map-report: neues Bilanzrating Private Krankenversicherung 2023

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Nachdem die Alte Oldenburger in den vergangenen Jahren im Bilanzrating jeweils die beste Bewertung erzielte, gibt es in diesem Jahr einen Wechsel an der Spitze. Der LVM, bisher hartnäckiger Thronanwärter, schaffte es erstmals auf das Siegerpodest. Mit 274 (91,3 Prozent) von insgesamt 300 Punkten präsentieren sich die Münsteraner als bilanzstärkster privater Krankversicherer Deutschlands.

Der Vorsprung auf das Verfolgerfeld könnte knapper nicht sein. Die zweitplatzierte Universa erzielte mit 273 Punkten (91,0 Prozent) nur einen Zähler weniger als der LVM. Und wiederum dicht dahinter folgt die Alte Oldenburger mit 272 Punkten (90,7 Prozent). Zur Elite des Marktes zählen zudem die Signal Iduna mit 268 Punkten (89,3 Prozent) sowie die VGH Provinzial (255 Punkte, 85,0 Prozent). Alle fünf Gesellschaften wurden mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+“ für hervorragende Leistungen ausgezeichnet.

Die Inter führt mit 252 Punkten (84,0 Prozent) das Feld der mit „mmm“ für sehr gute Leistungen bewerteten Krankenversicherer an und verpasst die Höchstbewertung nur knapp. Dicht gefolgt von der Halleschen (80,0 Prozent) sowie Allianz (78,0Prozent), die sich im Vergleich zum Vorjahr von „gut“ auf „sehr gut“ verbesserte. Gleiches gilt für die Continentale (75,7 Prozent). Auch der R+V (75,7 Prozent) gelang es erneut mit einer sehr guten Bewertung aufzutrumpfen, ebenso der Gothaer (77,7 Prozent), Landeskrankenhilfe (77,0 Prozent) und dem Münchener Verein (77,3 Prozent).

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Die höchste Bewertung im Rating, das „mmm+“ für hervorragende Bilanzdaten, wurde ab 85 Prozent vergeben. Ab 75 Prozent gab es das „mmm“ für sehr gute Ergebnisse, ab 65 Prozent das „mm“ für gute und ab 55 Prozent das „m“ für befriedigende Leistungen. Für ein Ergebnis von weniger als 55 Prozent gab es die Auszeichnung „m-“ für ausreichende Bilanzkennzahlen.

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Berücksichtigte Kennzahlen im Bilanzrating

Insgesamt zehn Kennzahlen bilden das Gerüst für die Bewertung im Bilanz-Rating. Private Krankenversicherungsverträge laufen in der Regel über Jahrzehnte, deshalb werden die Ratingkennzahlen als Fünf-Jahres-Durchschnitte berechnet und bewertet. Damit gelingt es kurzfristige Ausschläge zu glätten, ohne sie völlig außer Acht zu lassen. Der prozentuale Index zeigt für die Gesamtwertung das Verhältnis von erreichter Punktesumme zu möglicher Gesamtpunktezahl. Die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen werden gewichtet und zu einem Ergebnis verdichtet.

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Leichtes Plus im Kerngeschäft

Der Branche fällt es weiterhin schwer den natürlichen Bestandsabrieb zu kompensieren. Ende 2023 waren 8.709.853 Personen vollversichert. Das sind 0,06 Prozent beziehungsweise 5.322 Versicherte mehr als im Vorjahr. „Nicht besonders spektakulär, aber wenigstens ein Bestandszuwachs in der Vollkostenversicherung. Und zwar der erste seit zwölf Jahren“, kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report, die widrigen Umstände für die Branche.

Den größten Bestand hatte die Branche im Jahr 2011 mit 8.976.400 Vollversicherten. Seitdem hat der Markt über 270.000 Vollversicherte verloren. Dieser Umstand und die schwierige Situation für die Branche werden auch politisch forciert. Die immer weiter steigende Versicherungspflicht-Grenze erschwert es den Versicherern Neukunden zu akquirieren.

15 der 30 Anbieter mit Vollversicherten konnten die Bestände ausbauen. In absoluten Werten dominierte die Debeka das Feld mit einem Plus von 16.249 Kunden, gefolgt von Arag (15.051), HanseMerkur (7.525) und Barmenia (5.842). Die größten Bestandsverluste hatten wie in den vergangenen die DKV (-13.499), Allianz (-6.566), Continentale (-5.730) und Bayerische Beamtenkranken (-5.340) zu verkraften. Positiv dabei: Die Bestandsverluste sind geringer als in den Vorjahren.

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Beitragseinnahmen geringer

Das Neugeschäft schwächelt marktdurchschnittlich bereits seit einer Dekade, während die Beitragseinnahmen nach durchschnittlich 3,8 Prozent im Vorjahr mit jetzt 3,1 Prozent nicht mehr ganz so stark zulegten. Auf die Einnahmen der PKV-Anbieter wirken mehrere Einflussfaktoren. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung, schlagen auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung, Geburten, Todesfälle und natürlich die oft in der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen durch. Welche Anteile diese Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer haben, lässt sich den Jahresabschlüssen nicht entnehmen.

Zweistellige Zuwächse verbuchten Arag (16,9 Prozent), Concordia (13,8 Prozent), Mecklenburgische (11,2 Prozent) sowie Nürnberger mit 11,1 Prozent. Von den Schwergewichten mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen waren neben der Halleschen (8,0 Prozent) vor allem HanseMerkur (7,8 Prozent), Barmenia (7,1 Prozent) und Generali (4,1 Prozent) auf Wachstumskurs. Leicht rückläufige Beitragseinnahmen verzeichneten hingegen Debeka (-0,5 Prozent) und Continentale (0,1 Prozent).

Schadenbelastung steigt

Die Schadenaufwendungen der Branche (Aufwendungen für Versicherungsfälle und Veränderung der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle) stiegen 2023 um 3,06 Mrd. Euro auf 36,01 Mrd. Euro. Im Durchschnitt ging es für die Schadenquote als Gradmesser dafür, in welchem Umfang die Beitragseinnahmen unmittelbar in Versicherungsleistungen und Alterungsrückstellung fließen, von 78,1 auf 82,0 Prozent rauf. „Da die Beitragseinnahmen weniger stark stiegen als der um 9,1 Prozent erhöhte Schadenaufwand, verwundert es nicht, dass das Gros der Branche höhere Schadenquoten als im Vorjahr ausweist“ meint Reinhard Klages, Verantwortlicher des map-report.

Infolge der wieder stärker gestiegenen Leistungsausgaben und gleichzeitig nur geringfügig gestiegenen Beitragseinnahmen rutschte auch die Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote von 13,1 auf 8,6 Prozent. Die erhöhte Schadenbelastung ermöglichte es den Unternehmen über die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) zwar noch die Reservepolster zu füllen, jedoch in geringerem Umfang als noch im Vorjahr. Insgesamt reduzierte sich die erfolgsabhängige RfB um 523,0 Mio. Euro auf 16,54 Mrd. Euro. Im Zuge dessen fiel die RfB-Zuführungsquote im Durchschnitt von 9,1 Prozent auf 8,2 Prozent, die RfB-Quote als Gradmesser für den Bestand ging von 36,4 auf 34,2 Prozent zurück.

Reserven auf dem Weg der Besserung

Die im Jahr 2022 erheblich gestiegenen Energiekosten führten bereits im selben Jahr zu hohen Inflationsraten. Um dem entgegenzusteuern, nahmen die US Notenbank Fed und die EZB eine Reihe von Zinserhöhungen vor, wodurch im Jahr 2023 auch die Kapitalmarktzinsen anstiegen. Erst ab dem Herbst 2023 setzte die EZB weitere Anhebungen der Leitzinsen aus. Durch den bis zum Herbst 2023 erfolgten Zinsanstieg hatte sich der bereits im Vorjahr begonnene Rückgang der Marktwerte für festverzinsliche Wertpapiere weiter verstärkt. Der Zinsrückgang zum Ende des Jahres 2023 führte dann wiederum zu einer Verminderung der stillen Lasten.

Die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen betrugen zum 31. Dezember 2023 insgesamt -9,86 Mrd. Euro und stiegen damit im Vergleich zum Vorjahr (-21,77 Mrd. Euro) um 11,91 Mrd. Euro an. Die Bewertungsreservequote erhöhte sich im Zuge dessen im Marktdurchschnitt von -6,3 Prozent auf -2,7 Prozent.

Waren im Vorjahr durchweg rückläufige Bewertungsreservequoten auszumachen, lagen zum Jahresultimo 2023 alle Quoten im Aufwärtstrend. Mit Ausnahme der Allianz (3,1 Prozent), FAMK (5,1 Prozent), Inter (3,2 Prozent) und Universa (0,4 Prozent) waren die Kennzahlen aller weiteren Anbieter jedoch noch im negativen Bereich.

Renditen steigen

Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lag 2023 mit 2,64 Prozent deutlich über dem Vorjahresniveau (2,28 Prozent). Sie errechnet sich als Bruttoerträge abzüglich Aufwendungen (inklusive Abschreibungen) für die Kapitalanlagen im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagenbestand des Jahres.
Ebenso wie die Nettorendite stieg auch die laufende Durchschnittsverzinsung im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 2,71 Prozent (Vorjahr 2,61 Prozent) und lag damit knapp über der Nettorendite. Diese Kennzahl berücksichtigt alle laufenden Erträge und Aufwendungen aus Kapitalanlagen. Damit bleiben außerordentliche Erträge und Aufwendungen, etwa Gewinne aus dem Verkauf von Vermögensanlagen, Abschreibungen aufgrund von Kursverlusten sowie Sonderabschreibungen, unberücksichtigt.
Die höchste Nettoverzinsung wies die Allianz mit 3,49 Prozent (Vorjahr: 3,19 Prozent) aus. Werte über 3 Prozent erzielten auch Inter (3,41 Prozent), Barmenia (3,34 Prozent), FAMK (3,16 Prozent), Signal Iduna (3,07 Prozent) sowie die DKV (3,03 Prozent), deren Ergebnis vor allem auch von den deutlich gesunkenen Abschreibungen (-80,4 Prozent) sowie der geringeren Abgangsverluste (-95,6 Prozent) positiv beeinflusst wurde.

Für das Alter gerüstet

Die Branche hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Dynamik in ihren Finanzkennzahlen gezeigt. Insbesondere die Kapitalanlagen und Alterungsrückstellungen verzeichneten ein robustes Wachstum. So stiegen die Kapitalanlagen innerhalb eines Jahres um 3,9 Prozent auf 359,2 Milliarden Euro an. Parallel dazu erhöhten sich die Alterungsrückstellungen um 4,3 Prozent auf 327,7 Milliarden Euro. Diese Entwicklung unterstreicht die solide Finanzbasis der PKV und ihre Fähigkeit, den steigenden Gesundheitskosten im Alter entgegenzuwirken. Die fünf größten Versicherer kamen bereits auf 178,5 Mrd. Euro. Jahr für Jahr sind die Wachstumsraten hier teils enorm und keine Gesellschaft verzeichnete geringere Werte als im Vorjahr. Spitzenreiter mit der höchsten Alterungsrückstellung ist die Debeka mit einer Reserve von 51,99 Mrd. Euro, gefolgt von der DKV mit 45,78 Mrd. Euro.

Ausblick

Steigende Gesundheitskosten und sich verändernde Kundenbedürfnisse erfordern von den Anbietern fortwährende Innovationen. Digitale Technologien spielen dabei eine Schlüsselrolle. Ob telemedizinische Dienstleistungen, Gesundheits-Apps und Wearables sowie Online-Plattformen mit verschiedenen Dienstleistungen; technischer Fortschritt bietet erhebliches Potenzial und ermöglicht den Versicherern effizientere und damit kostengünstigere Prozesse bei gleichzeitig besserem Service.

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Technologische Entwicklungen verbessern nicht nur Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, sondern sind auch Kostentreiber.

Eine besondere und besonders teure Entwicklung für das Gesundheitssystem ist zudem der ungesunde Lebensstil vieler Menschen. Übergewicht, Diabetes und andere chronische Erkrankungen sind weiter auf dem Vormarsch. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach präventiven Maßnahmen und gesundheitsfördernden Programmen, die mittel- bis langfristig zu Kostensenkungen und durch Vorbeugung und Früherkennung zur Verbesserung des Gesundheitszustands beitragen sollen.

Insgesamt stellen die steigenden Gesundheitskosten, vor allem durch teure neue Behandlungsmethoden und Medikamente, ein Risiko für die Stabilität der Beiträge dar. Die Versicherer müssen deshalb Wege finden, um die Kosten zu kontrollieren und gleichzeitig weiterhin hochwertige Leistungen zu gewährleisten.

Die Zukunft der PKV hängt maßgeblich von der Fähigkeit der Anbieter ab, sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und die Bedürfnisse ihrer Versicherten zu erfüllen. Dazu zählen u.a. die fortlaufende Optimierung digitaler Gesundheitslösungen, innovative Ansätze für Präventionsangebote, die langfristige finanzielle Stabilität sowie eine nachhaltige Kundenbindung.

Die jüngsten Entwicklungen in der PKV zeigen, dass die Richtung stimmt. Der Markt für Zusatzversicherungen ist seit Jahren Wachstumstreiber und in der Vollversicherung setzte eine Trendwende ein. Ob sich dieser Trend verstetigt, werden wir im Blick behalten.

Ab sofort lieferbar

Der map-report 935 – „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2023“ ist ab sofort als PDF lieferbar.
Interessenten wenden sich an map-report@franke-bornberg.de oder bestellen direkt über die Website.

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