 Prozent (2019: 48 Prozent, 2016: 41 Prozent) für eine vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit aus. Außerdem spielt das Alter nach wie vor eine zentrale Rolle: Je älter die Befragten sind, umso eher plädieren sie für ein Geschwindigkeitslimit. Von den 18- bis 24-Jährigen fordern nur 40 Prozent (2019: 37 Prozent, 2016: 34 Prozent) ein Tempolimit, bei den über 55-Jährigen sind es 59 Prozent (2019: 58 Prozent, 2016: 54 Prozent). Auch in Bezug auf die politische Orientierung zeigt sich ein klares Bild: Die Wähler der Linken, die in den vergangenen Umfragen die meisten Befürworter eines Tempolimits in ihren Reihen hatten (2019: 74 Prozent, 2016: 62 Prozent), befinden sich mit 73 Prozent jetzt nur noch auf dem zweiten Platz. Die mit Abstand meisten Befürworter (79 Prozent) finden sich unter den Grünen-Wählern – deutlich mehr als noch vor zwei Jahren (2019: 67 Prozent, 2016: 61 Prozent). Unter den FDP-Anhängern (45 Prozent, 2019: 46 Prozent, 2016: 37 Prozent) sowie den Wählern der AfD (40 Prozent, 2019: 39 Prozent, 2016: 40 Prozent) zeigen sich die wenigsten Fans eines Tempolimits.

Raser und Vielfahrer wollen nicht runter vom Gas

Ob man pro oder contra Tempolimit ist, hängt der Umfrage zufolge auch von der persönlichen Erfahrung mit dem „Starenkasten“ und somit vom persönlichen Fahrverhalten ab: Von den Befragten, die in den vergangenen fünf Jahren einmal oder mehrfach wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn geblitzt wurden, sprechen sich nur 41 Prozent für ein Tempolimit aus – 2019 waren es noch 44 Prozent. Von den regelkonformen Autofahrern, die sich keine Verkehrsdelikte zu Schulden kommen ließen, plädieren hingegen 55 Prozent (2019: 55 Prozent) für ein Tempolimit. Wie bewerten Personen, welche durch ein Tempolimit am meisten betroffen wären, die Thematik? Unter Personen, die mindestens zwei bis dreimal pro Woche über 50 km auf deutschen Autobahnen unterwegs sind, ist der Anteil der Befürworter am geringsten (46 Prozent). Bei Personen die etwa alle zwei Wochen oder noch seltener die Autobahn für längere Strecken nutzen, liegt der Anteil bei 56 Prozent. Unter den Befragten, die nie mehr als 50 km auf Autobahnen zurücklegen, finden sich zu 71 Prozent Tempolimit-Befürworter.

Bremsen für Sicherheit, Umwelt und Verkehrsfluss

Die Befragten sollten nicht nur angeben, ob sie für oder gegen ein Tempolimit sind, sondern auch die Gründe für ihren jeweiligen Standpunkt benennen. Bei den Befürwortern steht nach wie vor – und mit großem Abstand – der Sicherheitsaspekt mit 84 Prozent (2019: 86 Prozent, 2016: 88 Prozent) an oberster Stelle. Der Umweltaspekt hat in den vergangenen Jahren deutlich an Gewicht gewonnen: 59 Prozent der Befürworter erhoffen sich von einer Geschwindigkeitsobergrenze eine geringere Umweltbelastung durch weniger CO2-Ausstoß – deutlich mehr als noch 2019 (52 Prozent) und 2016 (49 Prozent). Jeder zweite Befragte (2019: 47 Prozent, 2016: 48 Prozent) geht davon aus, dass das Tempolimit mit einem besseren Verkehrsfluss einhergeht. Die drei Argumente bildeten – in ebendieser Reihenfolge – auch 2019 und 2016 die Top drei der Tempolimit-Befürworter.

Große Mehrheit für 130 km/h

Die Befürworter eines Tempolimits wurden zudem gefragt, welche Geschwindigkeit sie als angemessen erachten. Das deutliche Votum der Befragten: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) hält eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h für sinnvoll (2019: 45 Prozent, 2016: 40 Prozent). Auf Rang zwei wird von 21 Prozent der Befragten eine Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h genannt (2019: 23 Prozent, 2016: 23 Prozent). Jeder Zehnte plädiert für eine Beschränkung auf 140 km/h (2019: 11 Prozent, 2016: 14 Prozent).

Sicherheits- und Umweltaspekte spalten die Lager

Die überwiegende Mehrheit (58 Prozent) ist der Meinung, dass die Unfallrate dadurch auch nicht sinken würde (2019: 54 Prozent). 52 Prozent gaben die recht banale Antwort, sie wollen einfach schneller ans Ziel kommen (2019: 53 Prozent, 2016: 64 Prozent). In allen drei Studien auf dem dritten Platz rangiert das Argument, dass Autofahrer nicht noch mehr vom Staat bevormundet werden möchten (51 Prozent, 2019: 51 Prozent, 2016: 50 Prozent). Auch der Umweltgedanke spielt bei der Entscheidung pro oder contra Tempolimit eine bedeutende Rolle – jedoch wird er hier erwartungsgemäß gegenteilig ausgelegt: Die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass eine Limitierung ökologisch wertlos ist – eine klare Steigerung zu den Vorjahren (2019: 44 Prozent, 2016: 33 Prozent). Auch wenn das Thema in den aktuellen Sondierungsrunden voraussichtlich keine Rolle spielen wird: Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis die nächsten Vorstöße unternommen werden. Die Mehrheit der Deutschen würde es jedenfalls befürworten. Bilder: (1) © Uwe – stock.adobe.com (2) © ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Politik

Haushaltsstreit ohne Ergebnis – Merz droht mit politischem Schlussstrich

Die Koalitionsarbeitsgruppe „Haushalt, Finanzen und Steuern“ konnte in ihren jüngsten Verhandlungen keine Einigung erzielen. Weder bei der Einkommensteuer noch bei Haushaltskürzungen wurden Fortschritte erzielt – die Gespräche stecken fest.

Franziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die GrünenFranziska Brantner, Co-Vorsitzende der GrünenNils Leon Brauer Pressefotos: Bündnis 90/Die Grünen
Politik

Machtpoker um das Sondervermögen: CDU unter Druck – SPD und Grüne spielen auf Zeit

Der Streit um das milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung entwickelt sich zu einem politischen Machtkampf, in dem CDU-Chef Friedrich Merz zunehmend in die Defensive gerät. Während Grüne und SPD das Paket für eigene Zugeständnisse nutzen, wächst der Druck von rechts und links: Sowohl die AfD als auch die Linkspartei halten die Finanzierung für verfassungswidrig.

Union und SPD haben einen pragmatischen Kompromiss gefunden, der wirtschaftliche Impulse setzt, die Migrationspolitik verschärft und soziale Reformen auf den Weg bringtFoto: Deutscher Bundestag, Felix ZahnUnion und SPD haben einen pragmatischen Kompromiss gefunden, der wirtschaftliche Impulse setzt, die Migrationspolitik verschärft und soziale Reformen auf den Weg bringtFoto: Deutscher Bundestag, Felix Zahn
Politik

Union und SPD starten Koalitionsverhandlungen – Klarer Kurs bei Migration, Wirtschaft und Sozialpolitik

Nach einer Woche intensiver Sondierungsgespräche haben CDU, CSU und SPD den Weg für Koalitionsverhandlungen freigemacht. Ein gemeinsames Sondierungspapier soll als Grundlage für die kommenden Gespräche dienen, die bereits nächste Woche beginnen könnten.

Im Plenum flogen die verbalen Angriffe, während sich beide Lager auf den Endspurt im Wahlkampf vorbereiteten (Symbolbild mit KI erstellt).GROKIm Plenum flogen die verbalen Angriffe, während sich beide Lager auf den Endspurt im Wahlkampf vorbereiteten (Symbolbild mit KI erstellt).GROK
Politik

Hitzige Debatte im Bundestag: Scholz und Merz im offenen Schlagabtausch

Nur wenige Tage vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 lieferten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz eine der schärfsten Auseinandersetzungen der Legislaturperiode.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.