Nur 31 Prozent der Deutschen verfügen über eine Notfallausrüstung – obwohl mehr als die Hälfte das Risiko eines Ernstfalls durchaus sieht. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Zwischen Bewusstsein und Vorbereitung klafft eine gefährliche Lücke.
Die Deutschen wissen, dass Krisen zunehmen – aber sie handeln kaum. Fast die Hälfte der Bevölkerung (55 Prozent) hält es für notwendig, sich auf Notsituationen vorzubereiten, doch nur 31 Prozent haben tatsächlich ein Notfallpaket zu Hause. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Wasserpumpe.de, durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Norstat unter 1.048 Teilnehmenden.
Die Ergebnisse verdeutlichen eine wachsende Diskrepanz zwischen Risikowahrnehmung und tatsächlicher Vorsorge. Während Naturkatastrophen, Stromausfälle und Cyberangriffe längst keine theoretischen Szenarien mehr sind, vertraut eine Mehrheit der Befragten weiter auf staatliche Hilfe.
„Diese Erwartungshaltung kann zu Passivität führen. Solange die Regierung das Problem für die Bürger löst, ist es nicht notwendig, sich selbst vorzubereiten“, warnt Niels van de Ven, Gründer von Wasserpumpe.de.
Kaum konkrete Absprachen im Ernstfall
Lediglich 21 Prozent der Befragten haben innerhalb ihrer Familie oder Wohngemeinschaft einen Notfallplan besprochen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) geben an, sich darüber „überhaupt keine Gedanken“ gemacht zu haben. Besonders auffällig: 20 Prozent der Befragten halten eine Notsituation in Deutschland für „unwahrscheinlich“.
Tatsächlich wächst das Risiko jedoch stetig – nicht nur durch geopolitische Spannungen, sondern auch durch zunehmende Extremwetterereignisse, Energieengpässe und digitale Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Versicherer und Katastrophenschützer warnen seit Jahren vor der Illusion vollständiger staatlicher Absicherung.
Relevanz für die Versicherungswirtschaft
Auch für Versicherer gewinnt das Thema an Bedeutung. Wer etwa eine Hausrat-, Gebäude- oder Cyberversicherung abgeschlossen hat, erwartet im Krisenfall schnelle Hilfe. Doch viele dieser Policen greifen nur dann, wenn Basisschutz und Prävention eingehalten werden – etwa durch Sicherung von Wertgegenständen, Daten-Back-ups oder Schutzvorräte bei Elementarschäden.
Angesichts der politischen Diskussion über einen möglichen „Spannungsfall“ und neue Risikoausschlüsse in Versicherungsverträgen rückt die private Vorsorge wieder stärker ins Zentrum. Notfallpakete, Krisenpläne und präventive Schutzmaßnahmen sind nicht nur Ausdruck von Eigenverantwortung, sondern zunehmend Voraussetzung für umfassenden Versicherungsschutz.
Vertrauen in Staat und Behörden bleibt hoch
Trotz aller Warnungen sehen zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) die Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung vor allem beim Staat. Viele Bürger vertrauen darauf, dass Regierung und Katastrophenschutz im Ernstfall schnell und effektiv reagieren.
Diese Haltung mag historisch nachvollziehbar sein – sie birgt jedoch Risiken. Denn ohne individuelle Vorbereitung können auch gut funktionierende staatliche Systeme überlastet werden, wie Naturereignisse oder Stromausfälle in jüngerer Vergangenheit gezeigt haben.
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