Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten im privaten Versicherungsgewerbe steht bevor – und die Fronten zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern verhärten sich. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das bisherige Angebot des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. (AGV) als „völlig inakzeptabel“.
Das bislang vorliegende Angebot der Arbeitgeber sieht eine durchschnittliche Erhöhung von 2,8 Prozent bei einer Laufzeit von 35 Monaten vor. Für ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler ist das zu wenig:
„Dieser Vorschlag hat mit einem fairen Interessenausgleich nichts zu tun“, erklärte Grundler. Die Versicherungsunternehmen wollten das wirtschaftliche Risiko „offenbar einseitig auf die Beschäftigten abwälzen und nicht einmal Reallohnverluste ausgleichen.“
Die Gewerkschaft fordert spürbare und kurzfristig wirksame Entgelterhöhungen sowie eine deutlich kürzere Laufzeit. Besonders für Beschäftigte in unteren Gehaltsgruppen und Auszubildende seien die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten – etwa bei Mieten, Lebensmitteln und Versicherungen – eine enorme Belastung.
ver.di warnt zudem vor einem Attraktivitätsverlust der Branche: Die Arbeitgeber lehnten bislang jede Verantwortung für die Reallohnverluste der vergangenen Jahre ab. Damit drohe die Versicherungsbranche beim Thema Einkommen und Fachkräftegewinnung weiter ins Hintertreffen zu geraten. „Und das trotz Rekordgewinnen und Dividendensteigerungen bei einem Großteil der Versicherungsunternehmen“, so Grundler.
Bereits mehr als 7.000 Beschäftigte haben sich nach ver.di-Angaben an Warnstreiks beteiligt. Für den 23. Mai 2025 – den Tag der dritten Verhandlungsrunde in Düsseldorf – rechnet die Gewerkschaft mit der Beteiligung von rund 1.000 streikenden Kolleginnen und Kollegen vor Ort.
Grundler stellte klar: „Wenn die Arbeitgeber in der dritten Runde erneut kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, wird ver.di zu weiteren bundesweiten Streiks aufrufen. Wir sind bereit zu konstruktiven Gesprächen über Lösungen – aber nicht auf Kosten der Beschäftigten.“
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