Wenn in wenigen Monaten der Koalitionsvertrag für die nächste Legislaturperiode verhandelt wird, dann gibt es drei Themen, die eine Mehrheit der Startups in Deutschland dort gerne wiederfinden würden. 6 von 10 Startups (59 Prozent) wünschen sich mehr Einsatz bei der Digitalisierung der Verwaltung, etwa durch einen One-Stop-Shop für alle bürokratischen Startup-Angelegenheiten.
Nur knapp dahinter liegen der Wunsch nach mehr Wagniskapital in der Wachstumsphase (56 Prozent) und einem besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen für Startups (53 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 200 Tech-Startups im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Bitkom-Präsident Achim Berg sagt:
Die drei am häufigsten genannten Top-Themen für die nächste Bundesregierung sind Dauerbrenner. In der Vergangenheit wurden die Maßnahmen meist aber gar nicht oder nur halbherzig angegangen. Wir brauchen nach dem Corona-Jahr dringend neuen Schwung in der Startup-Politik – und zwar vom ersten Tag der neuen Regierung an.
Jedes zweite Startup wünscht sich allgemein den Ausbau staatlicher Förderangebote. Ebenso viele plädieren für bessere Bedingungen bei der virtuellen Mitarbeiterbeteiligung.
Dabei handelt sich um „fiktive“ schuldrechtliche Stellungen, bei denen die Auszahlung an den Eintritt von bestimmten Bedingungen wie zum Beispiel den Börsengang geknüpft ist. Bei der Mitarbeiterbeteiligung habe die Bundesregierung einige Schritte unternommen, wäre dabei aber an der Realität vieler Startups vorbeigegangen.
Das Votum der Startups zeige, dass hier weiterhin Handlungsbedarf bestehe.
Einsetzen sollte sich die Politik den Startups zufolge auch für mehr Wagniskapital in der Gründungsphase (47 Prozent) sowie speziell für Hightech-Startups (45 Prozent), etwa im Bereich Life Science oder Industrial Tech. Ein wichtiges Thema ist zudem der Fachkräftemangel (43 Prozent).
Eher weiter hinten auf der Liste der drängenden Probleme stehen ein besserer Zugang zum EU-Binnenmarkt (30 Prozent), die Schaffung einer neuen Gesellschaftsform für Startups (29 Prozent) und bessere Bedingungen für Venture Debt (23 Prozent). Bei diesen Darlehen wird die Finanzierung des Startups gesichert, ohne die Beteiligungen von Investorinnen und Investoren sowie Gründerinnen und Gründern zu verwässern.
Die gewünschten Top-Prioritäten unterscheiden sich dabei auch nach dem Alter der Startups. Während Startups, die vor 6 oder mehr Jahren gegründet wurden, besonders häufig die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen anmahnen (69 Prozent), sind es bei den Startups, die zwischen 3 und 5 Jahre alt sind, gleichermaßen die Verwaltungsdigitalisierung und der Zugang zu Wagniskapital in der Wachstumsphase (je 55 Prozent).
Und bei den jungen Startups, die vor weniger als 3 Jahren gegründet wurden, steht der bessere Zugang zu öffentlichen Aufträgen (61 Prozent) ganz oben auf der Wunschliste.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Rente: CDU/CSU und SPD einigen sich auf „faulen Kompromiss“
Der neue Koalitionsvertrag setzt beim Thema gesetzliche Rente auf Aufschub statt Reform. Das Rentenniveau wird bis 2031 eingefroren, eine Evaluation ist erst für 2029 geplant. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) kritisiert die Beschlüsse scharf.
Koalition steht: Ein neuer Vertrag, vertraute Linien
Rente, Migration, Investitionen – Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der Stabilität verspricht und Strukturwandel andeutet. Was drinsteht, wer was bekommt und worauf es jetzt ankommt.
Halbzeit für die Ampel – Nachhaltige Digitalpolitik muss jetzt Fahrt aufnehmen
Akteure aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Open-Source-Wirtschaft fordern die Bundesregierung auf, digitalpolitische Versprechen einzulösen und im Bundeshaushalt die nötigen Mittel bereitzustellen.
Europa braucht eine aktive Industriepolitik
Angesichts von Klimawandel, Digitalisierung und Globalisierung muss die EU ihre industriepolitische Strategie überdenken und wichtige Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation schaffen. Das bloße Drängen auf Freihandelsregeln reicht nicht mehr aus.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Sondervermögen als Schattenhaushalt: Wie die Bundesregierung Haushaltslöcher stopft
Was als Investitionsoffensive für Infrastruktur und Klimaschutz begann, wird laut neuer Analyse zum Schattenhaushalt: Die Bundesregierung nutzt das Sondervermögen zunehmend, um Löcher im Kernhaushalt zu stopfen – auf Kosten von Transparenz und Glaubwürdigkeit.
Über 100 Milliarden Euro zu Unrecht gezahlt? AOK fordert Entlastung der Beitragszahler
Die AOK stellt sich hinter die Klage des GKV-Spitzenverbands gegen den Bund. Seit Jahrzehnten tragen Beitragszahler Kosten, die eigentlich steuerfinanziert sein müssten – inzwischen über 100 Milliarden Euro. Ob die neue Gesundheitsministerin Nina Warken diesen Konflikt politisch entschärfen kann, bleibt offen.
Krankenkasse und Bürgergeld: GKV-Spitzenverband kündigt Klage an
Droht die gesetzliche Krankenversicherung durch die Finanzierung des Bürgergelds überlastet zu werden? Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes hat beschlossen, rechtlich gegen die aus seiner Sicht unzureichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung von Bürgergeldbeziehenden vorzugehen. Hintergrund ist, dass die Kassen seit Jahren einen erheblichen Teil der Kosten selbst tragen müssen.
Standortfördergesetz: Warum das Deutsche Aktieninstitut tiefgreifende Kapitalmarktreformen vermisst
Das Standortfördergesetz der Bundesregierung soll den Finanzplatz Deutschland stärken. Doch das Deutsche Aktieninstitut warnt: Ohne tiefgreifende Reformen in Altersvorsorge und Aktienrecht bleibt der Gesetzentwurf ein halbherziger Schritt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.