Die Studie von adesso insurance solutions und den Versicherungsforen Leipzig liefert ein transparentes Bild des deutschen Gesundheitssystems der nächsten Jahre sowie der Rolle der privaten Krankenversicherungen in diesem Umfeld.
Das deutsche Gesundheitswesen ist mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die sich schon vor der Pandemie abgezeichnet haben und durch die Krise verschärft, aber nicht grundsätzlich verändert wurden.
Die Studie „Die Rolle der privaten Krankenversicherung im Gesundheitssystem der Zukunft“ hat die politischen, soziodemografischen, wirtschaftlichen und technologischen Faktoren durchleuchtet, die den deutschen Gesundheitsmarkt in den kommenden Jahren prägen werden. Dabei bildet die Beziehung zwischen Kunden (Patienten), Versorgern (Krankenhäuser, Ärzte, Apotheken) und Kostenträgern (Krankenkassen) weiterhin den Kern des Gesundheitssystems.
Allerdings werden sich die Gewichtungen zwischen diesen drei Gruppen verschieben. Kunden agieren zunehmend auf Augenhöhe mit den anderen beiden Akteuren und stellen höhere Ansprüche.
Die Kostenträger werden daher nach dem Motto „vom Payer zum Player“ eine aktivere Rolle bei der Gesundheitsvorsorge und den Gesundheitsaktivitäten ihrer Mitglieder spielen müssen. Gleichzeitig haben sie die Auswirkungen einer immer älter werdenden Gesellschaft und die finanziellen Folgen der Corona-Krise auf der Beitrags- und Leistungsseite zu bewältigen.
Innovationen werden Leistungen verbessern
In dem von der Studie entworfenen Zukunftsszenario werden medizinische und technologische Innovationen die qualitativen und quantitativen Leistungen für die Kunden wesentlich verbessern. Die Corona-Krise sorgt hier für einen zusätzlichen Entwicklungsschub.
Die zunehmende Digitalisierung und die stärkere Vernetzung der verschiedenen Akteure (Kunden, Versorger, Kostenträger) werden zudem eine bessere Versorgung und erhöhte Transparenz möglich machen. Sie werden aber auch die Komplexität des Gesundheitssystems in den kommenden Jahren weiter erhöhen, da die Zahl der Schnittstellen zwischen den Akteuren steigt.
Dieses Szenario betrifft auch die privaten Krankenversicherungen. Sie sind konfrontiert mit den Belastungen durch die Pandemie, die Niedrigzinspolitik, die demografisch zunehmend ungünstige Alterspyramide sowie die wachsende Zahl von Versorgern und deren immer stärkere Vernetzung.
Die Ergebnisse der Studie zeigen aktuell großes Vertrauen der Kunden in das PKV-System. Ihre Zufriedenheit ist während der Corona-Pandemie sogar noch weiter angestiegen.
PKV-Kunden wünschen sich Versicherer als Gesundheitspartner
Zu den als Mehrwert beurteilten besonderen Serviceangeboten in der privaten Krankenversicherung gehören digitale Terminvereinbarungen, Online-Sprechstunden mit Rezeptverschreibung und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die elektronische Gesundheitsakte (eGA/ePA) sowie günstige, individuelle Tarife, die beispielsweise durch den Nachweis sportlicher Aktivität über Fitnesstracker ermöglicht werden.
Bei den Wünschen der Kunden nach zukünftigen Verbesserungen stehen bei 52 Prozent der befragten PKV-Versicherten Bonusprogramme und die Finanzierung von Vorsorgeuntersuchungen (42 Prozent) im Vordergrund, dicht gefolgt von der digitalen Rechnungsübermittlung (40 Prozent).
Justus Lücke, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig, erklärt: „Die Versicherten sehen in ihrer Krankenversicherung immer mehr einen Gesundheitspartner, der sie berät und unterstützt. Über die reine Übernahme der Kosten von erbrachten Gesundheitsleistungen hinaus erwarten sie aktive Begleitung auf Augenhöhe.“
Oliver von Ameln, Geschäftsführer von adesso insurance solutions, ergänzt:
„Die wachsenden Ansprüche der Krankenversicherten werden ohne den stärkeren Einsatz digitaler Technologien nicht zu erfüllen sein.
Digitale Lösungen können im deutschen Gesundheitswesen Einsparungen in zweistelliger Milliardenhöhe bringen, die dann als Investitionspotenzial für die Lösung zukünftiger Herausforderungen bereitstünden.“
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