PEPP ohne Wirkung – Bundesregierung soll EU-Fehler bei Altersvorsorge nicht kopieren

Ein vernichtendes Urteil des Europäischen Rechnungshofs entzieht dem PEPP endgültig die Legitimation, findet der VOTUM-Verband und fordert: Die Bundesregierung muss handeln – und darf einen entscheidenden Fehler jetzt nicht wiederholen.

(PDF)
cms.quvkjDALL·E

Mit scharfen Worten kommentiert der VOTUM-Verband den aktuellen Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs zur Altersvorsorgepolitik der EU – und fordert von der Bundesregierung ein entschlossenes Handeln bei der Reform der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Besonders kritisch sieht der Verband das Scheitern des sogenannten Paneuropäischen Privaten Pensionsprodukts (PEPP), das als europäisches Vorzeigeprojekt gestartet war – und heute, wie der Rechnungshof feststellt, nahezu wirkungslos bleibt.

Martin Klein, Geschäftsführender Vorstand des VOTUM-Verbands, appelliert eindringlich an die Politik in Berlin:

„Diesen Fehler darf von der neuen Bundesregierung nicht wiederholt werden. Für die notwendigen Reformen in der 2. und 3. Säule liegen mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz II und dem pAV-Reformgesetz zwei Gesetzesentwürfe vor, bei denen mit wenigen Änderungen die notwendigen Reformen umgesetzt werden können.“

Sein Vorschlag:

„Hier heißt das Gebot der Stunde daher eindeutig 2. und 3. Säule vor der 1..“

Kritik an EU-Kommission und EIOPA

Der nun veröffentlichte Sonderbericht des Rechnungshofs fällt ein hartes Urteil: Die EU-Kommission und EIOPA hätten es nicht geschafft, wirksame Maßnahmen zur Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge oder zur Entwicklung eines funktionierenden PEPP zu ergreifen. Wörtlich heißt es:

„Der Hof kommt zu dem Schluss, dass die Kommission und die EIOPA [...] bislang keine Maßnahmen ergriffen haben, die wirksam dazu beigetragen hätten, dem Binnenmarkt für die betriebliche Altersvorsorge zu vertiefen, [...] oder ein Paneuropäisches Privates Pensionsprodukt zu entwickeln.“ (Ziffer 109)

Die Bilanz ist desaströs: Statt der von der Kommission angestrebten 700 Milliarden Euro an Anlagevolumen bis 2030, wurden laut VOTUM bislang nur rund 50 Millionen Euro eingesammelt – eine Zielerreichung von lediglich 0,007 Prozent.

Handlungsdruck für Berlin

Klein warnt, die Bundesregierung könne sich bei der Stärkung der Altersvorsorge nicht auf Impulse aus Brüssel verlassen:

„Die Bundesregierung kann daher nicht auf Europa warten oder von dort auf eine schnelle Verbesserung der privaten Altersvorsorge erhoffen. Sie kann nur aus den Fehlern, die in der EU gemacht worden sind, lernen und die Hinweise des Europäischen Rechnungshofs ernst nehmen.“

Er fordert daher klare steuerliche Anreize, die Abkehr von renditemindernden Garantieverpflichtungen sowie realistische Rahmenbedingungen für Anbieter.

„Es gibt keine Entschuldigung mehr dafür, die Arbeit nicht sofort aufzunehmen.“


(PDF)

LESEN SIE AUCH

Übt Kritik an den zaghaften Willensbekundungen der möglichen Koalitionsparteien: Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV.Übt Kritik an den zaghaften Willensbekundungen der möglichen Koalitionsparteien: Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV.GDV
Politik

Rente: „Statt Versprechungen braucht es Lösungen, die für alle Altersgruppen fair sind“

Das Sondierungspapier von SPD und CDU/CSU stellt hohe Rentenversprechen in Aussicht, doch wie generationengerecht sind diese Maßnahmen? Der GDV mahnt an, dass neben der gesetzlichen Rente auch die betriebliche und private Altersvorsorge gestärkt werden müssen – und fordert konkrete Reformen.

VOTUM-Vorstand Rechtsanwalt Martin KleinVOTUM-Vorstand Rechtsanwalt Martin KleinVOTUM Verband (Archiv)
Politik

VOTUM fordert klare Reformen nach der Bundestagswahl

Bürokratieabbau, Reform der geförderten privaten Altersvorsorge, Altersvorsorge für Selbstständige, nachhaltige Sicherung der gesetzlichen Rentenversicherung und finanzielle Bildung: diese fünf Handlungsfelder benennt der Verband unabhängiger Finanzdienstleister VOTUM als zentral für die Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche. Mit einer Forderung hebt sich der Verband allerdings ab.

Finanzen

Fokusgruppe läutet Paradigmenwechsel in privater Altersvorsorge ein

Der BVI begrüßt den Bericht der Fokusgruppe der Bundesregierung zur Reform der privaten Altersvorsorge. Künftig sollen Altersvorsorgeprodukte auf Garantien und Verrentung verzichten und die Auszahlphase flexibel gestalten können. Der vzbv beklagt den Reform-Vorschlag als verpasste Chance.

Anzugtraeger-Pfeile-199128132-AS-ra2-studioAnzugtraeger-Pfeile-199128132-AS-ra2-studiora2 studio – stock.adobe.com
Finanzen

BVK fordert Riester-Reform statt „Bürgerrente“

Der BVK bemängelt die bekanntgewordenen Pläne der Versicherungswirtschaft für eine neue „Bürgerrente“: ein Standardprodukt für alle könne nicht den individuellen Lebenslagen der Menschen entsprechen. Zielführender sei eine umfassende Reform der Riester-Rente.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht