Schwappt Rezession von China nach Europa?

Schon seit Monaten werden in den USA die Wachstumsprognosen für dieses Jahr nach unten revidiert - aktuell liegen sie bereits bei unter 6 Prozent.  Die  chinesische Konjunktur leidet unter dem geldpolitischen Bremsmanöver der Zentralbank: Was sich derzeit in China und den USA beobachten lässt schwappt in der Regel auch nach Europa. 

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Ein aktuellen Kommentar von Dr. Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement bei StarCapital

Manfred-Schlumberger-2021-StarCapital-AGManfred-Schlumberger-2021-StarCapital-AG Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement, StarCapital AG

Die grassierende Delta-Variante infolge der im internationalen Vergleich niedrigen Impfquote, vor allem in den Südstaaten, lässt das Vertrauen der US-Konsumenten einbrechen. Auch die Rückgänge bei den Autoabsatzzahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

Während man für die Unternehmensgewinne in 2021 noch von Steigerungen von über 40 Prozent ausgeht, liegen die Schätzungen für 2022 nur noch bei 5 bis 7 Prozent, vorausgesetzt die Konjunktur schwächt sich nicht noch weiter ab. Auch die Dynamik der gegenüber den USA verzögerten Konjunkturentwicklung in Europa lässt moderat nach.

Hier macht sich vor allem der Materialmangel bei den Vorprodukten und die Lieferengpässe bemerkbar. Insbesondere stockt der Nachschub aus China. Die Volksrepublik fährt weiter eine partiell harte Lockdown-Politik, vermutlich nicht zuletzt weil die Wirksamkeit der selbstentwickelten Impfstoffe zu wünschen übrig lässt.

Dazu kommen gewaltige Probleme im Immobiliensektor, die sich im drohenden Kollaps des Evergrande-Konzerns mit seinen 300 Mrd. USD Schulden manifestieren. Überdies leidet die chinesische Konjunktur unter dem geldpolitischen Bremsmanöver der Zentralbank, die sich in einem starken Rückgang des Wachstums der Geldmenge (M1 wie M2) niederschlägt.

So verwundert es nicht, dass die Einkaufsmanagerindizes sowohl im industriellen wie im Dienstleistungssektor unter die Marke von 50 gefallen sind, was auf eine rezessive Wirtschaftsentwicklung hindeutet. Mit Verzögerung sollte die auch in Europa ankommen.

Minen- und Ölkonzerne leiden unter falsch verstandenen ESG-Branchenausschlüssen

Die schwächeren Konjunkturaussichten haben die Anstiege bei vielen Rohstoffpreisen gestoppt beziehungsweise deutlich abgeschwächt. Die strukturellen Angebotsdefizite bei vielen Industriemetallen, vor allem den sogenannten „grünen“ Metallen wie Kupfer, Nickel, Aluminium, Lithium oder Kobalt, die große Bedeutung für den Umstieg auf die Elektromobilität haben, lassen jedoch keine nachhaltigen Preisrückgänge erwarten.

Nach den Einbrüchen bei vielen Industriemetallen und Erdöl in den Jahren 2015, 2016 und 2020 scheuen die Unternehmen notwendige Investitionen, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Nicht zuletzt sind die Minen- und Ölkonzerne wegen des wachsenden Drucks zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit von Seiten der Finanzinvestoren stark verunsichert.

Viele naiv-fundamentalistische ESG-Anhänger boykottieren diese Unternehmen, obgleich sie entscheidend für das Gelingen des Umbruchs zu klimafreundlicheren Lösungen sind. Die Pariser Klimaziele können nur erreicht werden, wenn der Umbau der CO2-intensiven Branchen angegangen wird, weil dort der Hebel zum CO2-Abbau am größten ist.

Drastische Preissteigerungen durch weiter steigende Transportkosten

Vervielfachungen bei den Fracht- und Containerpreisen auf den wichtigsten Handelsrouten zwischen Asien, USA und Europa haben zusätzlich zu den rasanten Anstiegen bei den industriellen Erzeugerpreisen geführt. Auch hier ist ein schnelles Ende der Preisentwicklung nicht zu erwarten.

So verwundern Anstiege bei den Produzentenpreisen von über 8 Prozent in den USA, über 9 Prozent in China und mehr als 12 Prozent in Deutschland nicht. Infolgedessen halten sich auch die Verbraucherpreise in den USA stabil über 5 Prozent und werden in Europa bis Jahresende noch weiter anziehen.

Verstärkt wird dieser Trend von einem ansteigenden Lohnwachstum. Der durch die Demografie noch zunehmende Mangel an qualifizierter Arbeit lässt die Löhne in den USA Richtung 5 Prozent im Vorjahresvergleich steigen. Eine „kleine“ Lohn-Preis-Spirale wird sich somit weder in den USA noch in Europa vermeiden lassen.

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