Der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e. V. (VLH) warnt private Ferienwohnungsvermieter vor steuerlichen Fallstricken. Einnahmen müssen versteuert werden – Kosten lassen sich aber nur bei nachgewiesener Einkunftserzielungsabsicht absetzen.
Der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e. V. (VLH) warnt vor steuerlichen Fallstricken bei der privaten Vermietung von Ferienwohnungen. Ferienzeit ist Vermietungszeit: Millionen Deutsche verbringen ihre freien Tage in Ferienhäusern – viele nutzen die Gelegenheit jedoch auch, um selbst als Gastgeberinnen und Gastgeber aufzutreten. Laut Deutschem Ferienhausverband stammen rund 82 Prozent der über 550.000 Ferienunterkünfte in Deutschland von privaten Anbietern. Doch wer eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus vermietet, sollte genau wissen, was das Finanzamt erwartet. Ohne klare Einkunftserzielungsabsicht drohen steuerliche Nachteile.
Einnahmen aus privater Ferienvermietung sind steuerpflichtig
Alle Einnahmen aus der Vermietung einer Ferienimmobilie müssen in der Steuererklärung angegeben werden – ganz gleich, ob gelegentlich oder regelmäßig vermietet wird. Bei jährlich rund 307 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen, davon 250 Millionen in privaten Unterkünften, entsteht für den Staat laut Branchenverband ein Steueraufkommen von etwa 5,2 Millionen Euro pro Jahr.
Abzugsfähig nur bei klarer Gewinnerzielungsabsicht
Ob sich Werbungskosten wie Reinigung, Werbung oder Reparaturen steuerlich absetzen lassen, hängt davon ab, ob eine sogenannte Einkunftserzielungsabsicht nachgewiesen werden kann. Diese liegt in der Regel dann vor, wenn:
- die Unterkunft ausschließlich und durchgängig vermietet wird,
- und mindestens 75 Prozent der ortsüblichen Vermietungszeit erreicht werden.
Beispiel: Wird in einer Region im Schnitt 200 Tage im Jahr vermietet, muss die eigene Ferienwohnung für mindestens 150 Tage belegt sein.
Vorsicht bei Eigennutzung: Prognose über 30 Jahre
Wer seine Unterkunft zeitweise selbst nutzt oder Familien und Freunden unentgeltlich überlässt, gerät in eine andere steuerliche Kategorie. In diesem Fall verlangt das Finanzamt häufig eine sogenannte Totalüberschussprognose – und zwar für 30 Jahre. Damit soll belegt werden, dass langfristig ein Einnahmenüberschuss zu erwarten ist. Andernfalls gelten Einnahmen und Ausgaben als privat motiviert – Verluste dürfen dann nicht steuerlich geltend gemacht werden. Werbungskosten können in solchen Fällen nur anteilig für die vermieteten Zeiträume angesetzt werden.
Diese Kosten können (anteilig) abgesetzt werden
Sind die Voraussetzungen erfüllt, lassen sich unter anderem folgende Aufwendungen steuerlich als Werbungskostenberücksichtigen:
- Reinigung und Instandhaltung
- Werbung und Plattformgebühren
- Vermittlungsprovisionen
- Schuldzinsen und Grundbesitzabgaben
- Abschreibungen für Gebäude und Einrichtung
- Versicherungen (z. B. Wohngebäude- oder Haftpflichtversicherung)
Reform 2025: Steuerfreiheit für Kleinunternehmer
Ein steuerlicher Lichtblick kommt 2025: Ab dem Veranlagungszeitraum gelten Umsätze von Kleinunternehmern als umsatzsteuerfrei. Damit dürfen auch Lohnsteuerhilfevereine wie die VLH künftig Ratsuchende mit Einkünften aus Vermietung und Verpachtung unterstützen – sofern deren Überschusseinkünfte unter 18.000 Euro (Einzelveranlagung)oder 36.000 Euro (Zusammenveranlagung) liegen.
Einordnung
Das Steuerrecht für Ferienwohnungsvermieter bleibt komplex, aber gestaltbar. Wer langfristig Einnahmen erzielen will, sollte von Beginn an auf eine klare Trennung von privater und gewerblicher Nutzung achten. Die nun erweiterte Beratungsbefugnis der Lohnsteuerhilfevereine könnte insbesondere für Kleinvermieterinnen und -vermieter eine wertvolle Unterstützung sein.
Themen:
LESEN SIE AUCH
BFH-Urteil: Kein sofortiger Steuerabzug für Hausgeld in die Erhaltungsrücklage
Wenn Eigentümer einer vermieteten Wohnung monatliches Hausgeld an die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zahlen, fließt ein Teil davon in die sogenannte Erhaltungsrücklage. Doch wann genau können Vermieter diese Zahlungen steuerlich geltend machen?
Mit Ferienwohnung Steuern sparen
Nebenkostenabrechnung 2024: Was zählt – und was nicht
Die Abrechnung der Betriebskosten für 2024 fällt für viele Mieter höher aus als erwartet – trotz sinkender Energiepreise. Warum das vergangene Jahr kein fairer Vergleichsmaßstab ist.
Frühling für die Photovoltaik: Steuerfrei in die Sonne investieren
Photovoltaik lohnt sich jetzt noch mehr: Für kleine Solaranlagen bis 30 kWp entfallen Einkommen- und Gewerbesteuer – ab 2025 sogar für alle Gebäudearten. Auch die Anschaffung bleibt dank Nullsteuersatz steuerfrei. Was Betreiber jetzt wissen müssen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Bauzinsen im Spannungsfeld von EZB-Politik und US-Handelskonflikten
Die Baufinanzierungszinsen zeigen sich im April stabil – vorerst. Die Märkte spekulieren auf eine Leitzinssenkung der EZB, während Handelskonflikte unter US-Präsident Trump für Unsicherheit sorgen. Qualitypool-Geschäftsführer Antonio Skoro ordnet die aktuelle Entwicklung ein.
Wohnungseinbrüche kosten Versicherer immer mehr
Wohnungseinbruch bleibt ein teures und belastendes Risiko: 2024 zahlten deutsche Versicherer 350 Millionen Euro für rund 90.000 Einbrüche. Der finanzielle Schaden pro Fall steigt – vor allem durch den Diebstahl hochwertiger Technik. Der GDV ruft zu mehr Investitionen in mechanische und elektronische Sicherheitsmaßnahmen auf.
Elementarschutz auf dem Verhandlungstisch: Politik und Verbände drängen auf Pflichtversicherung
Die Pflichtversicherung gegen Hochwasser rückt näher: Politik und Verbände machen Druck – eine staatliche Rückversicherung ist bereits in Planung.
Klimawandel und Versicherung: Steigende Risiken, höhere Kosten – Droht Deutschland das US-Szenario?
Naturkatastrophen verursachen weltweit immer höhere Schäden – in den USA steigen die Versicherungsprämien drastisch, in Deutschland wird über eine Elementarpflichtversicherung diskutiert. Wie beeinflusst der Klimawandel die Versicherbarkeit von Wohngebäuden? Und welche Rolle spielen Vermittler in der Risikovorsorge? Nico Streker, Geschäftsführer der Asspick Versicherungsmakler GmbH aus Lübeck, geht diesen Fragen im Gastbeitrag nach. Der Text erschien zuerst im expertenReport 03/2025.