Unternehmer fürchten durch Corona-Schulden höhere Abgaben und Steuern

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Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind das Herz der deutschen Wirtschaft. Wie gehen diese Unternehmen mit der Corona Pandemie um und wie schätzen sie mit Blick auf das Jahr 2021 den weiteren wirtschaftlichen Verlauf in der Krise ein?

Diese Fragen stellte die Zurich Versicherung Deutschland zusammen mit dem Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN GmbH kurz vor dem zweiten Lockdown im Rahmen einer Umfrage unter KMU in Deutschland.

KMU sehen wirtschaftliche Entwicklung 2021 mehrheitlich optimistisch

Die Hoffnung ruht auf der Wirksamkeit der Covid-19 Impfstoffe. Im Vertrauen darauf blickt die große Mehrheit der Befragten (70 Prozent) optimistisch auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in 2021: 45 Prozent der Befragten erwarten eine leichte Wiederbelebung der Wirtschaft insgesamt, jeder Vierte (26 Prozent) glaubt sogar an eine deutliche Wiederbelebung. Knapp jeder Dritte (30 Prozent) ist dagegen skeptisch und glaubt noch nicht an eine signifikante Erholung der Wirtschaft.

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in der unternehmerischen Haltung zu möglichen Chancen der Pandemie wider: 38 Prozent sehen in der Krise einen Digitalisierungs-Beschleuniger. Einen Katalysator für gänzlich neue Trends sehen immerhin 18 Prozent aller Befragten. Eine besondere Chance in der Corona Pandemie für ihr vorhandenes Geschäftsmodell sehen rund 15 Prozent.

Sorge vor höheren Abgaben und Steuern

Besondere Sorge äußerten die Befragten in Bezug auf die Auswirkungen der staatlichen Schuldenlast infolge der Corona-Pandemie. 71 Prozent aller KMU äußerte die Sorge, dass die Schuldenlast in höheren Abgaben und Steuern münden könnte.

Jawed Barna, Mitglied des Vorstands der Zurich Gruppe Deutschland und unter anderem auch zuständig für das KMU-Geschäft sagt dazu:

„Es ist zu befürchten, dass das Zweite Corona-Steuerhilfegesetz, das Unternehmen eigentlich entlasten soll, zu kurz greift. Mit dem Steuerhilfe-Gesetz wurde der Verlustrücktrag deutlich ausgeweitet. Allerdings wäre es gerade für die KMU-Unternehmen hilfreich, wenn Verluste nicht nur mit Gewinnen aus 2019, sondern auch mit denen aus 2018 verrechnet werden könnten.“

Skepsis beim Blick auf die Entscheidungen der Politik

Die Befürchtung vor höheren Abgaben und Steuern schlägt sich auch im Vertrauen in die Politik nieder. Hier zeigen sich die befragten KMU gespalten: 41 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihr Politikvertrauen eher oder deutlich verringert hat. 17 Prozent äußerten dagegen ein eher gestärktes Vertrauen in die Politik, bei weiteren 3 Prozent wurde es deutlich gestärkt.

Dass die Politik weiterhin zu deutliche Eingriffe in das Marktgeschehen vornimmt, sieht mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten kritisch, unter dem größeren Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitenden sogar 46 Prozent.

Auch Inhaber beziehungsweise Geschäftsführer (42 Prozent) sehen die staatlichen Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen kritischer als Freiberufler (30 Prozent).

Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) befürchtet zudem, dass im Umgang mit der Pandemie demokratische Entscheidungsprozesse beschädigt wurden. 33 Prozent befürchten, dass zu wenig in Ausbildung und Nachwuchsförderung investiert wird.

Auch das Thema Nachhaltigkeit bleibt in der Krise für die KMU relevant. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) befürchtet, dass im Nachgang zu Corona vor allem Nachhaltigkeitsziele unter die Räder kommen.

„Die Politik hat bereits Ansätze geliefert, Corona-Hilfen mit Nachhaltigkeitszielen zu kombinieren. Sicher wäre hier noch mehr möglich gewesen. Wichtig ist aber, dass beide Ziele nicht miteinander in Konkurrenz stehen, denn Nachhaltigkeit bietet auch für KMU einen Wettbewerbsvorteil.“

Ein Drittel der KMU-Unternehmen ist unsicher, ob der Betrieb überlebt

Grundsätzlich sind sich zwei von drei Befragten (69 Prozent) darin einig, dass die Covid-19 Pandemie über ein gewöhnliches unternehmerisches Risiko hinausgeht und mit diesem Ausmaß niemand rechnen konnte.

So ziehen die Befragten laut Umfrage auch zahlreiche Register, um ihre Unternehmung wirtschaftlich gut durch die Pandemie zu navigieren. Jeder Dritte (30 Prozent) setzt Eigenkapital und Ersparnisse ein, ebenfalls rund ein Drittel (30 Prozent) reduziert die Fixkosten).

15 Prozent der Befragten geben an, dass sie Personal abbauen. Während 18 Prozent ihr Geschäftsmodell der Krise anpassen und erweitern, halten allerdings 41 Prozent keine besonderen Maßnahmen für erforderlich, um den Belastungen durch die Pandemie aktuell zu begegnen.

Vor allem Kleinstbetriebe unter 10 Mitarbeitenden oder Freiberufler sahen keinen Anlass für besondere Maßnahmen. Größere KMU hingegen haben sich in der Krise eher angepasst: So haben 28 Prozent der größeren Unternehmen* ihr Geschäftsmodell erweitert, den Materialeinkauf optimiert oder Personal abgebaut.

Entsprechend halten es insgesamt 60 Prozent aller Befragten auch für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass ihr Unternehmen die Corona-Pandemie übersteht. Dem gegenüber steht aber die Sorge von rund einem Drittel aller Befragten (30 Prozent), die sich noch unsicher sind, ob die eigene Unternehmung die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie überlebt. Dies geben vor allem größere Unternehmen mit einer Anzahl an Mitarbeitenden zwischen 50 und 250 an (37 Prozent).

Zur Untersuchung: Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN GmbH im Auftrag der Zurich Gruppe Deutschland durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 305 kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland im Zeitraum vom 10. bis zum 16. Dezember 2020. Befragt wurden vorrangig Unternehmen aus dem Bau- und Baunebenhandwerk, dem Handwerk, dem Dienstleistungssektor, dem Handel und dem Produzierenden Gewerbe. Es handelt sich um eine quotierte Stichprobe von Unternehmen nach Anzahl der Mitarbeitenden.

*kleine Unternehmen: 1 bis 9 Mitarbeitende, mittlere: 10 bis 49 Mitarbeitende, größere: 50 bis 250 Mitarbeitende