Eine deutliche Mehrheit von 69 Prozent der Befragten bewertet im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie den Gesundheitsschutz höher als freiheitliche Grundrechte. Das geht aus dem ROLAND Rechtsreport 2021 hervor, den ROLAND Rechtsschutz heute veröffentlicht hat.
Bereits im elften Jahr in Folge hat das Institut für Demoskopie Allensbach für die repräsentative Studie über 1.200 Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Meinung zum deutschen Justizsystem befragt.
Im Jahr 2021 - in dem die Corona-Pandemie das bestimmende Thema bleibt - befasst sich der Rechtsreport darüber hinaus mit den Meinungen der Deutschen zu den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung.
Dr. Ulrich Eberhardt, Vorstandsmitglied von ROLAND Rechtsschutz, sagt:
"Schließlich bedeuten diese Maßnahmen vielfach einen deutlichen Eingriff in bürgerliche Grundrechte."
Lange Prozesse, überlastete Gerichte: Kritik am deutschen Justizsystem
Das deutsche Rechtssystem genießt nach wie vor ein hohes Vertrauen unter den Bürgerinnen und Bürgern: 71 Prozent der Befragten haben sehr oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze, 66 Prozent in die Gerichte.
Auf einen besseren Wert kommen nur kleine und mittlere Unternehmen sowie die Polizei. Dennoch äußern die Bürgerinnen und Bürger auch Kritik am Rechtssystem: 83 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass Verfahren zu lange dauern, 74 Prozent halten die Gerichte für überlastet.
Gegenüber diesen kritischen Stimmen sind positive Aussagen zur Justiz in der Minderheit. Immerhin 32 Prozent der Befragten haben großen Respekt vor Richterinnen und Richtern, während 31 Prozent finden, dass die Gerichte gewissenhaft arbeiten.
Hohe Bekanntheit der außergerichtlichen Streitbeilegung
Nicht jeder Konflikt muss vor Gericht ausgetragen werden - die Streitparteien können auch versuchen, ihn außergerichtlich zu klären. Die Bekanntheit dieser Möglichkeit ist außerordentlich hoch: 86 Prozent der Befragten haben davon gehört, dass ein Konflikt auch außergerichtlich, etwa durch eine Mediation oder Schlichtung, gelöst werden kann.
Außerdem bewerten die Deutschen die Erfolgschancen überwiegend positiv. 52 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass sich mit einer außergerichtlichen Streitbeilegung viele Konflikte lösen lassen, nur 31 Prozent sind skeptisch.
Corona-Krise: Gesundheitsschutz schlägt Grundrechte
Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie finden unter den Deutschen breite Zustimmung. Eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten des ROLAND Rechtsreports sieht sich durch die Corona-Maßnahmen gar nicht oder weniger stark in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt. Die Gruppe der unter 30-Jährigen fühlt sich allerdings deutlich stärker in ihrem Aktionsradius beschnitten.
Für die Begründung der Corona-Maßnahmen finden die Bürgerinnen und Bürger verschiedene Argumente unterschiedlich plausibel. 76 Prozent der Befragten halten die Einschränkungen für gerechtfertigt, wenn diese gut begründet und nachvollziehbar sind.
74 Prozent sehen den starken Anstieg von Infektionszahlen als legitimen Rechtfertigungsgrund. Dagegen akzeptieren nur 21 Prozent die Bestätigung der Maßnahmen durch Gerichte als überzeugende Rechtfertigung.
Dr. Ulrich Eberhardt erklärt:
"Dass die Deutschen Einschränkungen ihre Freiheitsrechte akzeptieren, hängt wesentlich damit zusammen, dass eine deutliche Mehrheit den Gesundheitsschutz in der aktuellen Situation höher bewertet als den Schutz der Freiheit."
69 Prozent der Befragten räumen dem Gesundheitsschutz einen Vorrang gegenüber Freiheitsrechten ein. Bemerkenswert ist dabei die Zustimmung über alle Generationen hinweg: Bei den über 60-Jährigen bewerten nur 10 Prozent die Freiheitsrechte höher als den Gesundheitsschutz, bei den unter 30-Jährigen sind es mit 14 Prozent kaum mehr.
Wenig Zustimmung für die Corona-Proteste
Für die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen hat eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger wenig Verständnis. Zwar finden es 46 Prozent der Befragten richtig, dass die Demonstrationen stattfinden dürfen. Gleichzeitig finden es 60 Prozent schlimm, dass die Gegner der Maßnahmen gemeinsam mit Rechtsextremen demonstrieren. Nur 28 Prozent haben grundsätzlich Verständnis für die Proteste.
Insgesamt hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr deutlich an Vertrauen gewonnen. Vertrauten 2019 nur 33 Prozent der Bundesregierung, sind es 2020 57 Prozent der Befragten. Die Maßnahmen der Bundesregierung in der Corona-Krise scheinen hier ihre Wirkung zu zeigen.
Der ROLAND Rechtsreport 2021 steht hier zum Download zur Verfügung.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Corona und Homeoffice: So können Betriebe jetzt die psychische Belastung ermitteln
Faktor Mensch und Fachwissen: Darum wird persönliche Finanzberatung favorisiert
Menschen in Deutschland wählen die persönliche Finanzberatung, um einen menschlichen Ansprechpartner und die damit verbundene Fachkompetenz zu erhalten. Wer sich für diese Form der Beratung entschieden hatte, fand sie mehrheitlich sehr gut bis gut. Die Wunschberatung der Deutschen soll fachlich top, auf neuestem Stand, am individuellen Bedarf ausgerichtet und unabhängig sein.
Tag gegen Schlaganfall: Selbstständige sind risikobewusster als der Durchschnitt der Bevölkerung
Am 10. Mai ist der Tag gegen Schlaganfall - und wieder wird dann auf 270.000 Neuerkrankungen bundesweit pro Jahr hingewiesen. Wie es um die Einstellung zu Krankheiten wie Schlaganfall, Krebs und Herzinfarkt und die finanziellen Prävention steht, wollte deshalb Canada Life wissen. Eine Umfrage fand heraus, ein Drittel der Bundesbürger macht sich Sorgen dadurch länger nicht arbeiten zu können. Bei Selbstständigen sind es über 40 Prozent.
Fluor-Polymere: Steht die Versicherungsbranche vor dem teuersten Schaden ihrer Geschichte?
Der Versicherungsbranche könnte der teuerste Versicherungsschaden ihrer Geschichte drohen. Es besteht das Risiko, dass Schadenersatz-Forderungen wegen extrem langlebiger per- und polyfluorierter Chemikalien (PFAS) zu größeren finanziellen Belastungen als der weltweite Asbest-Skandal werden könnten.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.